Totengeld (German Edition)
das aussah, als wäre es für denTransport von Spaceshuttles für die NASA gebaut.
»Sie werden beeindruckt sein.« Das Kreischen der Flugzeugmotoren zwang Mensforth zum Schreien. »Eine C-130J kann drei Fahrzeuge und bis zu hundert Mann transportieren.«
Ich spähte in den Innenraum der Maschine, schätzte ihn auf etwa zwölf mal zweieinhalb mal drei Meter.
Nicht gerade Businessclass. Das behielt ich für mich.
Während wir warteten, zusammen mit gefühlten tausend Marines, lud die Mannschaft Fracht auf R ollpaletten und ließ dann die Einstiegsluke herunter.
» Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf«, sagte Mensforth. »Die Klos in diesen Babys sind nicht für unserTeam gemacht.«
» Wie lange dauert der Flug nach Bagram?«
»Zwei, vielleicht drei Stunden.«
»Das schaffe ich.« Ich hatte vor zu schlafen.
Auf ein Signal von einem Jungen imTarnanzug mit einemTuch auf dem Kopf holte Mensforth mich aus der Schlange und führte mich in die Maschine. Die Marines schauten in feindseligem, erschöpftem oder gutmütigem Schweigen zu.
Man saß einander auf paarweise angeordneten, langen Bänken gegenüber. Netze aus breiten, roten Nylonbändern bildeten die R ückenstütze.
An den Seitenwänden des R umpfs hingen Fallschirme und andereAusrüstung. R öhren, Schläuche, Kabel und zahllose andere Dinge, die ich nicht kannte, schlängelten sich an der Decke entlang.
»Arsch zurWand, und Sie erfrieren«, sagte Mensforth. »Arsch in die Mitte, und Sie werden taub.«
Taub klang gut.
»DieWeste können Sie abnehmen.«
Froh, das zusätzliche Gewicht abladen zu können, zog ich die verhassteWeste aus. Mensforth warf sie am Ende der Bank auf den Boden und zeigte mir dann, wie ich den Helm zwischen meinen Füßen und den R ucksack auf dem Schoß verstauen musste.
»Benutzen Sie sie.« Sie hielt mir eine kleineTüte mit zwei orangenen Ohrstöpseln hin.
Ich nickte.
»In Bagram wird ein CaptainWelsted Sie in Empfang nehmen.«
Ich dankte Mensforth, fragte mich kurz, ob sie den Zweck meiner R eise kannte. Dann sagte sie etwas Merkwürdiges.
»Passen Sie gut auf sich auf.«
»Ich habe doch meinen IBA .« Und klopfte auf meinen Helm.
»Der schützt gegen Kugeln.« Sie schaute kurz nach links und rechts und sagte dann: »Seien Sie vorsichtig.«
Bevor ich fragen konnte, was sie meinte, sagte sie: »Guten Flug.«
Dann war sie verschwunden.
Das Flugzeug füllte sich schnell. Ein Schrank von Marine setzte sich links neben mich. Ein schwarzer Junge mit spektakulär weißen Zähnen plumpste rechts neben mich.
Direkt gegenüber hatte ich einen, der über zwei Meter groß sein musste. Meine Knie stießen etwa in der Mitte des Schienbeins an seine Beine. Gemütlich.
Noch ein paar letzte R ufe, dann ging die Luke zu. Ich schaute mir meine Mitreisenden an. Die meisten waren Männer Mitte zwanzig.
Ich hörte jede Menge »fucking« dies und »fucking« das. Echte Draufgänger eben.Wir flogen ins Einsatzgebiet. Es gab auch noch andere Euphemismen dafür. Sie meinten alle dasselbe. DieselbeAngst.Wir zogen in den Krieg.
Mir schräg gegenüber bemerkte ich einen Mann, der mich intensiv anschaute.Asiate.Vielleicht achtzehn.
Ich lächelte. Der Mann schaute weg.
Die Motoren sprangen dröhnend an. Ich steckte mir die Stöpsel in die Ohren.
Die schwerfällige Maschine arbeitete sich mühsam in die Höhe. Richtete sich auf Flughöhe schließlich aus.
Ich schloss die Lider.Versuchte zu schlafen.
Der Flug war sehr holperig, die Motoren dröhnten ohrenbetäubend. Eisige Luft blies mir den R ücken hoch. Obwohl ich Schulter an Schulter und Schienbein an Schienbein mit meinen Banknachbarn saß, fuhr mir eine durchdringende Kälte in die Knochen. Schon nach kurzer Zeit hatte ich das dringende Bedürfnis, mich zu strecken oder wenigstens meine Sitzposition zu ändern. Wusste aber, dass ich keine Chance hatte.
Die Zeit verging. MeinVerstand oszillierte zwischenWachen und Schlafen.
Plötzlich machte mein Körper einen Satz in einemWinkel, der nicht richtig sein konnte. Der Schrank neben mir spannte die Muskeln an.
Adrenalin schoss durch mein System.
Ich riss dieAugen auf.
Die Maschine war dunkel wie ein Grab.
Und stürzte zur Erde.
18
Alles um mich herum war schwarz.
Meine linke Seite wurde gegen den Schrank von Mann gedrückt. Der Junge mit den Zähnen knallte gegen mich. Da ich wusste, dass man gegen die Schwerkraft nicht ankam, versuchte ich erst gar nicht, mich aufzurichten.
Dann hörte das Jaulen der Motoren plötzlich auf.
Weitere Kostenlose Bücher