Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
zwar offiziell nicht zuständig, aber Mike würde das gerichtsmedizinische Institut dazu bringen, in kürzester Zeit die bestmöglichen Ergebnisse abzuliefern.
Gegen elf Uhr bat ich Laura, meine Sekretärin, einige Korrespondenz zu erledigen, und ging dann ins Vorzimmer von Paul Battaglia, um mich bei Rose Malone, seiner Sekretärin, zu erkundigen, ob sie mir noch einen Termin beim Bezirksstaatsanwalt geben konnte. Ich wartete, bis Battaglia seine Telefonate mit dem Gouverneur und einigen anderen Politikern beendet hatte und mich in sein geräumiges Büro bat, von dem aus er die Arbeit von sechshundert Staatsanwälten beaufsichtigte.
Battaglia war ohne Zigarre unvorstellbar. Er konnte eine halbe Stunde ununterbrochen reden, ohne dass die kalte Cohiba, die ihm an den Lippen klebte, auch nur wackelte, und wenn sie - wie jetzt - angezündet war, nahm er sie auch nur gelegentlich aus dem Mund, um den Rauch in meine Richtung zu wedeln.
»Guten Tag, Paul. Danke, dass Sie sich Zeit für mich nehmen. Es gibt ein paar neue Fälle, die wahrscheinlich die Aufmerksamkeit der Presse auf sich ziehen werden, und ich dachte, Sie wollten darüber Bescheid wissen.«
»Zum Beispiel?«, fragte er aus dem Mundwinkel.
»Ein Arzt, der zwei Frauen betäubt und vergewaltigt hat. Kanadische Touristinnen.« Die Presse spielte es immer hoch, wenn die Opfer ausländische Touristen waren. Politikern war jedes Ereignis, das dem einträglichsten Wirtschaftszweig der Stadt schaden könnte, ein Gräuel. »Die gute Neuigkeit ist, dass wir endlich die DNA des Riverside-Vergewaltigers haben, sodass wir sein Profil wahrscheinlich bis Mitte der Woche in die Datenbank einspeisen können.«
Ich rechnete damit, dass er mich wie üblich mit Fragen über den Lebenslauf des Arztes oder die Rasse des heldenhaften Hundes löchern würde. »Glauben Sie wirklich, ich nehme Ihnen ab, dass Sie deshalb hier sind?«
Ich errötete, woraufhin er seine Lippen zu einem breiten Lächeln verzog.
»Der Polizeipräsident hat mich wegen dieser Galinowa angerufen. Er scheint zu wissen, dass Sie am Tatort waren.«
Ohne ihn darüber informiert zu haben - das schien der unausgesprochene Vorwurf zu sein.
»Wir waren im Sonderdezernat gerade mit dem Vergewaltigungsfall beschäftigt, als bei der Mordkommission die Meldung von Galinowas Verschwinden einging. Chapman dachte, ich könnte ihm nützlich sein, weil ich mich in der Ballettwelt auskenne, und weil Galinowa vor ihrer Ermordung möglicherweise vergewaltigt wurde.«
»Chapman findet immer einen Vorwand, damit Sie sich nützlich machen können, hab ich Recht?«
Ich ignorierte seine Bemerkung. In der Staatsanwaltschaft machte kein Gerücht die Runde, ohne dass Battaglia es mitbekam. »Paul, ich möchte Sie bitten, mir den Fall zu übertragen.«
Mordermittlungen unterstanden dem Leiter der Prozessabteilung, Pat McKinney, einem rattengesichtigen Staatsanwalt, dessen juristische Fähigkeiten von seiner Pedanterie und seiner langjährigen Affäre mit einer inkompetenten jungen Anwältin überschattet waren. Ich hatte McKinney schon so oft verärgert, dass er mir keine Ermittlungen übertragen hätte, die meine Zuständigkeit nur am Rande tangierten. Da meine Abteilung jedoch Battaglias Vertrauen genoss - nachdem sie zahlreiche medienträchtige Prozesse gewonnen und gezeigt hatte, dass sie in der Lage war, fälschlich bezichtigte Personen zu entlasten und an ihrer Stelle die wahren Schuldigen zu finden -, hatte ich jederzeit direkten Zugang zum Bezirksstaatsanwalt.
»Der Fall ist noch niemandem zugewiesen worden?«
»Nein. Bis jetzt gibt es keine Verdächtigen. Die Cops fangen heute mit der Befragung der Angestellten an.«
»Der Polizeipräsident meinte, es sei keine Vergewaltigung im Spiel. Gibt es Anzeichen, die darauf schließen lassen, dass der Täter es versucht hat?«
Ich hatte im Internet nach den alten Zeitungsberichten über den ersten Mord an der Met gesucht. Da Battaglia damals noch nicht im Amt gewesen war, schilderte ich ihm kurz die Fakten. »Damals war es auch zu keiner Vergewaltigung gekommen, Paul, obwohl der Täter es versucht hatte. Soweit die Detectives rekonstruieren konnten, hatte sich die Geigerin verirrt und war dabei einem Arbeiter in die Arme gelaufen. Er hatte sie in einen Aufzug gezerrt, um sie zu vergewaltigen. Wahrscheinlich hat er sie umgebracht, als sie sich zur Wehr setzte.«
»Also schließen Sie eine Vergewaltigung nicht aus?«
»Nein. Am Freitagnachmittag und -abend waren
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