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Totenfeuer

Totenfeuer

Titel: Totenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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circa eins vierundachtzig bis eins sechsundachtzig groß, Alter zwischen Ende fünfzig und Anfang sechzig. Könned Sie damit ebbes a’fange’, Frau Krischtensen?«
    »Allerdings, wir haben eine passende Vermisstenmeldung vorliegen. Sagen Sie, nur so aus Neugier, wie findet man bei einem derart verbrannten Leichnam eigentlich das Alter heraus?«
    »Des isch ganz oifach, Frau Kommissarin: Ma’ sägt ’n in der Mitte durch und zählt die Ringe.«
    »Ich bin ein Heiler, Geistheiler, Lebensberater, Physiotherapeut und Reikilehrer. Geistheilung bedeutet Heilung mit dem Geist und ist eine uralte Heilmethode. Ich sehe mich als Kanal für die universelle Lebensenergie, mein Anliegen ist es, feinstoffliche und spirituelle Zusammenhänge individuell verständlich zu vermitteln. Gesundheit und Krankheit existieren als Energieformen, und zwar lange bevor sie sich als Symptom zeigen. Kranke Energieformen entstehen durch Blockaden des Energiefeldes, denen wiederum Traumata und Schuldgefühle zugrunde liegen. Der Heiler kann diese Störungen im Energiefeld des Patienten erspüren, sie ihm bewusst machen und sie transformieren und lösen, sodass der Mensch wieder in Harmonie mit seinem Leben ist. Die Wahrheit heilt! Beim geistigen Heilen sehe ich mich als Kanal für die universelle Lebensenergie, die Engel und anderen positiven Kräfte. Dazu vereinige ich mich mit der Seele meiner Klienten, betrachte deren Aura, die Chakren …«
    Oda unterbricht ihre Lektüre, steckt sich einen Zigarillo an und bemerkt: »Starker Tobak, diese Webseite.«
    Hinter ihr stehen Jule und Fernando, die sie mit den Worten: »Kinder, das müsst ihr euch ansehen« in ihr Büro gelockt hat.
    »Ob man mit so was wohl mehr Geld verdient als vorher als Arzt?«, überlegt Fernando.
    »Hier, das ist auch schön.« Jule liest laut: »Je nach Notwendigkeit trete ich auch mit dem Schutzengel des Menschen in Verbindung. Lichtwesen, auch als Engel bezeichnet, sind Splitter Gottes, die in höheren Ebenen weilen. Sie nehmen durch das Channeln mit den Menschen und anderen Lebewesen auf Erden Kontakt auf und können ihnen hilfreich zur Seite stehen.«
    » Splitter Gottes , mich laust der Affe!«, ruft Fernando.
    »Hat er auch Exorzismus im Angebot?«, fragt Oda.
    »Nein, aber Raucherentwöhnung«, grinst Jule. Sie ist angespannt und aufgekratzt. Sie hat kaum geschlafen, wie auch, neben einem Mann, der sich die halbe Nacht ruhelos im Bett herumwälzt. Als er dann doch endlich eingeschlafen ist, hat er geschnarcht. Um sechs Uhr ist Jule aufgestanden und hat Frühstück gemacht: Rührei mit Speck, Orangensaft, Milchkaffee. Sie ist sogar zum Kiosk gerannt und hat frische Croissants und die Tageszeitung geholt – natürlich ist die Leiche aus dem Osterfeuer die Titelstory des Lokalteils –, während sie sich gefragt hat, ob mit ihr eigentlich noch alles in Ordnung ist.
    »Daran könnte ich mich gewöhnen«, lautete der Kommentar ihres Geliebten, als er aus der Dusche kam, und zum ersten Mal seit dem Vorabend lächelte er. Dann rief er seinen Chef an, um sich krankzumelden. Zu Jule sagte er: »Ich muss nachdenken und einiges regeln.«
    Jule ahnt, dass der Kampf noch lange nicht gewonnen ist, aber wenigstens ist Bewegung in die Sache gekommen. »Wenn dieser Doktor jetzt noch ’nen Liebeszauber parat hat, dann ist er mein Mann!«, verkündet sie nun und schränkt bekümmert ein: »Aber leider steht ja zu befürchten, dass unser Wunderheiler tot ist.«
    Oda nickt: »Tja, eben noch mit den Splittern Gottes geplaudert, und – schwupps – schon ist er selbst im Jenseits.«
    Ein Räuspern ertönt, und durch die Rauchwolke von Odas Zigarillo wird der kompakte Umriss von Hauptkommissar Völxen im Türrahmen sichtbar. »Meine Herrschaften, ich muss doch bitten.«
    »Entschuldige, es war zu verlockend«, gesteht Oda.
    »Und wie oft muss ich eigentlich noch darauf hinweisen, dass in diesem Gebäude Rauchverbot herrscht?«
    »Das ist mir bekannt, aber ich erwarte ja jede Sekunde weitere Anrufe von unserem schwäbischen Leichenfledderer. Das nächste Mal geh ich runter, versprochen.«
    Längst kennt Völxen Odas Ausreden in allen Varianten. Er geht nicht darauf ein, sondern sagt: »Ich kenne diese Webseite auch. Sag mir bitte einer, wie ein studierter Mediziner umschwenken kann auf solche … solche …«
    »Du meinst auf die Hardcore-Eso-Schiene?« Fernando zuckt die Achseln.
    »Mir scheint, im Moment erlebt der Okkultismus ohnehin eine Hochblüte wie seit dem Mittelalter nicht

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