Totengeld (German Edition)
hinterWelsted ausstieg, stach der Sand mir ins Gesicht und sammelte sich in denAugenwinkeln.Während die Soldaten in den Transporter eines Konvois stiegen, winkte Blanton uns zu einem Humvee im Leerlauf, bemannt mit zwei sandverklebten Marines, einer hinter dem Steuer, der andere als bewaffnete Eskorte auf dem Beifahrersitz.
»Der größte verdammte Sandkasten der Welt.« Blanton verzog das Gesicht zu einem sarkastischen Grinsen.
Welsted huschte an uns vorbei in das Fahrzeug. Blanton und ich setzten uns zu ihr in den Fond.
Der Humvee rumpelte eine unbefestigte Straße entlang, die ausgebleicht und knochenweiß dalag, planiert durch die vielen Konvois. Nicht viel zu sehen. Sand, vomWind zu stacheligen Formationen zusammengebacken. Gestutzte Bäume mit vertrockneten Früchten. Die verkohlten Überreste eines halb im Sand des Banketts vergrabenen Fahrzeugs.
Unser Fahrer war jung. In KatysAlter. Nein, jünger. SeineWangen waren nur von einem seidigen Flaum bedeckt. Die Eskorte neben ihm war nicht viel älter.
Ich fragte mich, was ihre Eltern davon hielten, dass ihre Söhne hier draußen waren. In meinem Kopf sprang eine Falltür auf, plötzlich sah ich das Fahrerfluchtopfer in Charlotte vor mir. Das Mädchen mit der pinkfarbenen Haarspange und der pinkfarbenen Kätzchenhandtasche. Das Mädchen in dem Leichensack.
Ich drehte kurz den Kopf und sah, dass Blanton mich anschaute, mit zugekniffenenAugen, vielleicht sogar unfreundlich. Berechnend?Wenn ja, was berechnete er?Wie hier vorzugehen war?Warum sollte sich Blantons Ziel oder das des NCIS von meinem unterscheiden?VonWelsteds?
Vielleicht hatte es nichts zu bedeuten. Blanton hatte klargemacht, dass er sich nicht gerne außerhalb der Umzäunung bewegte.Vielleicht hatte erAngst. Mein Gott, auch ich fühlte mich alles andere als in meinem Element.Alle waren angespannt. Dennoch konnte ich das Gefühl seiner kalten, abschätzendenAugen nicht abschütteln.
Der Humvee kam zu einem Checkpoint, der nicht mehr war als ein kleiner Betonbunker. Zwei Soldaten saßen auf Klappstühlen davor und schwitzten, obwohl die Sonne gerade erst aufgegangen war. Einer stand auf und trottete zu uns, eine Pilotenbrille vor denAugen.
Welsted zeigte einige Dokumente. Der Soldat überflog sie und bückte sich, um in den Humvee sehen zu können.
» NCIS ?«
Welsted deutete mit dem Kopf auf Blanton.
»Anthropologin?«
Diesmal wies das Nicken auf mich.
Die getönten Brillengläser drehten sich in meine Richtung. Blieben ein paar Sekunden hängen. Glaubten sie, ich wäre hier, um dieVerfolgung von Second Lieutenant Gross zu untermauern? Um ihn als Mörder hinzustellen?Wieder einmal die Einheimischen aufzustacheln und jedermannsArbeit noch schwieriger und gefährlicher zu machen?
Der Soldat winkte uns durch.
» Wir sind schon fast da«, sagteWelsted, ohne den Kopf zu drehen. »Das Dorf macht nicht viel her.Typisch für dieArt, wie man sie in dieser Provinz findet.Viehzucht, ein bisschen kleinteilige Landwirtschaft. Unter normalen Umständen würde man keine offenen R essentiments finden.«
» Wir gehen nicht unter normalen Umständen rein.«
»Nein, Mr. Blanton, das tun wir nicht.«
Blanton reckte das Kinn. R ührten die R eibungen vom selben Zuständigkeitsgerangel her, das ich aus Charlotte und Montreal kannte? DieArmy gegen die Navy? Militär gegen Zivilisten? Ich fand den Gedanken merkwürdig beruhigend.
In den nächsten fünf oder sechs holperigen Minuten sagte niemand etwas. Dann:
»Ich würde diese Leute nicht Ignoranten nennen, weil es nicht stimmt, ganz zu schweigen davon, dass es potenziell gefährlich ist.« Mit zusammengekniffenenAugen starrteWelsted in das Hitzeflimmern am Horizont. »Aber das Leben, das sie führen, ist einfach. Es ist uns einAnliegen, ihre Sitten und Gebräuche zu respektieren, sofern sie nicht unseren Zielen entgegenlaufen.«
»Und die sind?«, fragte ich.
»Ziel Nummer eins ist es, die freieWelt zu schützen. Ziel Nummer zwei, unser ganz spezielles Anliegen bei dieser Operation, ist herauszufinden, ob sich Personal derVereinigten Staaten bei derVerfolgung von Ziel eins richtig verhalten hat.«
Nach einigen weiteren Meilen stummen Holperns und Schwankens nahm Sheyn Bagh in der Ferne Gestalt an, eineAnsammlung geduckter Steingebäude, auf drei Seiten umschlossen von einer Steinmauer, während sich an der vierten Seite ein steiler Hügel erhob.
Welsted hatte recht. Das Dorf war nichts Besonderes. Außer der persönliche Architekturgeschmack tendiert zu
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