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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Tasche. Normalerweise wäre es ihr egal gewesen, aber Barry benahm sich so demonstrativ ungeduldig, dass Susan den Wunsch verspürte, sich Zeit zu lassen. Es hatte einmal eine diesbezügliche Studie gegeben. Wenn Leute sahen, dass jemand bereits auf ihren Parkplatz wartete, brauchten sie immer länger, bis sie losfuhren, als wenn niemand wartete. Es war statistisch erwiesen.
    Sie tastete auf dem Boden ihrer Handtasche herum und hob die Tampons wieder auf, die weißen Hüllen waren bereits von Müll aus den Tiefen ihrer Tasche besudelt – ein altes Bonbon, Tabak, ein abgeschnittener Fingernagel.
    Susan schnippte das Fingernagelstück in die Handtasche zurück.
    Barry sah ein wenig ängstlich aus.
    »Tut mir leid«, sagte Susan und stopfte die Tampons in die Schachtel zurück.
    Sie fuhr noch einmal mit der Hand durch die Tasche und förderte weitere Tampons zutage, ein wenig Kleingeld, einen platt gedrückten Schokoriegel und ein paar lose chinesische Aufputschpillen.
    Und da war noch etwas in ihrer Hand, etwas, das sie zusammen mit den Tampons aufgefischt hatte. Sie sah das schwarze Metall vor der weißen Tamponhülle glänzen.
    In ihrer Kehle stieg es heiß und sauer auf.
    Sie wusste, was es war. Wie sollte sie es nicht wissen? Sie hatte erst vor einer Stunde genau so einen in der Hand gehalten.
    Das ergab keinen Sinn. Wie sollte sie zu so einem Ding kommen? Hatte sie versehentlich den von Henry eingesteckt?
    Nein. Henrys war noch an seinem Schlüsselbund. Archie hatte ihn in der Hand gehalten, als sie gegangen war.
    Das hier war ein weiterer Schlüssel.
    Klein. Schwarz. Runder Griff. Genau wie die anderen.
    Susans Gesicht fühlte sich heiß an.
    Wie lange war er schon in ihrer Tasche?
    »Sie haben ein totes Pferd gefunden, das im John Day River treibt«, sagte Gloria.
    Es konnten noch Fingerabdrücke darauf sein.
    Susan blickte auf. Es war nicht wie die große Szene im Kino, wenn die unheimliche Orgelmusik wabert und alle Leute im Raum erschrocken die Luft anhalten. Gloria starrte unverwandt auf den Fernsehschirm, und Barry hatte den Kopf über eins seiner Telefone gebeugt.
    Susan ließ den Schlüssel in die Tamponschachtel fallen, stand auf und drückte ihre Handtasche an die Brust.
    Es gab tausend Erklärungen. Eine grusliger als die andere.
    »Ich muss gehen«, sagte sie.
    Sie ließ Archies Karte auf dem Tisch, zusammen mit einem halb geschmolzenen Lutschbonbon und siebenunddreißig Cent.

26
    Archie hatte die Fotos der Schlüssel vergrößert und sie an die Wandtafel im Besprechungsraum der Task Force geheftet. Die Schlüssel von Henry und von dem Jungen waren ins Labor gebracht worden. Damit blieben noch drei. Archie streckte den kleinen Finger in die Höhe und zeigte auf das Mittelgelenk. »Die Schlüssel sind halb so groß wie mein kleiner Finger«, sagte er. »Was sperren sie wohl?«
    Heil, Flannigan und Ngyun saßen am Konferenztisch, jeder mit der dritten oder vierten Tasse Kaffee vor sich. Archie stand. Der Kühlschrank im Zimmer war kurz davor, den Geist aufzugeben, und sein sterbender Motor knirschte leise vor sich hin. Die Uhr an der Wand tickte. Der Regen fiel. Zwei Stühle am Tisch blieben leer. Der von Henry und der von Claire.
    Die Task Force war in einer aufgelassenen Bank untergebracht, die die Stadtverwaltung vor Jahren als zusätzlichen Büroraum gekauft hatte. Archie und sein Team waren hier eingezogen, als sie sich für die Jagd nach einem Serienmörder, der Teenager umbrachte, wieder zusammengefunden hatten. Es war der Fall gewesen, für den Archie aus seinem Genesungsurlaub zurückgekehrt war, und er hatte eine Gruppe von Detectives zusammengestellt, von denen viele schon zu verschiedenen Zeiten während der zehnjährigen Jagd nach Gretchen Lowell mitgearbeitet hatten. Zehn Beamte, die meisten nur nach Bedarf von anderen Einheiten für die Task Force abgestellt.
    Die Bank war ein rechtwinkliger, einstöckiger Flachdachbau, umgeben von einem Parkplatz. Der Geldautomat war noch in Betrieb. Den Bankschalter hatte man herausgerissen, aber alles andere, von den malvenfarbigen Schreibtischsesseln bis zum grauen Teppichboden, schrie immer noch nach Wells Fargo und den 1980ern.
    Das Besprechungszimmer war der Pausenraum der Bank gewesen. Am Kühlschrank klebten noch Magnete, die zinsgünstige Immobilienkredite anpriesen.
    Archie nieste.
    » Gesundheit!« , sagte Heil auf Deutsch.
    »Tagebücher?«, sagte Flannigan.
    Ngyun verdrehte die Augen.
    »Was ist?«, fragte Flannigan.
    Archie schrieb das

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