Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenklage

Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Bingham
Vom Netzwerk:
und bestehe darauf, mit ihrer Klassenlehrerin verbunden zu werden. Die zögerliche Haltung der völlig unnötig unhöflichen Sekretärin bringt mich so richtig auf die Palme. Ich gebe nicht nach, bis ich auch wirklich die Klassenlehrerin an der Strippe habe, und verlange, dass Aprils Klasse geschlossen zur Beerdigung kommt. Sie sagt, dass zu dieser Zeit Unterricht stattfindet. Ich sage ihr, dass jemand ein Spülbecken auf April Mancinis Kopf geworfen hat und sie daher nie wieder das Glück haben wird, auch nur eine einzige Unterrichtsstunde mitzuerleben. Die Lehrerin gibt etwas schnippisch zurück, dass das Krematorium zu weit von der Schule entfernt ist und dass es jetzt zu spät sei, um einen Bus zu organisieren. Ich sage, dass ich diese Bedenken durchaus verstehen kann, und frage sie, wann sie ihren Bus braucht und wie viele Kinder in Aprils Klasse sind. Zehn Minuten später rufe ich zurück. In der Zwischenzeit habe ich einen Bus gebucht, der die Kinder von der Schule abholen wird. Die Lehrerin ist einverstanden. Sie bedankt sich sogar bei mir.
    Zack, zack. Langsam komme ich in die Gänge. Als Nächstes sind die Nachbarn dran. Natürlich nicht die Nachbarn der Bruchbude, die kannten Janet sowieso kaum, sondern die Nachbarn in Llanrumney, wo sie tatsächlich gewohnt hat. Ich beauftrage einen Copyshop in der Nähe damit, mir fünfhundert Flyer zu drucken. Nichts Besonderes. Nur eine kurze Information über Ort und Zeit der Beerdigung und eine Bitte um Information: JANET UND APRIL MANCINI WURDEN ERMORDET . ALLE ANRUFE WERDEN VERTRAULICH BEHANDELT samt meiner Telefonnummer.
    Ich fahre zu Mancinis Wohnung. Ein paar Kinder fahren auf ihren BMX -Rädern durch die Gegend. Ich biete ihnen 50 Pfund, wenn sie die Flyer in jedem Haus und jeder Wohnung in der Gegend verteilen. Zwanzig im Voraus. Dreißig nach Erledigung. Ich sage ihnen, dass ich bei drei zufällig ausgewählten Türen klingeln werde, um nachzuprüfen, ob sie sie auch tatsächlich verteilt haben. Sie besprechen sich kurz, dann willigen sie ein. Ich bleibe lange genug, um zu beobachten, dass sie die Flyer auch wirklich in die Briefkästen werfen, dann geht’s, zack, zack, weiter.
    Ich fahre zu Janets Drogenberatungsstelle und frage, ob ich dort einen Zettel aufhängen darf. Eine hilfsbereite Frau bringt mir Tee und verspricht mir, ein paar Leute anzumailen, die eventuell zur Beerdigung kommen würden. Großartig! Ich frage sie, ob es was bringt, die Zettel auch in Frauenberatungsstellen aufzuhängen. Sie sagt ja und fängt an zu telefonieren. Ich sage ihr, was für ein Engel sie ist.
    Dann rufe ich Amanda an, die weinende Frau, und teile ihr mit, wann die Beerdigung stattfindet. Sie weint wieder, verspricht, zu kommen und auch den anderen Müttern Bescheid zu geben.
    Zurück in Llanrumney stopfen die Kinder weiterhin fleißig Flyer in die Briefkästen. Ich bin zufrieden und gebe ihnen die restlichen 30 Pfund.
    Dann frage ich sie, ob sie sich noch mal 50 Pfund verdienen wollen, wenn sie dasselbe Spiel die Straße runter in Stacey Edwards’ Nachbarschaft wiederholen. Sie sehen mich an, als ob ich nicht ganz dicht wäre. Ich fasse das als ein Ja auf, rufe noch mal beim Copyshop an und bestelle weitere Flyer, diesmal mit Stacey Edwards’ Namen darauf. Ich sage den Kindern, wo sie die Flyer abholen und wie sie mich erreichen können, wenn sie fertig sind.
    Die Kids radeln davon, offensichtlich überglücklich darüber, dass ich völlig unfähig bin, vernünftig zu feilschen.
    Zack, zack.
    Was noch? Blumen. Musik.
    Ich rufe beim Thornhill-Krematorium an. Was haben sie für Musik? CD s. Ich will keine CD . Ich will einen Orgelspieler und einen Chor. Gottverdammte Trompeter. Nach einer längeren Diskussion einigen wir uns auf ein Streichquartett und einen Sänger für 400 Pfund. Kommt mir ziemlich teuer vor, aber ich bin einverstanden. Einen Trompeter können sie leider nicht auftreiben. Schade.
    Das alles arrangiere ich auf dem Weg zum Cardiff Market. Und zwar ohne Freisprechanlage, indem ich während der Fahrt mit Handy, Lenkrad und Schaltknüppel jongliere. Das sollte man nicht tun, aber andererseits fördert es die Konzentration und die Koordinationsfähigkeit. Wie diese Übung, wo man sich gleichzeitig mit einer Hand den Bauch reibt und mit der anderen auf den Kopf klopft. Nur schwieriger.
    Als ich am Markt ankomme, macht er gerade dicht. Der Cardiff Market besteht im Wesentlichen aus ein paar Buden, die in einem Palast untergebracht sind. Als hätte man ein

Weitere Kostenlose Bücher