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Totengeld (German Edition)

Totengeld (German Edition)

Titel: Totengeld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Organischem. Entweder waren die Leichen mumifiziert oder völlig skelettiert.
    Ein zweiter Schatten stellte sich neben Blantons.
    »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Bitte holen Sie mir die Kelle und den Pinsel aus meinem R ucksack.«
    In weniger als einer Minute warWelsted wieder da. » Was haben Sie?«
    » Wahrscheinlich einen Zipfel des Leichentuchs.«
    »Zeit für einen Leichensack?«
    »Ja.«
    Mit der Kelle schabte ich die Erde neben und unter dem Gewebe weg und legte so langsam die klumpigen Umrisse seines Inhalts frei.Als genug zu erkennen war, hob ich behutsam ein fragiles Ende an.
    Das Leichentuch enthielt genau das, was ich erhofft hatte. Ich erkannte ein Schlüsselbein, ein wenig dunkles und ledriges Bändergewebe.
    Mit Gesten gab ich den Jungen zu verstehen, dass sie jetzt mit Kellen weiterarbeiten sollten, und zeigte ihnen kurz, wie sie es zu tun hatten.
    Eine Stunde später lagen Rasekhs verhüllte Knochen auf der Erde. Ich kniete und zog eben den R eißverschluss des Leichensacks auf, als ich weit weg ein Geräusch hörte. Ein tiefes Summen, wie eine von der Sonne träge Honigbiene.
    Ich hob den Kopf. Suchte den Himmel ab. Sah nichts.
    Das Summen wurde lauter. Jetzt kam noch dasTrampeln von Schritten hinzu.
    Ich schaute mich um.
    Ein paar Meter entfernt sah ich Blantons Augen sehr groß in einem sehr weißen Gesicht. Die Dörfler waren von der Mauer verschwunden. Welsted stand wieder am Humvee und starrte in den Himmel. Die Marines ebenfalls. Mein Grabungsteam war nirgends zu sehen.
    Das menschliche Gehirn ist eine Schaltstelle, die auf zwei Ebenen arbeitet.Während mein Kortex diese Fakten noch verarbeitete, pumpte mein primitives Hirn bereitsAdrenalin aus allen Schleusen.
    Aus dem Summen wurde ein Heulen. Näher. Lauter. Die zarten Härchen in meinen Ohren vibrierten unangenehm.
    » R unter!«, schrie unsere Eskorte. »Sofort.«
    Ich rollte mich zusammen und warf die Hände über den Kopf.
    DieWelt explodierte.

22
    Ich öffnete dieAugen.
    Dunkelheit.
    Ich horchte.
    Absolute Stille.
    Instinktiv hatte ich mir die Hand vor den Mund gehalten, um eine Lufthöhle zu schaffen. Und mein Helm hatte auch geholfen.Aber die kleine Blase war nicht genug. Meine Brust war zusammengedrückt, die Lungenflügel so komprimiert, dass sie kaum funktionierten. Die schwere Panzerweste machte den Druck nur noch schlimmer.
    Ich versuchte zu atmen. Konnte aber nicht.
    Ich versuchte es noch einmal. Keine Luft.
    Panik setzte ein.
    Wie lange hielt ein Mensch es ohne Sauerstoff aus? Drei Minuten? Fünf?
    Wir lange war ich schon gefangen?
    Ich hatte keineAhnung.
    Wieder versuchte ich, Luft in die Lunge zu ziehen. Schaffte es wieder nicht.
    Mein Herz hämmerte. Pumpte Blut, das schnell daswenige an Sauerstoff verlor, was es noch enthielt.
    Ich versuchte, die Hand vom Mund wegzubewegen.Traf schon nach Millimetern aufWiderstand.
    Mein andererArm war taub. Ich hatte kein Gefühl für seine Lage.
    Schwindel überflutete mein Gehirn. Ich sah Bilder der Hochfläche. Der Löffelbiskuit-Felsen.
    Gestein, das mich jetzt gefangen hielt wie ein Sarg.
    Wie viele Meter tief?Wie vieleTonnen schwer?
    Die Panik wurde größer.Adrenalin schoss durch meinen Körper.
    Atme!
    Ich spannte die Hals- und Schultermuskeln an. Drückte den Kopf nach vorne, so weit es ging, und stieß ihn dann nach hinten.
    Mein Schädel krachte auf Fels. Im Hirn explodierte der Schmerz.
    Aber es hatte funktioniert. Ich hörte Sand rieseln, spürte minimal weniger Druck auf der Brust.
    Ich atmete langsam ein. Die staubige Luft legte sich auf meine Zunge, die Kehle. Meine Lunge explodierte in keuchendem Husten. Ich atmete noch einmal. Hustete noch einmal.
    Der Schwindel verging. Meine Gedanken fingen an, sich in kohärenten Mustern zu organisieren.
    Schreien?Aber in welche Richtung?Wie lag ich?
    War da draußen irgendjemand?War noch irgendjemand am Leben, um mich zu befreien?Waren die anderen ebenfalls verschüttet worden?
    Ich blinzelte Sand aus denAugen. Sah nur tintenartige Schwärze. Hörte nur Stille. Keine Stimmen. Keine Schaufelgeräusche. Keine Bewegung.
    Wieder die Panik.
    Denk nach. Vergiss das Geröll. Den Staub. Die ohrenbetäubende Stille.
    Ich versuchte, mich nach links zu drehen. Mein rechtes Bein klemmte fest. Ich spürte, wie sich eine scharfe Kante ins Fleisch meinerWade drückte.
    Ich versuchte, das Knie zu beugen. Heißer Schmerz schoss mir vom Knöchel hoch.
    Ich versuchte, mich nach rechts zu drehen. Nichts zu machen. Meine Schulter drückte an einen Fels. Ein

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