Totenklage
Arm und machte eine so schnelle Bewegung, dass Goodman, obwohl er gut durchtrainiert war, das Gleichgewicht verlor und sich mit verdrehtem und eisern fixiertem Arm wiederfand. Er unterdrückte einen Schrei, und Green brüllte: »Ich sollte dich mit dem Arsch da raus …«
Doch niemand erfuhr, wo er Goodman hinschmeißen wollte, da George rasch eine schallgedämpfte Pistole Kaliber 22 aus dem Schulterholster zog und Green in den Hinterkopf schoss. Die Waffe gab ein spuckendes Geräusch von sich und klickte, als der Verschluss sich bewegte. Green ging wie ein nasser Sack zu Boden.
Goodman drehte sich überrascht um. »Oh Gott«, sagte er und sah erst George, dann Green an. Die blonde Sekretärin sah beide Männer an, sah Goodman in die Augen und wusste, dass sie so gut wie tot war. Genauso blitzartig wie Green stürzte sie sich auf ihn, schlug ihm die Fingernägel wie scharfe Krallen in den Hals und ritzte seine Haut bis zu den Armen hin auf. Goodman stöhnte und versuchte sie abzuwehren, da war ein weiteres spuckendes Geräusch zu hören, die Blondine ging zu Boden, prallte auf und landete auf dem Rücken. Blaue Augen starrten leblos an die Decke.
Goodman atmete heftig und sah George fassungslos an. »Nichts wie raus hier«, keuchte er und lief auf die Tür zu. »Steck die Scheißwaffe weg, und nichts wie raus.« Er wurde von Panik ergriffen, schüttelte sie jedoch ab, dann waren sie draußen, und die Tür fiel hinter ihnen zu …
Jake hatte über der Lektüre von The Goshawk Squadron die Zeit vergessen. Als er auf seine Uhr sah, stellte er erschrocken fest, dass es schon nach eins war. Er stand auf, steckte den Roman in den Aktenkoffer und ging zum PollCats-Büro zurück.
Während er erst die State und dann die Johnson Street entlangging, starrte er die ganze Zeit auf den Hintern einer großen schlanken Blondine, und als sie sich umdrehte, dachte er, mein Gott, ich hab einem Kind auf den Hintern gestarrt. Das blonde Mädchen blieb am Bordstein stehen, um die Straße zu überqueren, sah ihn an und lächelte vage. Kein Kinderlächeln.
In dem alten Backsteingebäude, wo es nach Teppich und abblätternder Farbe roch, ging er die Treppe hinauf zur Tür von PollCats. Sie war verschlossen. Er rüttelte an der Türklinke, dann klopfte er. Keine Antwort. Oh Mann , dachte er.
Sie waren abgehauen, und er hatte es nicht kommen sehen. Er rüttelte erneut an der Tür und stieß entnervt einen tiefen Seufzer aus. Der entscheidende Faktor war Zeit , und Green wusste das. Er brauchte nur eine Weile unterzutauchen …
Er wollte sich gerade von der Tür abwenden, als er den Schuh bemerkte. Der Schuh befand sich in dem offenen Durchgang zu Greens Büro. Er konnte ihn nicht komplett sehen, bloß einen Absatz und ein Stück Leder. Es war ein Damenschuh. Er lag umgedreht da, der kleine Absatz ragte in die Luft, und daneben war etwas Ovales. Könnte ein Zeh in einem Nylonstrumpf sein.
Jake trat von der Tür zurück. Versuchte sich zu erinnern, was er angefasst hatte. Dachte: Vielleicht ist es ja nicht so, wie es aussieht. Dachte: Wenn sie nun nicht beide tot sind, wenn ich ein Leben retten kann, indem ich die Polizei rufe? Dachte: Dieser große Geländewagen mit den dunkel getönten Scheiben.
Dachte: Das ist doch lächerlich, es muss Tausende von diesen Fahrzeugen in Madison geben …
Doch er wusste, was im Büro war. Spürte es wie einen Klumpen Eis in seinem Herzen.
Er ging bis zum Ende des Flurs, suchte die Ecken an der Decke ab, lauschte auf Stimmen. Hörte nichts, sah aber eine Frau, die in einem der Büros über einen Stapel Papiere gebeugt saß, einen Stift in der Hand. Keine Kameras. Allerdings: Er war ganz unbekümmert hereinspaziert. Er hatte seinen Stock benutzt, seinen Aktenkoffer in der Hand gehabt und keine Kopfbedeckung getragen. Wenn ihn jemand gesehen hatte, würde er sich an ihn erinnern. Und er hatte ganz bestimmt die Finger um die Armlehne eines Sessels in Greens Büro gelegt.
»Scheiße. Scheiße, Scheiße, Scheiße.« Er ging zum PollCats-Büro zurück, klopfte einmal, noch einmal, rüttelte an der Tür. Nichts. Der Schuh lag immer noch da. »Verdammter Mist.«
Mit dem Stahlknauf seines Stocks schlug er ein Loch in die Glasscheibe, gerade groß genug, dass er mit der Hand hindurchfassen konnte. Er bemühte sich gar nicht erst, möglichst wenig Lärm zu machen, doch es gab auch kaum Lärm.
Er trat ein und ging in Greens Büro.
Die blonde Sekretärin lag auf dem Rücken, unter ihrem Kopf war ein
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