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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Vermutlich
wieder von ihr. Und noch mehr Haare.«
    »Wenn Madelisa Dooley die
Wahrheit sagt, muss er hier drin hin und her gegangen sein. Wirklich seltsam«,
sagt Becky als Lucy mit einem kleinen blau-gelben Kästchen und einer Flasche
sterilem Wasser erscheint.
    Scarpetta tritt ins Bad, zieht
den getigerten Duschvorhang zurück und leuchtet in die tiefe Kupferwanne.
Nichts. Im nächsten Moment jedoch fällt ihr etwas auf. Sie hebt den Gegenstand
auf, der wie eine Keramikscherbe aussieht und zwischen einem Stück weißer Seife
und der am Rand der Wanne eingehakten Seifenschale klemmt. Dann zückt sie ihre
Juwelierlupe.
    »Ein Stück von einer Zahnkrone«,
stellt sie fest. »Kein Porzellan, sondern ein Provisorium, das irgendwie zu
Bruch gegangen ist.«
    »Wo mag wohl der Rest stecken?«,
fragt Becky, geht auf der Schwelle in die Knie und leuchtet mit ihrer
Taschenlampe in alle Ecken. »Natürlich könnte sie auch schon länger dort
gelegen haben.«
    »Vielleicht wurde die restliche
Krone ja den Abfluss hinuntergespült. Wir sollten im Knie nachschauen. Sie
könnte überall sein.« Scarpetta glaubt, an der Scherbe - fast die Hälfte einer
Krone und allem Anschein nach von einem Schneidezahn stammend - Spuren von
eingetrocknetem Blut zu erkennen. »Wissen wir, ob Lydia Webster in letzter Zeit
beim Zahnarzt war?«
    »Das kann ich überprüfen. Auf
der Insel gibt es nicht viele Zahnärzte. Falls ihr Arzt seine Praxis also
nicht auswärts hat, sollte es rasch festzustellen sein.«
    »Der Besuch muss in
allerjüngster Zeit stattgefunden haben«, fährt Scarpetta fort. »Ganz gleich,
wie sehr man sich in Sachen Körperpflege auch gehenlässt, eine zerbrochene
Krone kann man nicht ignorieren, vor allem nicht an einem Schneidezahn.«
    »Ob sie von ihm ist?«, merkt
Lucy an.
    »Das wäre sogar noch besser«,
antwortet Scarpetta. »Wir brauchen einen kleinen Papierumschlag.“
    »Ich hole ihn«, erbietet sich
Lucy.
    »Ich kann sonst nichts erkennen.
Falls die Krone hier zerbrochen ist, ist der Rest nirgendwo zu sehen.
Vielleicht befindet er sich ja noch am Zahn. Ich habe mir mal eine Krone
abgebrochen. Ein Teil davon hing an dem kleinen Stummel, der von meinem Zahn
noch übrig ist.« Becky blickt an Scarpetta vorbei zur Kupferwanne. »Hier haben
wir das größte falschpositive Ergebnis der Weltgeschichte«, fügt sie hinzu.
»Etwas ganz Neues für die Fachbücher. Endlich ergibt sich mal eine
Gelegenheit, Luminol anzuwenden, und dann sind die verdammte Wanne und das
Waschbecken aus Kupfer. Tja, das können wir wohl vergessen.«
    »Ich nehme kein Luminol mehr«,
erwidert Scarpetta, als sei sie von der oxidierenden Substanz bitter enttäuscht
worden.
    Bis vor kurzem war Luminol aus
der Kriminaltechnik nicht wegzudenken. Auch Scarpetta hat es selbstverständlich
benutzt, um nicht mehr sichtbare Blutspuren zutage zu fördern. Mit einer
Sprühflasche Luminol lassen sich selbst weggewaschene oder übergestrichene
Blutflecken meist rasch feststellen, da es sie zum Leuchten bringt. Allerdings
hat diese Methode auch ihre Tücken, denn wie ein Hund, der alle Nachbarn
unterschiedslos mit einem Schwanzwedeln begrüßt, reagiert Luminol nicht nur auf
das Hämoglobin im Blut, sondern leider auch auf viele andere Dinge wie Farben,
Lacke, Rohrfrei, Bleiche, Löwenzahn, Disteln, Myrte und Mais. Und natürlich
auch auf Kupfer.
    Lucy holt einen kleinen Behälter
Hemastix-Teststreifen, um eventuell vorhandene Blutspuren nachzuweisen.
Währenddessen öffnet Scarpetta eine Blue-Star-Magnum-Schachtel und entnimmt ihr
eine braune Glasflasche, ein Folienpäckchen und eine Sprühflasche.
    »Es ist stärker, hält langer vor
und muss nicht bei völliger Dunkelheit angewendet werden«, erklärt sie Becky.
»Und da es kein Natriumperborat-Tetrahydrat enthält, ist es nicht toxisch. Man
kann es auch auf Kupfer benutzen, da die Reaktion sich in Intensität und
Farbspektrum von Blut unterscheidet.«
    Bis jetzt fehlt im Schlafzimmer
von Blut noch jede Spur. Obwohl Madelisa Blut gesehen haben will, hat selbst
das intensivste Weißlicht auch nicht den kleinsten Blutfleck sichtbar gemacht.
Allerdings wundert das Scarpetta inzwischen nicht mehr, denn der Täter hat
nach Madelisas Flucht aus dem Haus offenbar gründlich sauber gemacht. Scarpetta
stellt die Düse der Sprühflasche auf ganz fein ein, gießt 1,2 Milliliter steriles Wasser in die
Flasche und gibt zwei Tabletten dazu. Nachdem sie einige Minuten vorsichtig mit
einer Pipette umgerüht hat, fügt sie

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