Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
Schulen und Universitäten, philanthropische und berufsständische Organisationen ansprechen. Die Vorstellungen sollten um 17.30 Uhr beginnen, damit die Leute unmittelbar nach der Arbeit hingehen konnten, um sich die Zug- oder Busfahrt zu sparen. Er hatte einige wunderbare Ideen, um die darstellenden Künste in New York zu fördern.«
»Und sie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen als der Broadway.«
»Ganz genau, Ms Cooper. Als das City Center eröffnete, kostete ein Balkonplatz fünfunddreißig Cent und ein Sitzplatz im Parkett einen Dollar - genauer gesagt, einen Dollar zehn. Am Broadway waren die Tickets drei Mal so teuer.«
Mein Telefon klingelte, und kurz darauf meldete sich Laura über die Gegensprechanlage.
Mike nahm das Gespräch an. »Ja, Sarge?« Er hörte einige Sekunden zu und legte dann auf. »Es besteht kein Zweifel. Dieses Mal steht ›M‹ für Mekka.«
»Ich freue mich, dass ich Ihnen bei der Lösung Ihres Rätsels helfen konnte, Detective. Gibt es noch etwas -«
»Wann waren Sie das letzte Mal dort?«
Alden legte die Stirn in Falten und zog seine dichten dunklen Augenbrauen zusammen. »Das ist einige Wochen her, Mr Chapman.«
»Wann genau?«
»Hören Sie, wenn Sie mir wieder eine Falschaussage unterstellen wollen, würde ich vorher gerne in meinem Terminkalender nachsehen.«
»Warum waren Sie dort?«
Alden sah mich an. »Es gibt dort diese wunderbare Reihe - Encores! Das sind Wiederholungen von Broadway-Shows.« Ich kannte die seit Jahren äußerst erfolgreiche Reihe. »Ich habe eine Vorstellung von Bye, Bye, Birdie besucht. Was in dem Zusammenhang übrigens ganz lustig ist.«
Mike hatte zu sehr das Bild von Lucy DeVore vor Augen, um etwas lustig zu finden. »Warum?«
» Birdie hat als erstes Musical den Rock’n’Roll auf dem Broadway hoffähig gemacht.«
»Ersparen Sie mir die Songs. Sonst fängt Coop noch zu tanzen an. Ja, und?«
»Darin gibt es eine Szene, in der sich die Darsteller im Zimmer irren und in eine Versammlung der Shriners hineinplatzen. Erinnern Sie sich daran?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Die Tarbusche und Quasten fliegen kreuz und quer. Im City Center hat man bestimmt genug Fese in der Requisite. Da brauchen Sie meinen gar nicht zu sehen.«
Der Fes auf Lucys Kopf war mit spezifischen Symbolen geschmückt. Ein Halbmond und eine Sichel über einem arabischen Muster. Wir könnten sicher herausfinden, ob es sich dabei um ein Teil eines Broadwaykostüms oder ein echtes Stück aus einer alten Moschee handelte.
»Sind Sie auch hinter der Bühne gewesen, Mr Alden?«
Wieder runzelte er misstrauisch die Stirn, als würde er überlegen, worauf Mike hinauswollte. »Ich bin Dutzende Male hinter der Bühne gewesen, Detective. Ich bin -«
»Ja, ja, ich weiß. Sie sind ein großer Mäzen der darstellenden Künste. Ich habe mir in meinem Leben schon mehr Bierchen im Yankee-Stadion gekauft, als Sie Theaterprogramme besitzen, aber deshalb lässt man mich nach dem Spiel trotzdem nicht in die Umkleidekabine, um mit den Jungs für ein Foto zu posieren. Waren Sie in letzter Zeit mit einer der Tänzerinnen hinter der Bühne?«
Alden hatte keine Ahnung, worauf Mike hinauswollte.
»Oben, natürlich.«
»Was meinen Sie mit ›oben‹? Auf dem Balkon?«
»Nein, nein. Hinter dem Zuschauerraum erhebt sich ein neun- oder zehnstöckiges Bürohochhaus, Mr Chapman. Dort sind einige der spektakulärsten Tanzstudios der Stadt untergebracht. Viele davon werden als Probenräume an Tanzkompanien vermietet.«
»Und Sie sind vor kurzem dort gewesen? Wo genau?«
»Ich bin überrascht, dass Ihnen Chet Dobbis nichts davon erzählt hat, als Sie mit ihm über Talja gesprochen haben.«
»Wovon hätte uns Dobbis erzählen sollen?«
»Bevor er zur Met überwechselte, war Chet der künstlerische Leiter des City Center. Er kennt das Haus wie seine Westentasche.«
Mike sah mich an, als wollte er mich fragen, ob ich Aldens Gedankengang folgen konnte. »Was hat das mit der Galinowa zu tun?«
»Natürlich habe ich Talja im City Center besucht. Genauso wie Dobbis, wie Rinaldo Vicci, wie Joe Berk. Talja hatte ihr Probenstudio dort, Mr Chapman. Sie hat viel mehr Zeit im City Center verbracht als in der Met.«
36
Es gab keinen Grund, Hubert Alden noch länger in meinem Büro festzuhalten. Dank seiner Informationen konnten wir unsere Ermittlungen in eine neue Richtung lenken: Wir hatten ein deutlicheres Bild gewonnen, in welcher Beziehung die einzelnen Personen zueinander standen, und konnten
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