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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Geld für die Anzahlung für ein Loft in einem dieser umgebauten Lagerhäuser im Pearl District gespart hatte.
    Das Zusammenleben mit Bliss hatte seine Vor- und Nachteile. Susans Mutter trug ihr Haar gebleicht und zu Dreadlocks geflochten, boykottierte alles, was aus Plastik war, und hatte kürzlich eine Erlaubnis zum Gebrauch von Marihuana wegen nicht näher definierter »Angstzustände« bekommen. Aber Susan konnte umsonst bei ihr wohnen. Und wenn man ungeschälten Reis sehr mochte, kochte Bliss ganz gut. Was Susan nicht gern zugab, war, dass sie sich, nach allem, was im letzten Jahr passiert war, zu Hause sicher fühlte, so verrückt es klang.
    Sie hätte die chinesischen Aufputschmittel nicht nehmen sollen. Aber es war zwei Uhr morgens. Und Ian verlangte ihren Beitrag. Er war bereits ausgerastet, weil sie bei Henry und Archie im Krankenhaus geblieben war, anstatt schleunigst in die Redaktion zurückzukommen. Diesmal hatte sie ihn richtig vergrätzt. Er wollte nicht einmal das Taxi bezahlen.
    »Das ist alles?«, tobte Ian. Er hatte Kartoffelchips mit Sauerrahm und Zwiebel aus dem Snack-Automaten gegessen. Susan roch es in seinem Atem. Er setzte sich auf die Kante ihres Schreibtischs und hätte fast ihre Handtasche auf den Boden gestoßen. Sie stellte die Tasche demonstrativ auf die andere Seite ihrer Tastatur. »Du schreibst eine Zweitausend-Wörter-Kolumne über ein altes Skelett, das sie in einem Hundepark gefunden haben, und ich bekomme dreihundert Wörter über einen halb ermordeten Polizisten?«, fragte Ian.
    »Derek hat die Meldung bereits geschrieben.«
    »Du warst dabei, als er gefunden wurde. Ich will wissen, wie er ausgesehen hat. Ich will auf der Seite spüren können, wie er stirbt.«
    »Er ist mein Freund.«
    »Du bist Journalistin. Benimm dich wie eine. Ich will in zwanzig Minuten eine neue Version.«
    »Nein.«
    »Ich kann dich feuern.«
    Susan ignorierte ihn.
    Ian warf die Hände in die Luft. »Weißt du was?« Er geiferte ein paar Sekunden herum, dann zeigte er auf sie. »Du bist gefeuert.«
    Susan sah ihn von der Seite her an. Machte er Spaß? »Das kannst du nicht machen.«
    »Ian«, sagte Derek.
    Ian wies mit dem Daumen auf Derek. »Ich krieg zwei von seiner Sorte für dich«, sagte er zu Susan. »So etwas Besonderes bist du nicht.« Er richtete seinen Pferdeschwanz. »Pack eine Kiste«, sagte er. »Ich rufe in der Personalabteilung an.« Dann entfernte er sich.
    Er meinte es ernst.
    Das passierte nicht wirklich. Es war eine von chinesischen Aufputschmitteln hervorgerufene Halluzination. So etwas war der Grund, warum man keine Drogen nehmen sollte.
    Sie stellte ihre Handtasche auf ihren Schoß und hielt sie dort fest.
    »Soll ich dir helfen, einen Karton zu suchen?«, fragte Derek.

19
    »Tetrodotoxin«, sagte Robbins.
    Archie hatte keine Ahnung, was das war, aber Robbins hatte recht gehabt – es gefiel ihm nicht, wie es sich anhörte. Chief Eaton gefiel es offenbar ebenfalls nicht, denn er legte Robbins sofort die Hand auf die Schulter, machte Archie mit der andern Hand ein Zeichen und dirigierte sie beide fort von den übrigen Beamten, zurück zur Mobilen Kommandozentrale. Aus der Nähe betrachtet wirkte das Fahrzeug noch größer und neuer, und es hatte nicht einen Kratzer auf der schwarz glänzenden Lackierung. Eaton führte sie um die Rückseite des Gefährts herum. Archie war noch nie darin gewesen. Aber er stellte sich Reihen von Flachbildschirmen und roten Telefonen vor. Das Fahrzeug war von außen beleuchtet, als stünde es in einem Schauraum zum Verkauf. Aber wenigstens konnten sie einander sehen.
    Eaton senkte die Stimme. »Tetro was?«, fragte er Robbins.
    Der Lkw lief im Leerlauf, und Dieseldämpfe hingen schwer in der Luft. Eaton hustete und lockerte seine Krawatte.
    Bioterrorismus. Archie wusste, das war es, woran der Polizeichef dachte. Dahin gingen die Gedanken heutzutage. Archie wusste nicht, was Tetrodotoxin war, und es war ihm auch egal. Sie hatten es identifiziert. Sie hatten entdeckt, womit man Henry vergiftet hatte. Jetzt konnten sie ihm helfen.
    »Tetrodotoxin«, sagte Robbins. »Es ist ein Nervengift, das von einem Bakterium produziert wird. Kurz TTX .«
    Nervengift. Das klang nicht gut.
    »Womit haben wir es hier genau zu tun?«, fragte Archie.
    Robbins zögerte, dann griff er in seine Jacke und holte ein gefaltetes Blatt Papier hervor. Er entfaltete es und reichte es Archie. Archie kannte das Format. Es war eine Wikipedia-Seite.
    Archie überflog die Überschriften.

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