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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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ihm alles weh. Er versuchte, sich auszustrecken, aber dafür war in dem Zimmer nicht Platz genug. »Der Mörder hat gewartet, bis sie gelähmt waren, dann hat er sich die Zeit genommen, ihnen den Schlüssel an den Bund zu stecken«, sagte er. Die Schlüssel bedeuteten offenkundig etwas. Er schickte eine Botschaft.
    Claire stieß mit dem Finger an die Beweismittelbeutel. »Die Schlüssel sehen alle gleich aus«, sagte sie, »aber sie sperren verschiedene Schlösser. Seht euch die Ränder an. Sie sind verschieden.«
    »Ich will, dass davon Fingerabdrücke genommen werden«, sagte Archie und deutete auf die Fotos der Schlüssel.
    Robbins nahm die Tüten in die Hand. »Die beiden werde ich gleich im Labor vorbeibringen«, sagte er. »Bei den anderen kann es dauern, bis wir sie finden.«
    Richtig, dachte Archie, dem der Kopf wehtat. Der Inhalt des Leichenschauhauses wurde ja über die halbe Stadt verteilt.
    »Es ist nicht, als ob sie verloren wären«, sagte Robbins. »Sie sind nur irgendwo weggepackt.«
    »Und der Junge?«, fasste Claire endlich in Worte, woran sie alle dachten. »Woher hatte der einen?«
    »Wir schalten noch einmal die Medien ein«, sagte Archie, »und schauen, ob ihn jemand identifiziert.«
    Es war jedoch keine Frage, dass der Junge irgendwie in die Sache verstrickt war.
    Aber wie?
    Archie nahm eins der Fotos zur Hand und hielt es nahe vor das Gesicht. Claire hatte recht. Die Zahnung der Schlüssel war verschieden. Aber der hinter Teil war immer gleich – rund und daumennagelgroß. Alle waren schwarz. Und alle schienen von einer feinen Patina aus Dreck und Rost bedeckt zu sein.
    Was immer diese Schlüssel einmal gesperrt hatten, es war lange nicht geöffnet worden.

25
    Mississippi Magnolia Betreutes Wohnen lag in der Mississippi Avenue, was den Mississippi im Namen erklärte, nicht aber die Magnolie. Soweit es Susan beurteilen konnte, war nirgendwo ein Magnolienbaum zu sehen.
    Sie zupfte ein Katzenhaar von ihrem schwarzen Pullover – oder war es ein Ziegenhaar? – und schnippte es aus dem Fenster, während sie eine Zigarette rauchte. Henrys Katzen hatten sie an der Haustür begrüßt und schnurstracks zu dem Platz in der Küche geführt, wo ihr Futter aufbewahrt wurde. Eine benutzte Kaffeetasse stand neben der Spüle, wo Henry sie abgestellt hatte. Susan fütterte die Katzen, stellte ihnen eine große Schale Wasser hin und schloss ab. Sie hatte überlegt, die Tasse zu spülen, entschied sich aber dagegen. Henry würde es selbst tun wollen, wenn er nach Hause kam.
    Sie rauchte die Zigarette zu Ende und beobachtete die Straße. Die Mississippi Avenue war im Lauf der letzten zehn Jahre saniert worden. Mit Brettern vernagelte Ladenfronten hatten sich in Cafés und Plattenläden verwandelt. Dann ein Videoladen, eine Bar. Anschließend zogen ein paar Restaurants ein. Boutiquen. Noch mehr Bars. Die Leute aus dem Café und dem Plattenladen hassten die Boutiquen, weil sie betuchte Vorstadttypen wegen Dreihundertdollar-Hosen ins Viertel lockten. Die Boutiquen hassten die Bars, weil sie Gästen anzogen, die in ihre Blumenkästen kotzten. Alle beklagten sich über die neu gebauten Eigentumswohnanlagen, hofften aber insgeheim, dass ein Biosupermarkt einziehen würde.
    Susan mochte die Mississippi Avenue. Sie war der richtige Ort, wenn man nach einem Fahrradhelm, einem präparierten Hyänenkopf, süßen Pommes oder The Prisoner auf DVD suchte.
    Heute war nicht viel los. Läden waren geschlossen, Ampeln ausgefallen. An der Kreuzung Mississippi und Shaver stand so viel Wasser, dass sie nicht passierbar war, und die wenigen Leute, die man sah, schienen alle überflutete Keller zu räumen.
    Susan hatte direkt vor dem Wohnheim geparkt. Dies war eine der nie gerühmten Freuden gefährlichen Wetters – es bot ausgezeichnete Parkmöglichkeiten. Das Gebäude war rechtwinklig und aus Ziegel und direkt an den Gehsteig gebaut. Es sah aus wie ein Ort, an dem man Arbeitslosenhilfe beantragte.
    Im Augenblick regnete es nicht, aber Susan legte den Weg vom Auto zum Eingang reflexartig im Laufschritt zurück.
    Drinnen hielt sie an, um sich die Füße abzustreifen.
    Rechts von ihr war eine Lounge-Ecke. Nichts Tolles. Irgendwer hatte eindeutig eine Quelle für gebrauchte Hotelzimmer-Sessel aufgetan. Aber es gab ein Klavier, und in den Regalen stapelten sich die Bücher drei Reihen tief.
    Der Empfangstisch war links.
    Die Frau dahinter hatte einen amtlich aussehenden Haarschopf und trug einen purpurnen Rollkragenpullover sowie

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