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Totengeld (German Edition)

Totengeld (German Edition)

Titel: Totengeld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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hatten. Seine Zeugenaussage dauerte einen ganzenTag, doch er sagte wenig Neues.
    DieAnklage schloss mitAussagen von drei Mitgliedern desTrupps, die angaben, es habe ein intensives Feuergefecht gegeben, in dem sie sich in Gefahr fühlten, das Feuer sei jedoch vom Hügel gekommen, nicht aus dem Bereich der Häuser.
    Damit war die Beweisführung derAnklage beendet.
    Am nächsten Morgen sagte Major Hawthorn Keever, er habe erfahren, dass die Afghanen beschlossen hätten, eine Exhumierung durchführen zu lassen, und beantragte eine Vertagung desVerfahrens bis nach derAutopsie. Nach einer längeren Diskussion machte Keever einen R ückzieher und stimmte einer Unterbrechung von sechzigTagen zu mit der Maßgabe, dass Hawthorn ihn in dieser Zeit regelmäßig informieren müsse. Sollten Exhumierung undAutopsie früher abgeschlossen sein, würde dieAnhörung sofort wiederaufgenommen werden. Keever erklärte dieAnhörung für vertagt.
    Ich wandte mich dem letzten Dokument in derAkte zu, einer handgeschriebenen Seite, die aus einemTagebuch gerissen zu sein schien.
    Und mein Interessepegel stieg schlagartig an.
    DerTagebucheintrag war von dem Mann selbst verfasst.
    15. Juli 1142 AFT
    Bin gestern Abend in die Scheiße getreten. Hinterhalt bei Abriegeln und Durchsuchen. Das übliche Muj-Geballer. Jede Menge Munition verbrannt, einfach nur draufgehalten.
    Muj? Ich überlegte kurz und dachte mir dann, dass es wohl Soldatenslang für Mujaheddin war.
    Wir wussten nicht, was uns in Sheyn Bagh erwarten würde. In der Gegend sind schon mehrfach Patrouillen in Bedrängnis, Hinterhalte und Sprengfallen geraten. Nachrichtendienst meldete Waffen und Sprengstoffe in dem Dorf. Unser Auftrag war, die Einheimischen bei Sonnenuntergang zu überraschen, ihnen das Zeug abzunehmen, bevor sie es gegen uns anwenden können.
    Anfahrt, Aufstellung und Filzen. Das Adrenalin floss in Strömen, meine Jungs waren hypernervös. Die Einheimischen begrüßten uns nicht gerade mit Liebe.
    Wir hatten schon ein paar Häuser durchsucht, als eine Granate explodierte. Zwei meiner Jungs schrien, sie waren getroffen. Vom Hügel her wurden wir unter Beschuss genommen. Mit Sicherheit AKs. Ich befahl meinen Männern, in Deckung zu gehen und das Feuer zu erwidern.
    Eine Weile war alles nur Lärm, Leuchtspurgeschosse und herumfliegender Schutt. BA war keine Treffer von den AKs, zwei WIAS von der Granate. Keine EKIAS oder EWIAS. Zwei Kollateral-KIAs im Dorf. Hochachtungsvoll, der Schütze.
    Ich hielt inne, um mir dieAbkürzungen zu übersetzen. BA hieß battle assessment und meinte die Einschätzung der Kampfschäden. KIA undWIA waren einfach: killed in action und wounded in action, im Kampf getötet oder verwundet. Bei AK und EKIA und EWIA beschloss ich, dass sie feindliche Opfer, getötet oder verwundet, bedeuteten.
    Ich sehe es vor mir, sobald ich die Augen schließe. Zwei Muj, die auf mich zustürzen und dabei Allah schreien. Nur Sekunden, um zu reagieren. Ich dachte mir, die Trottel sind vollgepackt mit Sprengstoff. Hab sie per Express ins Märtyrertum geschickt.
    Die Heckenschützen auf dem Hügel drehten völlig durch, aber wir hatten die Feuerhoheit. Irgendwann hatten sie ihre Munition verpulvert und sind verschwunden.
    Und? Bei der Durchsuchung der toten Muj wurde kein Sprengstoff gefunden. Das hatte ich nicht wissen können. Völliges Chaos. Überall schlugen die Kugeln ein. Entscheidung in einem Sekundenbruchteil. Leichte Entscheidung. Mein Leben vor ihrem.
    Im Kopf gehe ich es immer wieder durch. Was habe ich gehört? Was habe ich gesehen?
    Schüsse. Schreie. Irgendein Möchtegernmärtyrer, der Allah Akbar brüllt. Zwei Einheimische in Dischdaschas, die auf mich zugerannt kommen. Scheiße. Du musst sie plattmachen.
    Wer weiß, was die Scheißkerle vorhatten. Ich befahl ihnen, stehen zu bleiben. Sie rannten weiter. Ich hab dafür gesorgt, dass die Jungs zu Boden gehen und dort bleiben. Hab mein Magazin leer geschossen.
    Eggers deckte mir den R ücken, als die Scheiße losging. Wa rum zum Teufel richtete er sein M249 nicht auf die zwei, die auf mich zugerannt kamen? Keine große Überraschung. Der Kerl ist eine Katastrophe.
    Während die Muj sich aus dem Staub gemacht haben, untersuchten der Doc und ich die beiden Getroffenen. Sie hatten Granatsplitter abbekommen, waren aber transportfähig. Wir luden sie zusammen mit dem Doc und Begleitschutz in den Siebentonner und fuhren zurück nach Delaram.
    Eggers macht sich wichtig. Kurz vor Sheyn Bagh musste ich ihn vom

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