Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
Alden lockerer wurde, wenn sich das Gespräch über seine Vorfahren im Theatergeschäft drehte.
»Ich bin der Erste, der sich bei Ihnen entschuldigt, wenn ich mich irre, Mr Alden. Aber da Sie bei unserem ersten Gespräch nichts davon erzählt hatten, musste ich Sie fragen, wie es dazu kam, dass Ihre Stimme an dem Abend, an dem die Galinowa umgebracht wurde, auf ihrem Handy war. Aber das ist nicht der Hauptgrund, warum wir Sie noch einmal sprechen wollten. Wir brauchen Ihre Hilfe in einer Angelegenheit, die Joe Berk betrifft.«
Aldens Laune verbesserte sich schlagartig.
»Ich hatte gehofft, dass Sie uns helfen können, wegen Ihrer Großmutter, der Opernsängerin, beziehungsweise weil Ihr Großvater so ein bedeutender Kunstmäzen gewesen ist. Wissen Sie irgendetwas über die Shriners?«
Alden sah mich fragend an; ich lächelte zurück. »Warum fragen Sie?«
»Natürlich kann ich Ihnen keine Einzelheiten verraten, aber sagen wir, Berk war nicht ganz aufrichtig zu uns, und ich würde gerne verstehen, warum.«
»Aufrichtigkeit ist nicht Teil von Joes Charakter. Was möchten Sie über die Shriners wissen?«
»Wer sind sie? Was haben sie mit der Theaterwelt zu tun?« Mike wollte Alden erst einmal mit allgemeinen Fragen zum Reden bringen, um sich dann nach und nach zu dem roten Fes vorzuarbeiten.
»Der Alte Arabische Orden der Edlen vom mystischen Schrein, Detective. Er entstand im neunzehnten Jahrhundert als Ableger des Freimaurerordens. Den kennen Sie, oder?«
Ich wusste, dass die Freimaurer das Königtum von Gottes Gnaden ablehnten und, inspiriert von der Freizügigkeit der frühen Handwerker, sich als geistige Erben der Männer verstanden, die uns die herrlichsten Bauwerke der Welt hinterlassen hatten - die Pyramiden, Salomons Tempel, die römischen Aquädukte, die mittelalterlichen Kathedralen.
»Bruderschaften«, sagte Mike.
»Ja, aber mit festen Überzeugungen, in deren Mittelpunkt die Freiheit des Menschen steht. Voltaire und Benjamin Franklin, George Washington und Mozart - sie alle verstanden sich als Verfechter demokratischer Ideale und der Philanthropie. Mitte des neunzehnten Jahrhunderts gab es in fast allen amerikanischen Städten mindestens eine Freimaurerloge, die auch wohltätige Zwecke verfolgte.«
»Und die Shriners?«
»Sie waren in erster Linie Freimaurer, aber der Orden geht außerdem auf ein noch exotischeres Erbe zurück - nämlich auf den Orden des mystischen Schreins, der aus dem siebten Jahrhundert stammt.« Alden sah Mike an. »Sein ursprüngliches Anliegen müsste Sie eigentlich amüsieren.«
»Und das wäre?«
»Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten und die Kommunalverwaltungen beim Kampf gegen das Verbrechen zu unterstützen. Anfänglich waren sie eine Art Hilfspolizei. Erst im neunzehnten Jahrhundert änderte sich ihr Leitbild.«
»Ich hasse Hilfspolizisten. Das Letzte, was ich brauche, ist ein Haufen Amateure, die glauben, meinen Job machen zu können. Was ist aus ihnen geworden?«
»Zur Zeit meiner Großeltern waren die Shriners das Vergnügungszentrum der Freimaurer. Fast alle der beliebtesten Unterhaltungskünstler der damaligen Zeit verfügten über Verbindungen zu dem Orden. Alle waren fasziniert von den exotischen Symbolen der ursprünglichen Schrein-Verbindungen im Mittleren und Nahen Osten.«
»Aus welchem Grund gab es diese Verbindung?«
»Weil dort die Bewegung ihren Ursprung hatte, vor Hunderten von Jahren. Der Orden wurde in den 1850er Jahren in Amerika wieder zum Leben erweckt, und zwar von einem Bühnenschauspieler, William Jermyn Florence, und von einem Arzt, Dr. Walter Millary Fleming. Ihr Ziel war es, zu unterhalten und gleichzeitig Spenden für wohltätige Zwecke, hauptsächlich für die medizinische Forschung, zu sammeln.«
»Um noch einmal auf den Mittleren Osten zurückzukommen: Was meinten Sie damit? Von welchen Symbolen reden Sie?«, fragte Mike.
»William Florence trat in ganz Europa und Nordafrika auf - in vielen Bühnenhäusern, in denen später auch meine Großmutter, Giulietta Capretta, als Sängerin zu Gast war. Er reiste nach Algerien und Kairo und nahm von dort viele Anregungen mit, zum Beispiel was die Rituale der Shriners anging oder auch die Symbolik der frühen Orden, die im Mittleren Osten blühten und gedeihten.«
»Was zum Beispiel?«
»Islamische Motive, angefangen von der Bauweise der Tempel bis hin zur Gestaltung der Inneneinrichtung. Die amerikanischen Shriners bauten keine Theater, Ms Cooper. Sie erbauten Moscheen im ganzen
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