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Totenbraut (German Edition)

Totenbraut (German Edition)

Titel: Totenbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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trank. Die weiße Strähne.
    „Bist du ... Jovans Sohn?“, fragte ich sanft. „Wie ist dein Name?“
    Der Mann schwankte, als könne er sich vor Schwäche kaum noch auf den Beinen halten. „Vampir“, flüsterte er mit vor Angst erstickter Stimme. Dann verdrehte er die Augen, brach zusammen und blieb ohnmächtig neben dem Grab liegen.

Saniyes Wahl
     

    I
ch weiß nicht, was mich zuerst erreichte: das Bellen des Hundes, der zu dem Ohnmächtigen lief, als würde er ihn schon lange kennen; Danios entsetzte Stimme, die meinen Namen rief – oder Simeons Aufschrei. Licht leckte über das Grabkreuz und streifte die leblose Gestalt.
    „Was hast du mit ihm gemacht?“, rief Simeon und stürzte an mir vorbei. Nema war in Tränen aufgelöst. Sie warf mir einen furchtsamen Blick zu und folgte Simeon. Neben dem Grab warf sie sich über den Bewusstlosen. Ihr offenes Haar bedeckte ihn wie ein grauer Fächer. Sie weint um ein Ungeheuer! Zitternd schlang ich die Arme um mich. Alles war verkehrt. Sie hätten den Untoten vertreiben oder unschädlich machen müssen, aber stattdessen kümmerten sie sich um ihn wie um einen verwundeten Menschen.
    Behutsam drehte Nema den Mann auf den Rücken, und mit einer Zärtlichkeit, die ich noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte, strich sie ihm das Haar aus dem Gesicht.
    „Zum Glück ist er nicht verletzt, aber er brennt wieder vor Fieber“, murmelte Simeon bekümmert. „Hast du ihn aus der Kammer gelassen?“
    Nema schüttelte den Kopf und machte einige Gesten, die ich nicht verstand. Benommen trat ich zurück, wandte mich um und wollte weglaufen – zurück in meinen Turm oder zu Vetar ... nur weg von hier. Doch ich stieß gegen Danilo. Einen Herzschlag lang standen wir uns wie erstarrt gegenüber – dann überraschte er mich, als er einfach die Arme um mich legte und mich an sich zog, als wollte er mich beschützen. Heute schrak ich nicht vor ihm zurück, sondern klammerte mich vielmehr an ihn und vergrub das Gesicht an seiner Schulter. Meine Zähne schlugen aufeinander und ich zitterte haltlos am ganzen Körper. Am liebsten hätte ich die Augen nie wieder geöffnet. Doch auch wenn ich die Lider noch so fest zusammenpresste, das Bild des Untoten konnte ich nicht vertreiben.
    „Er wird dir nichts tun“, flüsterte Danilo. „Ich verspreche es dir.“
    „Er ist ein Vampir!“
    „Ja, das ist er“, sagte er. Und mit einer Stimme, die von der Last dieses Geheimnisses niedergedrückt wurde, fügte er hinzu: „Aber er wird dir nichts zuleide tun.“
    „Danilo?“, rief Simeon. „Komm her, ich kann ihn nicht den ganzen Weg allein tragen!“
    Danilo ließ mich so zögernd los, als würde ihm das, was er nun tun musste, in tiefster Seele widerstreben, ging zu dem Ungeheuer und hob es vom Boden hoch. Mit einem Blick forderte er mich auf, ihm zu folgen.
    Ich weiß nicht, warum ich damals nicht fortlief. Aber wohin hätte ich auch fliehen sollen? In diesem Augenblick hätte ich mich selbst in der Kirche nicht mehr beschützt gefühlt. Alle Sicherheiten waren mir entglitten und das Einzige, woran ich mich noch festhalten konnte, war Danilos Versprechen, dass mir nichts geschehen würde. So ging ich Schritt für Schritt bergab wie in einem Traum – betäubt und unfähig einen anderen Weg einzuschlagen.
    Der linke Arm des Vampirs hing herunter und schwang hin und her, als würde er mir zuwinken und mich ermahnen, dieser gespenstischen Prozession zu folgen. Der Weg führte um den Schwarzen Turm herum zur Rückseite des Haupthauses. An einer Stelle, die nur vom Schwarzen Turm aus einsehbar war, kam meine Hausgemeinschaft zum Stehen. Vor einigen Monaten hatte sich eine unserer Ziegen in den Dornsträuchern, die hier wuchsen, verfangen, und ich war gekommen, um sie zu befreien. Allerdings war ich damals so beschäftigt gewesen, mich vor dem Turm mit seinen Fenstern zu fürchten, dass ich nur nach oben und niemals nach unten geblickt hatte.
    Im Boden befand sich eine grasbewachsene, fast unsichtbare Klappe, ähnlich der zum Vorratskeller, doch diese hier war mit Ranken und Zweigen getarnt. Simeon hob sie an und hätte Nema Sivac nicht sogleich zurückgescheucht, wäre er in den Schacht geschlüpft.
    In diesem Moment kam der Vampir in Danilos Armen zu sich. Er stöhnte auf und hustete krampfhaft, mir schien, als würde er wittern wie ein Hund. Auch Simeon zog die Luft durch die Nase ein und hob dann erschrocken die Hand.
    „Gütiger Gott, du stinkst nach Knoblauch!“, fuhr er Danilo an. „Willst

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