Totenkopf-TV
kein Grund dafür, muss mit diesem Spiegel etwas nicht stimmen. Außerdem weißt du selbst, dass Spiegel so manche Geheimnisse verbergen. Die können sogar Eingänge in eine andere Dimension sein.«
»Und auch Ausgänge«, sagte mein Freund. »Sehr richtig.«
»Stell ihn auf die Probe!«
Ich lächelte knapp. »Das hatte ich soeben machen wollen. Wenn der Spiegel mit einer schwarzen Magie geladen oder gefüllt ist, werden wir das sehr bald herausgefunden haben.«
Die Garderobiere stand auf. »Was machen Sie denn?« fragte sie und wunderte sich.
»Wir nehmen nur eine kleine Prüfung vor.«
»Und welche?«
Die Frau war sehr nett, sie hatte uns auch viel geholfen, doch sollte der Spiegel ein schwarzmagisches Machwerk sein, konnte es hier gefährlich werden, und in Lebensgefahr wollte ich Molly nicht bringen. Bill hatte mich verstanden, ohne dass ich ein Wort hätte sagen müssen. Er bat Molly, den Raum zu verlassen.
»Warum? Ich…«
Der Reporter legte beide Hände auf die Schultern der wesentlich kleineren Molly. »Bitte, tun Sie uns den Gefallen! Es ist auch zu Ihrer Sicherheit. Wir wissen, was wir machen. Wir kennen uns aus, glauben Sie uns.«
»Wenn das so ist…«
»Ja, es ist so.«
Sie nickte, drehte sich um und ging. Ich wartete, bis sie die Tür geschlossen hatte und holte mein Kreuz hervor. Bill schaute nach, ob es einen von innen steckenden Schlüssel gab. Das war nicht der Fall. »Wir müssen die Tür offen lassen, John.«
»Dann stell du dich davor.«
»Ich mache ja alles für dich.«
Inzwischen hielt ich das Kreuz bereits in der Hand. Nichts an ihm verriet, dass wir uns in einem Dunstkreis schwarzmagischer Kräfte bewegten. Der Spiegel blieb normal, das Kreuz ebenfalls. Kein Funkeln an den Seiten oder in der Mitte, so dass ich schon glaubte, einer falschen Spur nachzulaufen. Möglicherweise befand ich mich auch zu weit entfernt. Ich musste näher an den Spiegel heran, schob den kleinen Hocker zur Seite und räumte mit der freien Hand Tiegel, Pasten und Fläschchen weg. Dass einige von ihnen zu Boden fielen, störte mich nicht, der Spiegel allein zählte.
Bill stand an der Tür. Er hatte eine schräge Haltung eingenommen und presste seinen Fuß gegen die untere Kante. Beide waren wir gespannt. In den nächsten Sekunden würde es sich zeigen, ob Ellen Page gelogen oder die Wahrheit gesagt hatte.
Behutsam führte ich die Hand mit dem Kreuz gegen die blanke Fläche. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass etwas passieren Würde. Einen Grund konnte ich nicht nennen, aber ich glaubte daran, einen Teilerfolg zu erringen.
Bisher hatte ich den Arm angewinkelt. Nun streckte ich ihn aus, das Kreuz geriet noch näher an die Fläche, nur mehr die Breite einer Männerhand trennte es, und ich sah die erste Reaktion. Es war das kurze Blitzen an den vier Enden. Dieses Aufstrahlen, das ich kannte, das mir bewies, dass die schwarze Magie in der Spiegelfläche vorhanden war.
Wenn es tatsächlich stimmte, weshalb reagierte sie dann nicht? Sie tat es, jedoch mit Verzögerung. Bill und ich sahen, dass sich innerhalb der Fläche etwas bildete. Zuerst waren es nur mehr Schlieren, sie bekamen immer mehr Nachschub und veränderten sich zu quellenden, dicken Nebelwolken, die ihre lautlosen Kreise zogen. Ich bekam ein Gefühl, als würde die Spiegelfläche der Beginn eines dahinterliegenden Gangs sein, der in die Unendlichkeit führte. Vor Spannung atmete ich nur mehr durch die Nase. Meine Augen hatten sich erweitert, den Blick konnte ich als brennend bezeichnen, und ich sah weiterhin zu, wie der Nebel allmählich zu einer regelrechten Wand wurde und mich an den Dunst erinnerte, den ich auf dem Bildschirm gesehen hatte, bevor die beiden mordenden Knochenhände erschienen. Noch hatte das Kreuz die Fläche nicht berührt. Meine rechte Hand zitterte ein wenig. Ich starrte intensiv auf die Fläche und versuchte in den Nebel hineinzublicken.
Molly hatte von einem Skelettschädel berichtet, der sich innerhalb der Nebelschwaden gezeigt hatte. Mir war es bisher nicht vor die Augen gekommen. Trug vielleicht das Kreuz daran die Schuld, dass er sich so stark zurückhielt?
Ich wollte einfach nicht daran glauben, dass sich Ellen Page die Vorgänge eingebildet hatte, da auf dem Bildschirm ähnliches zu sehen gewesen und es zu einer Katastrophe gekommen war. Nein, hier war etwas faul.
Ich wagte den nächsten Schritt, streckte die Hand noch weiter vor, so dass Spiegel und Kreuz Kontakt bekamen.
Ich rechnete mit einem Splittern
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