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Totenhauch

Totenhauch

Titel: Totenhauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Stevens
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gibt sonst niemanden, den ich darum bitten könnte, Amelia.«
    Wieder erschauerte ich und schaute weg. »Falls es um Devlin gehen sollte   …«
    »Nein, nicht Devlin. Es geht um Ethan Shaw.«
    Erstaunt zog ich die Augenbrauen hoch. »Ethan?«
    »Ich muss herausfinden, was er über das Skelett weiß, das Sie in der Kammer unter Oak Grove gefunden haben.«
    »Warum fragen Sie ihn dann nicht selbst?«
    »Er würde nicht mit mir reden.«
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Sagen Sie es nicht. Zwischen Ihnen beiden gibt es böses Blut, stimmt’s?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Kein böses Blut. Ich habe nur nicht mehr die richtige Dienstmarke.«
    »Ich habe überhaupt keine Dienstmarke. Wie kommen Sie also darauf, dass er mir irgendetwas erzählen würde?«
    »Wie kommen Sie darauf, dass er das nicht tun würde?«
    »Das ist lächerlich«, erwiderte ich mit einem gereizten Seufzer. »Was geht Sie dieses Skelett überhaupt an? Ich dachte, Sie hätten für Hannah Fischers Mutter gearbeitet, und Hannahs Leiche hat man ja inzwischen gefunden. Warum interessieren Sie sich also noch für diesen Fall?«
    »Ich interessiere mich für Gerechtigkeit«, gab er zurück. »Und ich will Gerechtigkeit. So oder so.«
    Bei mir begannen sämtliche Alarmglocken zu schrillen. »Wovon reden Sie?«
    »Treffen Sie sich einfach mit Ethan Shaw. Es ist alles da.«
    »Was ist da? Hey!«
    Millionen Fragen schossen mir durch den Kopf, doch ich hielt Gerrity nicht auf, als er ging. Vor allem weil ich wollte, dass er ging und seine vagen Andeutungen mitnahm.
    Doch der Schatten, den er warf, war noch da, lange nachdem ich ihn durch das Tor hatte verschwinden sehen.

FÜNFUNDDREISSIG
    An diesem Nachmittag hätte ich nicht zu Ethan gehen können, selbst wenn ich gewollt hätte. Ich war gerade auf dem Weg nach Hause, als Tante Lynrose mich anrief, um mir zu sagen, dass man meine Mutter ins Krankenhaus der MUSC eingeliefert hatte   – wo Jane Rice, eines der Opfer, gearbeitet hatte. Sie war auf dem Weg dorthin gewesen, als sie vor neun Jahren verschwand.
    Obwohl das eine Ereignis mit dem anderen nicht das Geringste zu tun hatte, bewirkte dieser Zufall, dass die Panik, die ohnehin schon in mir schwelte, noch mehr angefacht wurde.
    Nachdem ich mich zu Hause schnell geduscht und umgezogen hatte, fuhr ich gleich weiter die Rutledge Avenue hinauf, fand eine Tiefgarage und ging dann zu Fuß zu dem riesigen Gebäude aus Backstein und Glas, in dem das Zentralklinikum untergebracht war. Als ich endlich den richtigen Flügel und das richtige Stockwerk gefunden hatte, war gerade ein Arzt bei meiner Mutter, und ich musste auf dem Gang warten   – mit meiner Tante, die sich beharrlich weigerte, mir irgendetwas zu erzählen, und mich fast wahnsinnig machte.
    »Sie wird wieder ganz gesund«, versicherte Lynrose mir nur, während wir auf der äußersten Kante einer Bank hockten. »Aber das soll sie dir alles selbst erzählen.«
    Als wir endlich ins Zimmer durften, hatte ich mich ziemlich hineingesteigert und rechnete schon mit dem Schlimmsten.Doch eigentlich sah meine Mutter besser aus als beim letzten Mal, da ich sie gesehen hatte. Ihre Gesichtsfarbe war rosig, und sie wirkte körperlich fit und geistig rege. Ich ging zu ihr, umarmte sie und gab ihr einen Kuss, bevor ich mich auf der Kante ihres Bettes niederließ. Lynrose zog einen Stuhl ans Bett, und dann saßen wir drei einen Moment lang in lastendem Schweigen da.
    Ich wollte sie zwar nicht mit Fragen bedrängen, doch ich konnte das Schweigen nicht mehr länger ertragen.
    »Mama   …«
    »Ich habe Krebs«, fiel sie mir ins Wort, und sofort schossen mir die Tränen in die Augen.
    Ich nahm ihre Hand und drückte sie.
    »Es ist Brustkrebs«, sagte sie. »Sie haben den Knoten bei der letzten Mammographie gefunden.«
    »Der Arzt hat gesagt, es lässt sich sehr gut behandeln«, warf Lynrose ein. »Er sagt, wir hätten allen Grund, optimistisch zu sein, dass sie wieder ganz gesund wird.«
    »Das ist nicht genau das, was er gesagt hat«, verbesserte Mama sie. »Er hat gesagt, die Prognose sei günstig, aber der Tumor ist in einem fortgeschrittenen Stadium, und es ist außerdem eine Art von Tumor, der sehr schnell streuen kann. Deshalb müssen wir eine aggressive Behandlung anwenden und realistisch sein, was die Chancen betrifft.«
    Mir war, als hätte mir jemand eine Hand in die Brust gestoßen und würde sich um mein Herz krallen wie ein Schraubstock. Ich musste immer wieder tief Luft holen und schlucken,

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