Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
Hoffnungen. Er empfindet es als
langweilig und sexuell frustrierend, für Kay zu arbeiten.«
    »Ich würde gern mit Ihnen über alle E-Mails
sprechen, die Sie empfangen oder abgeschickt haben.«
    »Neid. So fing es an.« Sie betrachtet ihn. »Kay
beneidet mich, weil sie so ein armseliges Leben führt. Und so hat sie vor
lauter Verzweiflung und Verbitterung vor Gericht Lügen über mich verbreitet.«
    »Meinen Sie damit...?«
    »Das Problem liegt einzig und allein bei ihr.« Ein
hasserfüllter Blick. »Allerdings betrachte ich dieses abstoßende Beispiel von
Rechtsmissbrauch absolut objektiv. Ich habe es auch nie persönlich genommen,
dass Sie und Kay - hauptsächlich Kay - einen Meineid geschworen haben und sich
für diese widerwärtige Farce vor den Karren spannen ließen.« Eiskalte Wut malt
sich in ihren Augen. »Was würde die liebe Kay wohl dazu sagen, wenn sie wüsste,
dass Sie bei geschlossener Tür in meinem Zimmer sitzen?«
    »Als Sie mich um ein Gespräch unter vier Augen in
Ihrem Zimmer gebeten haben, haben wir eine Abmachung getroffen, nämlich dass
ich unsere Unterhaltung nicht nur mitschreibe, sondern auch aufzeichne.«
    »Nur zu. Zeichnen Sie auf und schreiben Sie. Eines
Tages werden die Unterlagen Ihnen sicher nützlich sein, denn Sie können eine
Menge von mir lernen. Lassen Sie uns jetzt über Ihr Experiment reden.«
    »Meine Studie, für die Sie sich freiwillig gemeldet
und trotz meiner Bedenken eine Sondererlaubnis erhalten haben. Das Wort Experiment benutzen
wir hier nicht.«
    »Ich frage mich, warum Sie mich von Ihrem Experiment ausschließen
wollen, wenn Sie nichts zu verbergen haben.«
    »Offen gestanden, Dr. Seif, bin ich nicht sicher, ob
Sie die Anforderungen erfüllen.«
    »Offen gestanden, Benton, würden Sie mich am
allerliebsten loswerden. Aber Sie müssen mich erdulden, weil Ihr Krankenhaus
sonst mit einer Diskriminierungsklage zu rechnen hätte.«
    »Wurde bei Ihnen je eine bipolare Störung
festgestellt?«
    »Das Einzige, was je bei mir festgestellt wurde, ist
Hochbegabung.«
    »War in Ihrer Familie jemand an einer bipolaren
Störung erkrankt?«
    »Und was soll das beweisen? Tja, aber das ist ja
wohl Ihr Problem. Dass in verschiedenen Stimmungsphasen der dorsolateral
präfrontale Kortex, ausgelöst durch die entsprechenden Außenreize,
aufleuchtet? Na und? PET-CT und Funktions-CT haben bei depressiven Menschen
eine eindeutig abnormale Durchblutung der präfrontalen Regionen sowie eine
verminderte Aktivität des dorsolateralen präfrontalen Kortex nachgewiesen. Und
Sie interessieren sich zusätzlich für die Gewaltneigung. Aber was sagt uns
das, und warum spielt es eine Rolle? Ich weiß, dass Ihr kleines Experiment
nicht vom Harvard-Ausschuss für Versuche am Menschen genehmigt wurde.«
    »Wir führen keine nicht genehmigten Studien durch.«
    »Sind die sogenannten gesunden Versuchspersonen
eigentlich immer noch gesund, wenn Sie mit ihnen fertig sind? Und was geschieht
mit den nicht so gesunden Probanden? Den armen Teufeln, die an Depressionen,
Schizophrenie oder einer bipolaren oder sonst irgendwie gearteten Störung
leiden, dazu neigen, sich selbst und andere zu verletzen, oder zwanghafte
Gewaltphantasien hegen?«
    »Ich nehme an, Jackie hat Sie bereits instruiert?«,
erwidert er.
    »Nicht unbedingt. Sie könnte den dorsolateralen
präfrontalen Kortex nicht von einem Kabeljau unterscheiden. Untersuchungen zu
dem Thema, wie das Gehirn auf Kritik durch die Mutter reagiert, sind nichts
Neues. Jetzt also noch unter Einbeziehung der Gewaltneigung? Was soll das?
Warum ist das so wichtig? Was nützt es, dass Sie die Unterschiede zwischen
gewalttätigen und gewaltfreien Individuen nachweisen können? Hätte sich der
Sandman davon aufhalten lassen?«
    »Der Sandman?«
    »Wenn Sie sein Gehirn betrachten würden, würden Sie
den Irak sehen. Und dann? Könnten Sie den Irak aus seinem Gehirn hinauszaubern,
und alles wäre wieder gut?«
    »Stammt die E-Mail von ihm?«
    »Ich habe keine Ahnung, wer er ist.«
    »Könnte es sich um die gestörte Person handeln, die
Sie an Dr. Maroni verwiesen haben?«
    »Ich begreife nicht, was Sie an Kay finden«, sagt
Dr. Seif. »Riecht sie eigentlich nach Leichenhalle, wenn Sie nach Hause kommt?
Aber Sie sind ja nicht da, um das mitzuerleben.«
    »Wenn ich Sie recht verstehe, haben Sie die E-Mail
einige Tage nach dem Auffinden von Drews Leiche erhalten. Ein Zufall? Sie
müssen mir sagen, was Sie über den Mord wissen«, drängt Benton. »Ich bitte Sie
inständig.

Weitere Kostenlose Bücher