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Totenklage

Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Bingham
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gibt keine verlässlichen Aussagen über regelmäßige – oder unregelmäßige – Besuche. Die Vorhänge waren immer zugezogen, das Licht ausgeschaltet, da es ja keinen Strom gab, wie ihr euch sicher erinnert. Keine Musik. Alles ruhig.
    Wir müssen daher andere Spuren verfolgen. Die nächsten funktionierenden Überwachungskameras sind etwa fünfhundert respektive siebenhundert Meter entfernt. Gut möglich, dass in den letzten Wochen Aufnahmen von Janet Mancini gemacht wurden. Vielleicht hat sie ja jemand begleitet. Jon Breakell – Jon, wo bist du? Ah, da – wird dieser Spur nachgehen.«
    Weil ich finde, dass ich nur sporadisch an den Ermittlungen beteiligt bin und gerne mehr tun würde, hebe ich die Hand. Jackson bemerkt mich gar nicht, deshalb unterbreche ich ihn.
    » In dem Kiosk ist ebenfalls eine Überwachungskamera. Vielleicht finden wir da ja brauchbare Aufnahmen.«
    In den vorderen Reihen wird kurz getuschelt. Offenbar ist schon jemandem vor mir diese Kamera aufgefallen, und dieser Jemand hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Aufnahmen zu besorgen.
    » Okay. Kümmern wir uns derweil um Janet. Wir müssen ihre Vergangenheit durchleuchten. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass sie ihren Mörder kannte, daher müssen wir herausfinden, wen sie kannte und woher. Wenn sie als Prostituierte gearbeitet hat und von einem Freier ermordet wurde, können wir wohl von der Annahme ausgehen, dass sie nicht zum ersten Mal mit ihm Geschlechtsverkehr hatte. Außerdem dürfen wir unsere anonyme Anruferin nicht vergessen, die uns ja überhaupt erst auf das Haus aufmerksam gemacht hat. Wir haben sie noch nicht gefunden. Durch die Berichterstattung in den Medien dürfte sie inzwischen mitbekommen haben, dass wir mit ihr reden wollen, aber sie hat sich noch nicht gemeldet. Jeder Hinweis auf diese Frau ist von höchster Wichtigkeit. Also. Kommen wir zum Einsatzplan …«
    Jackson liest die verschiedenen Aufgaben vor, und langsam leert sich der Besprechungsraum. Bisher ist kein Durchbruch in den Ermittlungen zu vermelden. Es wird kein leichter Sieg. Doch noch sind alle guten Mutes, dass der Mörder früher oder später gefasst und ins Gefängnis gesteckt werden wird. Andererseits braucht es schon große Scheuklappen, um zu leugnen, dass wir in Bezug auf den Mörder völlig im Dunkeln tappen. Der derzeit vorherrschende Optimismus will mit guten Nachrichten befeuert werden.
    Auf dem Weg zur Kopierstelle werde ich von mehreren Ermittlern abgelenkt, die um die Kaffeemaschine herumstehen und Merv Rogers für seinen Scharfsinn loben.
    » Ananas «, sagt er. » Eine Pizza ist doch ein pikantes Gericht, oder? Da haben Früchte nichts zu suchen, finde ich.«
    Ich dränge mich an ihnen vorbei. Sie gehen mir nicht aus dem Weg, lassen mich aber auch nicht an ihrer Unterhaltung teilhaben. Zum einen bin ich nicht besonders groß, zum anderen noch nicht lange dabei. Außerdem eine Frau. Eine Frau, die in dem Ruf steht, nicht alle Tassen im Schrank zu haben.
    Ich arbeite mich zur Kopierstelle vor, wo der polnische Kopierstellenleiter Tomasz Kowalczyk emsig sein papiernes Reich bestellt.
    » Dzi e ´ n dobry, Tomasz«, sage ich.
    » Dzi e ´ n dobry, Fiona. Wie kann ich dir heute behilflich sein?«
    » Sag doch nicht so was. Das klingt, als wolltest du mir Pommes verkaufen.«
    Tomasz mag mich. Immerhin. Ich brauche die Ausdrucke von einigen Fotos und zeige sie ihm in der Datenbank, in der inzwischen nicht nur die Fotos vom Tatort, sondern auch die von den Besitztümern der Opfer gespeichert sind. Von Janet gibt es nicht viele Bilder, da es in ihrem Leben eigentlich nie Menschen gab, die sie fotografieren wollten, dafür jede Menge von April. April im Partykostüm, April am Strand in Barry, April, die lachend einen kandierten Apfel in die Höhe hält. Sie hatte dieselben großen blauen Augen wie ihre Mutter, und wenn sie lachte, lachte ihr ganzes Gesicht. April Mancini, das Mädchen mit dem kandierten Apfel.
    Ich wähle etwa ein Dutzend Bilder von Janet und April aus. Natürlich stehen auch in unseren Büros Drucker, aber die sind nur Schwarzweiß. Tomasz ist der König aller Kopieraufträge, Farbdrucke und Spezialanfertigungen. Und ich brauche Ausdrucke in Fotoqualität. Tomasz lässt mich ein paar Formulare ausfüllen. Das nervt mich, weil ich Formulare nicht ausstehen kann. Deshalb fülle ich sie auch nicht korrekt aus, was wiederum bedeutet, dass Tomasz das für mich erledigen wird. Ich bereite mein nettestes Lächeln vor und schenke es ihm,

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