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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Krieges. Sie werden akzeptieren, dass ein Soldat unter Druck gezwungen war, eine Entscheidung über Leben und Tod zu treffen. Dass er in einer Bedrohungslage handelte, um sich selbst und seine Männer zu retten.«
    Vielleicht. Aber ich fragte mich, welche Wortverdrehungen sie und ihr Team benutzen würden.
    »Sie haben hier erstaunliche Arbeit geleistet, Dr. Brennan. Dafür gebührt Ihnen hohe Anerkennung. Aber man hat mich gebeten, Ihnen noch einen weiteren Dienst aufzubürden. Wie Sie vielleicht wissen – oder auch nicht –, wurde Second Lieutenant Gross’ Anhörung nach Article 32 ausgesetzt, um diese Operation durchzuführen. Ihre Anwesenheit in Lejeune ist erforderlich.«
    Ich hatte das vorausgesehen. »Wann?«
    »Sofort.«
    Scheiße.
    »Ich werde dort sein.«
    »Ihr Transport wurde bereits arrangiert. Das Marine Corps dankt Ihnen. Und ich ebenfalls.«
    Wir alle erhoben uns, gaben uns die Hände und gingen unserer Wege.
    Katy konnte sich nicht zum Abendessen mit mir treffen, deshalb hatten wir uns bereits am Abend zuvor zu einem Einkaufsbummel verabredet.
    Als ich die kurze Strecke von meinem Quartier zum PX -Laden ging, färbte ein grandioser Sonnenuntergang die schneebedeckten Bergspitzen glutrot. Die vorgefertigten Gebäude, an denen ich vorbeikam, leuchteten wärmer als tagsüber, und Schatten teilten den Boden in Streifen aus Sonnenlicht und Dunkelheit.
    Der Laden war gesteckt voll. Ich schaute mich um, konnte in dem Meer aus Tarnanzügen meine Tochter aber nirgends entdecken.
    »Huch, Kleine.« Ich spürte ein doppeltes Klopfen auf meinem Rucksack. »Du wärst eine lausige Beschatterin.«
    Ich drehte mich um. Katy stand einen halben Meter hinter mir.
    »Musst deine Flanke im Auge behalten, Mom.«
    »Technisch gesehen bist du nicht in meiner Flanke.«
    Katy lächelte. Sie trug Tarnanzug und Stiefel. Ein M16 hing ihr über der Schulter.
    Merkwürdig, meine Tochter bewaffnet zu sehen.
    »Einen Kaffee?«, fragte sie.
    »Klar.«
    Der Innenraum des Green Bean sah aus wie jedes x-beliebige Café zu Hause. Eine Karte an der Wand bot unzählige Variationen von Kaffee und Tee an. Im Hintergrund zischte eine Espressomaschine.
    »Was für einen willst du?«, fragte ich. »Ich zahle.«
    »Normalen Kaffee, nur mit Milch.«
    Noch eine Überraschung. Der Kaffeegeschmack meiner Tochter entsprach nun ihrer neuen Frisur. Einfach und praktisch.
    Wir setzten uns in Sessel vor einer Wand, die mit militärischen Abzeichen bedeckt war. Das Leitmotiv war der Kampf: Schädel, Schwerter, eiserne Kreuze. Die 335th FTR SQDN nannte sich selbst The Chiefs, die Häuptlinge.
    Katy bemerkte, dass ich die Ansammlung anstarrte. »Viele Einheiten haben ihre eigenen Abzeichen. Die sind so was wie Familienwappen.«
    Ich wusste das, ließ sie aber erklären. Das Thema unserer Unterhaltung war mir egal, es machte mich einfach glücklich, mit meiner Tochter zusammen zu sein.
    Irgendwann fragte Katy mich nach meinen Ermittlungen.
    »Es lief gut«, sagte ich.
    »Bist du fertig?«
    »Ich fliege morgen ab.«
    Katy erwiderte nichts. Ich fragte mich, ob sie traurig war, dass ich wieder ging. Erleichtert? War ich in eine Welt eingedrungen, die sie lieber für sich behalten wollte?
    »In Manas habe ich zwei Frauen kennengelernt«, sagte sie nach einer Pause, die ewig zu dauern schien. »In Pete’s Place.«
    »Was ist das?«
    »Eine Bar auf dem Stützpunkt. In Manas sind Armeeangehörigen alle zwanzig Stunden zwei alkoholische Getränke erlaubt. Oder so was in der Richtung. Ausgenommen die Marines.«
    »Warum nicht die Marines?«
    »Schätze, einige haben sich ein paar zu viel genehmigt und alles vermasselt. Wie auch immer, dort geht es sehr viel zivilisierter zu als hier in Afghanistan.«
    »Kein Freund des Alkoholverbots.«
    Sie verdrehte die Augen. »Also, diese beiden Frauen waren Mutter und Tochter und hatten sich gemeinsam verpflichtet, die Ausbildung absolviert und wurden dann gemeinsam in den Einsatz geschickt.«
    »Im Ernst?«
    »Sie waren bei der Air Force, eingesetzt als Geleitschutz.«
    »Willst du mir vorschlagen, dass wir uns zusammentun?«
    Ein lautes Lachen. Noch eine Pause und dann: »Meine Einheit bricht in zwei Tagen wieder auf.«
    »Wohin?«
    »In den Norden. Mehr kann ich nicht sagen. Und eigentlich weiß ich auch nicht mehr.«
    »Verstehe.« Ich tat es. Und hasste es.
    Katy trank den letzten Schluck ihres ach so einfachen Kaffees und fragte: »Bereit, die Shoppingmeile unsicher zu machen?«
    Wir lachten beide. Die

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