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Totenklage

Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Bingham
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Prostituierte sind, daher könnten die fehlerhafte Rechtschreibung und Grammatik durchaus darauf hindeuten, dass der Verfasser tatsächlich etwas beizutragen hat. Zum anderen stellt der zweite Text seltsamerweise eine – wenn auch etwas merkwürdige – Verbindung zwischen Janets Tod und den sogenannten » reichen Leuden« her. Das muss nichts bedeuten, hätten wir nicht Brendan Rattigans Kreditkarte am Tatort gefunden. Und auch das wäre noch nicht wichtig, hätte nicht Charlotte Rattigan angedeutet, dass ihr Mann eine Schwäche für harten Sex mit Prostituierten hatte. Alles zusammen ergäbe immer noch nicht viel, wäre da nicht die frostige Stille, die in Brian Penrys Wohnung geherrscht und mir verraten hat, dass sehr gewichtige, aber noch ungesagte Dinge im Raum schwebten.
    Weil keine weitere SMS ankommt, schreibe ich eine zurück. Ich werde keine weiteren Versuche zur Kontaktaufnahme machen, doch wer auch immer mir da geschrieben hat, soll auf welchem Weg auch immer Verbindung mit mir aufnehmen können. ICH WILL JAN HELFEN , GENAU WIE SIE schreibe ich und drücke auf Senden.
    Das ergibt doch alles keinen Sinn.
    Aber genau aus diesem Grund bin ich zur Polizei gegangen – um dafür zu sorgen, dass die Dinge Sinn ergeben. Als ob die Geheimnisse und Herausforderungen meines Lebens leichter zu bewältigen wären, wenn ich mich immer und immer wieder in die Rätsel anderer Menschen stürze.
    Mein Kopf brummt. Die einzige Möglichkeit, den Druck auf meinem Gehirn zu senken, ist die Gewissheit, dass Rattigan wirklich und wahrhaftig tot ist. Ich wühle auf dem Rücksitz nach dem AAIB -Bericht, suche eine Telefonnummer heraus und wähle.
    Außergewöhnlich unbürokratisch werde ich in kürzester Zeit mit derjenigen Person verbunden, die ich sprechen will.
    » Robin Keighley.« Eine englische Stimme. Genau der Tonfall, den die Amerikaner so gerne nachäffen: effeminiert, hochnäsig, aristokratisch. Andererseits klingt sie auch freundlich und kompetent. Das reicht mir schon.
    Ich nenne meinen Namen und den Grund meines Anrufs und frage nach dem Flugzeugabsturz. Keighley gibt bereitwillig und ohne zu zögern Auskunft, und seine Antworten decken sich mit dem Inhalt des Berichts. Das Flugzeug ist in Birmingham gestartet und war auf dem Weg zu Rattigans Feriendomizil in Südspanien, als es in ein Unwetter geriet und der Pilot Probleme mit dem rechten Motor meldete. Er bat den Flughafen von Bristol um Erlaubnis zur Notlandung. Die Erlaubnis wurde erteilt, woraufhin der Pilot die Richtung änderte. Danach Stille, dann ein kurzer Funkspruch, der im Wesentlichen aus zwei Flüchen des Piloten bestand, dann nichts mehr.
    Ich unterhalte mich etwa zwanzig Minuten lang mit Keighley. Bei dem Flugzeug handelte es sich um einen Learjet, eine gute, ordentlich gewartete Maschine. Bis zuletzt wurden alle in einer Notfallsituation vorgeschriebenen Richtlinien befolgt. Allerdings fällt mir ein kurzes Zögern in Keighleys Stimme auf, sobald er auf den Piloten zu sprechen kommt, und ich hake nach. » Nun, nichts Bestimmtes. Der Pilot hatte beträchtliche Erfahrung, war jedoch nie bei der Luftwaffe oder einer großen kommerziellen Fluglinie beschäftigt.«
    » Ist das ungewöhnlich?«
    » Eigentlich nicht. Kampfpiloten sind selbstredend für Extremsituationen ausgebildet. Gleiches gilt für die Piloten der großen Fluglinien wie etwa der British Airways, die alle sechs Monate im Flugsimulator mit dieser oder jener Katastrophe konfrontiert werden. Es ist für die Ausübung ihres Berufes zwingend notwendig, dass sie diese Tests bestehen.«
    » Also verfügte dieser Pilot Ihrer Meinung nach möglicherweise über zu wenig Erfahrung?«
    » Meiner Meinung nach ja. Andererseits ist die Flugsicherheit auch mein Job. Rattigans Pilot war ausreichend qualifiziert, eine Maschine dieser Größenordnung zu steuern.«
    » Gab es am Wrack Hinweise auf ein Verbrechen? Irgendetwas? Vielleicht eine Vermutung, die es nicht in den Bericht geschafft hat, weil Sie sie nicht nachweisen konnten?«
    » Nein, nichts. Aber vergessen Sie nicht, der Großteil des Flugzeugs liegt auf dem Meeresgrund. Wir können ein Verbrechen nicht ausschließen, haben aber auch keinen Grund, davon auszugehen.«
    » Ist dieser Flugzeugtyp störungsanfällig? Passt dieser Unfall in ein bekanntes Muster?«
    » Ja und nein, könnte man sagen. Nein, da es sich um ein ordentlich gewartetes Flugzeug gehandelt hat …«
    » Aber?«
    » Aber wenn einem Unfall menschliches oder technisches Versagen

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