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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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müssen. Wir hätten vor seiner Abreise über den Zwischenfall kurz
nach meiner Ankunft sprechen müssen.«
    »Ihrer Ankunft. Sie tun so, als wäre das McLean Hospital ein Hotel.«
    »Jetzt ist es zu spät.«
    »Sind Sie wirklich sicher, dass Dr. Maroni Sie
ungebührlich berührt hat?«
    »Ich dachte, das hätte ich unmissverständlich
klargestellt.«
    »Also glauben Sie es.«
    »Alle hier würden es sowieso abstreiten.«
    »Nein, ganz und gar nicht. Falls es stimmt.«
    »Alle würden es abstreiten.«
    »Als die Limousine Sie an der Anmeldung abgesetzt
hat, waren Sie geistig klar, aber sehr aufgebracht. Erinnern Sie sich? Wissen Sie
noch, dass Sie am Empfang mit Dr. Maroni gesprochen und ihm gesagt haben, Sie
brauchten einen Zufluchtsort, weil Sie eine E-Mail erhalten hätten? Den Rest
würden Sie ihm später erklären?«, erkundigt sich Benton. »Ist Ihnen noch
gegenwärtig, dass Sie sich ihm, sowohl in Worten als auch körperlich, mehr oder
weniger an den Hals geworfen haben?«
    »Als Arzt fehlt Ihnen eindeutig das
Einfühlungsvermögen. Vielleicht sollten Sie wieder beim FBI anheuern, wo Sie
Zeugen mit Wasserschläuchen foltern können. Eine andere Alternative wäre
natürlich, in meinen Computer, meinen Häusern und meinen Bankkonten
herumzuschnüffeln.«
    »Es ist wichtig, dass Sie sich daran erinnern, in
welchem Zustand Sie bei Ihrer Ankunft waren. Ich will Ihnen dabei helfen«, sagt
er.
    »Ich weiß genau, dass er in meinem Zimmer im
Pavillon war.«
    »Das war später am Abend, als sie plötzlich
hysterisch wurden und phantasiert haben.«
    »Daran sind nur die Medikamente schuld. Ich reagiere
sehr stark auf Medikamente. Deshalb nehme ich auch nie welche und lehne sie
grundsätzlich ab.«
    »Als Dr. Maroni in Ihr Zimmer kam, waren bereits
eine Neuropsychologin und eine Krankenschwester, also zwei Frauen, anwesend.
Währenddessen wiederholen Sie ständig, dass etwas nicht Ihre Schuld sei.“
    »Waren Sie dabei?“
    »Nein.«
    »Aha. Sie tun aber so.«
    »Ich habe Ihre Akte gelesen.«
    »Meine Akte. Wahrscheinlich träumen Sie schon davon,
sie an den Meistbietenden zu verkaufen.«
    »Dr. Maroni hat Ihnen Fragen gestellt. Unterdessen
hat die Krankenschwester Sie untersucht, und man hielt es für notwendig, Sie
durch eine intramuskuläre Injektion ruhigzustellen.«
    »Fünf Milligramm Haldol, zwei Milligramm Ativan, ein
Milligramm Cogentin. Die berüchtigte Fünf-zwo-eins-Chemiekeule, mit der man
gewalttätige Insassen in der forensischen Psychiatrie schachmatt setzt. Eine
Unverschämtheit, mich wie einen gefährlichen Geisteskranken zu behandeln! Ich
kann mich an nichts erinnern.«
    »Möchten Sie mir nicht erklären, was nicht Ihre
Schuld gewesen sein soll, Dr. Seif? Hatte es etwas mit der E-Mail zu tun?«
    »Dr. Maronis Verhalten war nicht meine Schuld.«
    »Also gibt es keinen Zusammenhang zwischen Ihrer
Aufgebrachtheit und der E-Mail, die Ihren Angaben nach der Grund war, warum
Sie überhaupt ins McLean Hospital gekommen sind?«
    »Offenbar ist das hier eine Verschwörung. Sie alle
sind daran beteiligt. Deshalb hat Ihr Kumpan Pete Marino sich mit mir in
Verbindung gesetzt, richtig? Vielleicht will er ja aussteigen und möchte, dass
ich ihn rette. Genauso wie damals in Florida. Was haben Sie und Ihre Freunde
mit ihm gemacht?«
    »Es gibt keine Verschwörung.«
    »Wollen Sie mich verhören?«
    »Sie sind nun seit zehn Tagen hier, ohne mit
jemandem über diese E-Mail gesprochen zu haben.«
    »Weil es im Grunde genommen um die Person geht, die
mir mehrere E-Mails geschickt hat. Deshalb ist es irreführend, ständig auf
dieser einen E-Mail herumzuhacken. Die Person ist das Problem.«
    »Wer ist es?«
    »Ein schwer gestörter Mensch, dem Dr. Maroni hätte
helfen können. Er braucht Hilfe, ganz gleich, was er auch getan haben mag. Und
falls mir oder jemand anderem etwas zustoßen sollte, ist es ganz allein Dr.
Maronis Schuld, nicht meine.«
    »Und was könnte man dann Ihnen vorwerfen?«
    »Nichts. Das habe ich doch gerade gesagt.«
    »Und Sie möchten mir diese E-Mail nicht zeigen,
damit wir den Verfasser besser verstehen und Sie möglicherweise vor ihm schützen
können?«, hakt Benton nach.
    »Interessanterweise hatte ich ganz vergessen, dass
Sie hier arbeiten. Erst als ich bei meiner Ankunft den Aushang sah, der für
Teilnehmer an Ihrer Studie warb, ist es mir wieder eingefallen. Außerdem hat
Marino es in seiner E-Mail erwähnt. Natürlich ist das nicht die Mail, die ich
meine. Also machen Sie sich keine falschen

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