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Totenklage

Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Bingham
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Einbruch. Auf eine grässliche präfeministische Weise, gemäß einer Logik, die ins finsterste Mittelalter gehört, hab ich es ja auch verdient. Ich hab’s drauf angelegt. Penry sollte wissen, dass ich in seinem Haus war, sollte wissen, dass ich sein Handy habe. Ich wollte ein bisschen Staub aufwirbeln, mal sehen, was dabei herauskommt. Und dafür hat er mich geschlagen. Das kann ich ihm nicht zum Vorwurf machen. Er ist ein Dieb mit Hang zur Selbstzerstörung, allerdings kein Mörder. Nicht mal ansatzweise. Er hat nicht nach mir getreten, als ich auf dem Boden lag.
    Doch was ist mit den dunklen Schatten, die sich unerkannt hinter Penry bewegen? Irgendjemand hat Janet Mancini ermordet und ein Spülbecken auf April Mancini fallen lassen. Irgendjemand hat Stacey Edwards Isolierband auf den Mund geklebt und ihr die Nase zugehalten, bis sie tot war. Stacey Edwards wurde vermutlich getötet, weil sie zu viel über den Mancini-Fall wusste und jemand der Meinung war, dass sie gefährlich nahe dran war auszupacken. Aber wenn sie schon eine Bedrohung darstellte, was ist dann mit DC Griffiths? Natürlich kann niemand eine ganze Polizeieinheit ermorden. Doch DC Griffiths hat sich ein kleines bisschen zu weit vorgewagt. Hat unter einem Teppich nachgesehen, für den sich die Kollegen nicht interessiert haben. Viel hat sie bis jetzt nicht gefunden, aber sie schnüffelt immer noch rum. Wer weiß, was sie als Nächstes aufdeckt?
    Das ist kein beruhigender Gedanke. Ich wähle den Weg des geringsten Widerstands. Das Unvermeidliche. Doch das war mir von vornherein klar.
    Ich rufe Dad an. Bitte ihn, mich abzuholen. Erst kapiert er nicht so recht, was ich von ihm will. » Kein Problem, Schatz. Ich bin gleich bei dir«, sagt er schließlich. Ich sitze mit Messer und Hammer bewaffnet neben der Eingangstür, höre Paloma Faith zu, wie sie gegen den Fernseher ansingt, und konzentriere mich auf jedes Geräusch von draußen. Meine Kopfschmerzen bringen mich fast um. Es fühlt sich an, als wäre mein Kiefer ausgerenkt. Alle zwanzig Sekunden durchfährt mich ein Zittern, das ich nicht abstellen kann. Meinen Kopf kann ich auch nicht drehen, da ich sonst die Treppe ansehen müsste. Ich habe Angst, dass ich mich selbst dort liegen sehe, zusammengekrümmt und mit hochgeschobenem Rock und unfähig zu verhindern, was als Nächstes passieren wird.
    Das Einzige, was ich schaffe, ist, einen 24-Stunden-Blumenlieferservice anzurufen und einen Rosenstrauß für Mrs P. zu bestellen. Ich lasse » In Liebe, Brian« auf die Karte schreiben. Ein Friedensangebot. Meine Stimme klingt hölzern, und als ich auflege, schmecke ich wieder Blut.
    Gott sei Dank braucht mein Dad nicht mal eine Viertelstunde, bis er hier ist. Er trödelt nie herum – das mag ich so an ihm. Ich höre das Auto trotz des Wettstreits zwischen Paloma und dem Fernseher. Mit Messer und Hammer in Händen schalte ich erst den Fernseher und dann die Musik und schließlich noch ein paar Lichter aus. Dad klopft an der Tür. Weil er so ist, wie er ist, reicht ihm Klopfen natürlich nicht. » Fi, hallo, ich bin’s, dein Vater«, schreit er. Dad spricht nicht, er schreit. Was mir in Anbetracht der Umstände sehr gelegen kommt. Ich verstecke Messer und Hammer unter einem Sofakissen und gehe zur Tür, um ihn reinzulassen.
    Doch selbst jetzt spielt mir mein Verstand einen Streich. Ich spiele verschiedene Szenarien durch, die sich so niemals ereignen könnten. Mein Dad, wie er mit einem Messer bedroht und gezwungen wird, » Fi, hallo« vor meiner Tür zu rufen. Beobachtet von mehreren Männern in Schwarz, die meine Mutter und meine beiden Schwestern in einem Geländewagen mit getönten Scheiben festhalten. So ein Quatsch. Trotzdem bedarf es einer gewaltigen Willensanstrengung, das Schloss zu öffnen und die Tür aufzumachen.
    Dad. Ohne Messer. Ohne Finstermänner. Ohne Geländewagen. Bis auf seinen silbernen Range Rover natürlich.
    Der übliche überwältigende Kuss. Er stürmt in mein Haus. Dad lebt nach dem Motto mi casa es su casa – egal, ob er Besuch empfängt oder selbst der Besuch ist.
    » Räucherlachs! Und Bagels! Liebes, das ist ja toll.« Sofort verschwindet ein großes Stück Bagel mit Lachs in seinem Mund. » Ist mit dem Rasen alles in Ordnung? Sieht ganz gut aus. Nun wächst er nicht mehr so schnell. Aber warte, bis die Sonne richtig scheint, dann wuchert wieder alles.« Er redet eigentlich mit sich selbst und nicht mit mir. Zu seiner su casa es mi casa -Einstellung gehört, dass er meinen

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