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Totenfeuer

Totenfeuer

Titel: Totenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Eine innere Stimme sagt Völxen jedoch, dass Gutensohn nicht fliehen wird. Wie bitte? Innere Stimme? Das ist bodenloser Leichtsinn, Herr Hauptkommissar. Würden seine Mitarbeiter so handeln, würde er ihnen gehörig die Leviten lesen. Egal, ich werde es dennoch riskieren, beschließt Völxen und greift zum Hörer, um den Verdächtigen einzubestellen.
    Fernando brütet schon den ganzen Vormittag über den Steuerunterlagen, die Jule aus Roland Felks Haus mitgenommen hat. Seit drei Jahren wirft die Praxis einen Gewinn ab, der im letzten Jahr knapp 80 000 Euro betrug. In den Jahren davor waren es 60- und 50 000. Diese Summen musste sich Dr. Felk mit Herrn Tang teilen. Demnach schwamm er nicht im Geld, aber die Tendenz war ganz klar steigend. Schon beeindruckend, findet Fernando, wie man an leichtgläubigen Menschen Geld verdienen kann. Außerdem, so vermutet er, läuft in so einem Laden bestimmt einiges bar und unter der Hand, da Quantenheilung, Lichtarbeit, Meditations- CD s und ähnliche Leistungen ja ohnehin nicht von den Krankenkassen bezahlt werden. Wo steckt Jule überhaupt so lange? Unmöglich von ihr, mir den langweiligen Kram aufzuhalsen und auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Es ist halb eins, sein Magen knurrt. Zeit fürs Mittagessen, beschließt er und begibt sich hinunter in die Kantine. An einem der Tische sitzt Oda mit einem blonden Mädchen und winkt Fernando zu. Der grüßt zurück und stellt sich mit seinem Tablett vor die Theke. Es gibt Lammbraten mit Bohnen und Bratkartoffeln. Fernando gibt seine Bestellung auf. Nachdem er bezahlt hat, hört er Odas Stimme: »Fernando, setz dich zu uns. Veronika hat mir die Ehre erwiesen, sie zum Mittagessen einladen zu dürfen.«
    »Hi, Fernando.« Veronika hebt die Hand und lächelt.
    Klare blaue Augen, elegant geschwungene Brauen, ein etwas strenger Mund – die Ähnlichkeit mit Oda ist frappierend. Dazu kinnlange blonde Haare, nur einen Tick dunkler als die hellblonden ihrer Mutter.
    »Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen?«, wundert sich Oda.
    »Nein. Ich … will euch nicht stören.«
    »Du störst nicht. Ich hol mir noch Kaffee. Für dich auch, Veronika?«
    »Nö.«
    Fernando setzt sich hin, während Oda zur Theke geht.
    »Guten Appetit«, wünscht Veronika.
    »Danke.«
    »Ist was?«, fragt sie Fernando, der sie pausenlos anstarrt und dabei versucht, sich die Gesichtszüge des schwarzhaarigen Mädchens ins Gedächtnis zu rufen, das er im Pavillon bei der Band Chorprobe gesehen hat.
    »Seit wann hast du blonde Haare?«, fragt er Veronika.
    »Seit meiner Geburt.«
    »Aber waren die nicht neulich noch schwarz?«
    »Das war vor über einem Jahr«, erklärt Veronika. »Da hatte ich mal meine schwarze Phase.«
    »Existenzialismus?«
    »Nein. Grufti.«
    »Sieht hübscher aus, das Blond.«
    »Frau Wedekin, ich weiß nicht, ob es Ihnen schon aufgefallen ist, aber da ist ein Hund in Ihrem Büro.« Hauptkommissar Völxen lehnt mit verschränkten Armen und gerunzelter Stirn im Türrahmen.
    »Das ist Oscar. Bei Anna Felk kann er nicht bleiben, weil die einen Kater hat. Und Oscar mag keine Katzen.«
    »Verständlich. Ich habe es auch nicht gerne, wenn die Biester ihre monströsen Haufen in unsere Blumenbeete setzen, aber warum bringen Sie ihn auf unsere Dienststelle?«, fragt Völxen, wobei er versucht, dem Blick der Hundeaugen auszuweichen, die ihn anhimmeln, als sei er der Messias.
    »Er ist ganz lieb«, meint Jule. »Solange keine Katze in der Nähe ist.« Jule hat ihm eine karierte Decke organisiert und ihn vorsichtshalber am Heizkörper angebunden.
    »Das beantwortet nicht meine Frage.«
    »Ich dachte, Sie könnten ihn vielleicht nach Feierabend zu den Felks auf das Gut bringen, auf dem Heimweg sozusagen. Dort wäre er doch gut aufgehoben.«
    »Wissen die davon?«
    »Äh … nein. Ich finde, es ist besser, wenn sie ihn gleich sehen. Dann können sie nicht so leicht Nein sagen.«
    »Hm.« Völxen beugt sich hinab zu Oscar, der daraufhin in ekstatisches Schwanzwedeln verfällt. Der Kommissar kann gerade noch verhindern, dass der Hund ihm das Gesicht ableckt. »Pfui, lass das!«
    »Das ist eine Beschwichtigungsgeste. Es bedeutet, dass er Sie als Alphatier anerkennt«, erklärt Jule.
    »Ein kluges Tier.« Völxen richtet sich wieder auf. »Gut, meinetwegen, ich liefere ihn heute Abend dort ab«, stöhnt er. »Haben Sie sonst noch etwas erreicht an diesem Vormittag?«
    »Ja, durchaus. Anna Felk wusste nichts von den geplanten Grundstücksgeschäften ihres

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