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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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wohnt.
    »Ich habe keine Lust, mich
anzustecken«, quengelt Marino.
    »Dann bleib eben im Auto.«
    »Was hast du mit meiner Pistole
gemacht?« Auch diese Frage hat er schon mehrfach gestellt.
    »Wie ich bereits sagte, sie ist
an einem sicheren Ort.«
    Scarpetta steigt aus. Auf dem
Rücksitz steht eine Kiste mit abgedeckten Schüsseln. Sie hat die ganze Nacht
am Herd gestanden und genug Tagliolini mit Fontina-Käse, Lasagne Bolognese und Gemüsesuppe
gekocht, um zwanzig Personen durchzufüttern.
    »In deinem Zustand gestern Nacht
war eine geladene Pistole nichts für dich«, fügt sie hinzu.
    »Ich will wissen, wo sie ist.
Was hast du damit gemacht?«
    Er geht ein Stück vor ihr her,
ohne ihr anzubieten, die Kiste für sie zu tragen.
    »Da kann ich mich nur
wiederholen. Ich habe sie dir gestern Nacht abgenommen. Den Motorradschlüssel
ebenfalls, weil du darauf bestanden hast, selbst nach Hause zu fahren, obwohl
du kaum noch gerade stehen konntest. Schon vergessen?«
    »Der Bourbon, den du im Haus
hattest«, erwidert er, während sie durch den Regen auf das weiße Gebäude
zusteuern. »Booker's.« Als wäre es ihre Schuld. »Einen guten Bourbon wie den
kann ich mir nicht leisten. Der gleitet so sanft die Kehle runter, dass man gar
nicht merkt, wie viel Volt er hat.«
    »Also bin ich jetzt wohl für
deinen Zustand verantwortlich.«
    »Keine Ahnung, warum du so
starken Alkohol im Haus hast.«
    »Du hast ihn selbst an Silvester
mitgebracht.«
    »Ich fühle mich, als hätte mir
jemand eins mit dem Wagenheber übergezogen«, schimpft er, als sie die Vortreppe
hinaufsteigen. Der Portier lässt sie hinein.
    »Guten Morgen, Ed«, begrüßt ihn
Scarpetta. Aus seinem Büro am Flur ist ein Fernseher zu hören. Es laufen die
Nachrichten, weitere Meldungen über den Mord an Drew Martin.
    Ed wirft einen Blick in Richtung
Büro. »Wirklich ein Jammer«, bemerkt er kopfschüttelnd. »Sie war ein nettes
Mädchen. Ich habe Sie hier gesehen, kurz bevor sie ermordet wurde. Immer wenn
sie durch diese Tür kam, hat sie mir zwanzig Dollar Trinkgeld gege ben. Eine
Tragödie. So ein reizendes Mädchen. Und überhaupt nicht arrogant.«
    »Hat sie denn hier gewohnt?«,
wundert sich Scarpetta. »Ich dachte sie wäre immer im Charleston Place Hotel abgestiegen, wenn sie in der Stadt war.
Zumindest hieß es so in den Nachrichten.«
    »Ihr Trainer hat hier eine
Wohnung, die er allerdings kaum nutzt«, erwidert Ed.
    Scarpetta fragt sich, warum ihr
das niemand erzählt hat. Doch jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um
nachzuhaken, denn sie macht sich Sorgen um Rose. Ed holt den Aufzug und drückt
auf den Knopf für die Etage, in der Rose wohnt.
    Die Türen schließen sich.
Marinos dunkle Brille starrt geradeaus.
    »Ich glaube, ich habe Migräne«,
sagt er. »Hast du etwas gegen Migräne da?«
    »Du hast bereits achthundert
Milligramm Ibuprofen intus. In den nächsten fünf Stunden gibt es nichts.«
    »Das hilft aber nicht gegen
Migräne. Warum musstest du nur dieses Zeug im Haus haben? Ich fühle mich, als
hätte mir jemand K.-o.-Tropfen untergejubelt.«
    »Der Einzige, der dir was
untergejubelt hat, bist du selbst.«
    »Ich fasse es nicht, dass du
Bull tatsächlich angerufen hast. Was, wenn er gefährlich ist?«
    Angesichts der Vorfälle der
letzten Nacht redet da der Richtige.
    »Hoffentlich fragst du ihn nicht
als Nächstes, ob er nicht im Autopsiesaal aushelfen möchte«, fährt Marino
fort. »Er hat doch keine Ahnung und wird uns nur im Weg herumstehen.«
    »Darüber kann ich mir jetzt
keine Gedanken machen. Zuerst müssen wir uns um Rose kümmern. Und du solltest
endlich aufhören, um dich selbst zu kreisen.« Wut steigt in ihr hoch. Raschen
Schrittes marschiert sie den weiß getünchten und mit einem abgetretenen blauen
Teppich ausgelegten Flur entlang.
    Als sie an Roses Wohnungstür
läutet, macht niemand auf, und bis auf den Fernseher ist von drinnen nichts zu
hören. Also stellt sie die Kiste ab und versucht es erneut. Nachdem sie zum
dritten Mal geklingelt hat, ruft sie Roses Mobil- und Festnetznummer an.
Drinnen piept es. Die Mailbox springt an.
    Sie hört den Fernseher. Sonst
ist es mucksmäuschenstill.
    »Wir müssen uns den Schlüssel
besorgen«, sagt sie zu Marino. »Ed hat einen. Rose!«
    »Vergiss es.« Als Marino der Tür
einen kräftigen Tritt versetzt, zersplittert das Holz. Die Sicherungskette
reißt ab, sodass die Messingglieder klappernd zu Boden fallen und die Tür
gegen die Wand knallt.
    Drinnen liegt Rose reglos auf
dem

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