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Totenkönig (German Edition)

Totenkönig (German Edition)

Titel: Totenkönig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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eingekehrt. Unter Meridianern gibt es keine Feindschaft mehr, so heißt es. Somit freut es mich, dich wieder zu sehen, Wanar, einstiger Oberbefehlshaber der städischen Wachmannschaften. Deine Heimatstadt kann die Dienste eines Mannes mit deiner Erfahrung nun umso besser gebrauchen.“
    „Es gibt keinen Rat mehr, dem ich dienen würde. Der Rat der Neun existiert nicht mehr, seine Mitglieder sind tot. Die Pyramide ist ei ngestürzt.“
    „Vielleicht ist es besser so für alle. Wir haben zuviel gekämpft, Br uder gegen Bruder, Schwester gegen Schwester, und viele von uns wurden verwundet, manche sind dem Tode näher als dem Leben.“ Er musterte Wanar von Kopf bis Fuß und sah die vielen Wunden, die von den Folterpraktiken der Kerkermeister zeugten. „Wanar, du solltest mit uns gehen. Deine Wunden könnten verheilen. Es gibt Hoffnung im Stadtzentrum.“
    „Warum sollte ich euch begleiten? Das Stadtzentrum ist ein Schlachtfeld, dort gibt es nur Tote.“
    „Du irrst dich, Wanar. Hast du denn die Neuigkeiten noch nicht gehört?“
    „Welche Neuigkeiten?“
    „Dort wo zuvor die Pyramide stand, ist nun ein See entstanden. Sein Wasser ist von Heilkraft erfüllt. Ein schwer verletzter Mann trank daraus, um seinen Durst zu löschen, und schon kurz darauf ging es ihm besser. Auch andere Verletzte tranken von dem Wasser und erlebten ebenfalls eine rasch voranschreitende Genesung. Diese Phänomene haben sich in der ganzen Stadt herumgesprochen. Von überall her pilgern die Menschen zu dem See.“
    Die Unsterblichen hatten den Worten des Soldaten ebenfalls g elauscht.
    Larkyen war skeptisch. Forschend sah er den Soldaten an und fragte: „Hast du dieses Phänomen mit eigenen Augen erblickt?“
    „Nein“, antwortete der Soldat. „Auch ich habe nur davon gehört; die Menschen erzählen sich an jeder Straßenecke davon.“
    Larkyen sah für einen Moment zum Tor der Kathedrale zurück. Noch immer hörte er Khorgo schluchzen. Zaira war dem Tode näher als dem Leben, und in Situationen wie dieser bot selbst eine von Na rren erzählte Geschichte einen Hoffnungsschimmer. Noch während er in die Kathedrale zurückkehrte, begleitete ihn Patryous Stimme und verstärkte sein Gefühl von Hoffnung.
    „Seit über tausend Jahren bündelte die Pyramide im Stadtzentrum ihre Kräfte, und vermutlich gab es bei ihrer Zerstörung eine Entl adung. Wasser eignet sich hervorragend dazu, um Energien zu leiten und aufzunehmen, ähnlich wie bei einem Blitzeinschlag. Und ich denke, nichts anderes ist im Stadtzentrum geschehen. Die lebenserhaltende Kraft der Pyramide wurde auf das Wasser übertragen, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieses Phänomen wieder verschwindet.“
    Larkyen sah Khorgo bei seiner Tochter knien. Nur kurz sah der Majunay zu dem Unsterblichen auf. „Es geht zu Ende“, flüsterte er. Larkyen konnte Zairas Herz nur noch schwach schlagen hören. Ihr Gesicht war aschfahl geworden.
    „Vielleicht gibt es noch Hoffnung“, sagte Larkyen. Mit einer schnellen Bewegung hob er Zaira vom Boden hoch. Für seine starken Arme war ihr Leib so leicht wie eine Feder.
    Khorgo sah den Unsterblichen verwirrt an. „Was tust du, Lark yen?“
    „Ich habe keine Zeit für Erklärungen. Wir müssen schnell ha ndeln.“
    „Wovon redest du? Niemand kann ihr mehr helfen, das hat Patr yous selbst gesagt. Es ist zu spät.“
    „Bitte vertrau mir.“
    „Was hast du für ein Hexenwerk im Sinn? Lass sie in Frieden sterben.“
    „Folge mir ins Stadtzentrum, ich habe keine Zeit für weitere E rklärungen.“
    Er rief sein Pferd Alvan herbei. Der Hengst stand im Schatten e ines Baumes und gehorchte dem Unsterblichen. Larkyen schwang sich mit Zaira im Arm auf den Rücken des riesigen Pferdes und ritt los. Er war so schnell wie der Wind.
     
    Im Stadtzentrum scharten sich die Menschen um den See. Das Gedränge war so stark, dass viele Verwundete das Ufer nicht mehr erreichen konnten. Larkyen musste sich einen Weg durch die Meridianer bahnen. Je näher er dem See kam, desto intensiver war die Luft wieder von Blutgeruch erfüllt. Überall lagen Verwundete, manche tränkten den trockenen Boden mit ihrem eigenen Blut. Sie stießen sich gegenseitig an und versuchten in ihrer Verzweiflung, ebenso wie Larkyen dass Wasser zu erreichen. Immer wieder erklangen Freudenrufe vom Ufer, und weitere Heilungen wurden verkündet.
    Endlich berührten Larkyens Stiefel das Wasser. Mit Zaira in se inen Armen ging er in den See, bis ihm das Wasser an die Hüfte reichte. Der

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