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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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nie wiedersehen würde, auch wenn man Telefonnummern austauschte. Das war Freiheit, das war Glück. Sie könnte fliehen, in diese andere Welt. Sie hatte Geld, von dem niemand etwas wusste. Aber es war keine andere Welt.
    Der Mörder würde sie auch dort finden.

10
    Â»Ich war nicht drin, ich hab nix angefasst.«
    Â»Ich glaube, du hast mich nicht verstanden, Ollie.« Malbek beugte sich zu ihm vor. Sein richtiger Name war Oliver Scharlow. »Na ja, nach dem, was du durchgemacht hast … wenn es tatsächlich so war, dass du in der Flasche mit dem Strohrum vorher Cola hattest, aber dir irgendjemand da wieder richtigen Strohrum reingefüllt hat, dann muss das ja wie ein Schock für dich gewesen sein, im Krankenhaus aufzuwachen. Da hätte jeder von uns dran zu knabbern. Nicht wahr, Herr Vehrs?« Malbek sah Vehrs an.
    Â»Aber ja, einfach schrecklich«, antwortete Vehrs mit gleichgültigem Gesicht.
    Sie saßen in Malbeks Zimmer, Malbek hinter seinem Schreibtisch, Vehrs auf einem Besuchersessel, neben Ollie Scharlow, damit er gleich zupacken konnte, wenn der ausrastete. Und das war nicht unwahrscheinlich. Morgens hatte der diensthabende Beamte die Polizei angerufen. Der Arzt habe ihm nach der Morgenvisite gesagt, dass er den Patienten jetzt »mitnehmen« könnte. Malbek hatte sich das telefonisch von einem Arzt bestätigen lassen, der gerade den diensthabenden Stationsarzt vertrat. Der Patient habe den Alkoholspiegel noch nicht vollständig abgebaut, aber vollständig nüchtern sei er wohl seit Jahren nicht mehr gewesen. Alle Blutwerte seien im Keller. Er habe dem Patienten heute Morgen einen Entzug empfohlen, der aber habe abgelehnt.
    Daraufhin hatten zwei Beamte der Schutzpolizei Ollie abgeholt, die jetzt sicherheitshalber vor Malbeks Tür warteten.
    Oliver Scharlow sah aus wie ein begossener Pudel und roch wie frisch gewaschene Bettwäsche mit Schweißflecken. Man hatte ihn in der Klinik gründlich gewaschen, aber seine Kleidung nicht. Außerdem litt er unter Entzugserscheinungen. Sein Gesicht und der Körper zuckten manchmal unkontrolliert, und er hatte Schweißperlen auf der Stirn.
    Â»Deshalb erklär ich es dir noch mal. Die Tür zu Peters Wohnwagen war geschlossen, als ich dort ankam. Du standst vor der Tür und verwehrtest mir den Zugang zum Tatort. Warum?«
    Â»Ich wollte nicht, dass jemand den Tatort betritt.«
    Â»Okay. War die Tür offen, als du zum Wohnwagen kamst?«
    Â»Die war zu.«
    Â»Weißt du, wer sie zugemacht hat?«
    Â»Nö.«
    Â»Du warst es. Du hast die Tür geöffnet und den ermordeten Peter Arens in seinem Blut gesehen.«
    Ollie schüttelte so heftig den Kopf, dass ihm die Schweißtropfen von der Stirn auf den Boden fielen. »Nein, ich war nicht drin. Kann ich was zu trinken haben?«
    Malbek nickte Vehrs zu. Er hatte unter dem Besprechungstisch eine Flasche Wasser und ein Glas bereitgehalten. Ollie trank aus der Flasche und rülpste aus voller Seele.
    Â»Doch, du warst drin«, sagte Malbek, als sich Ollies Magendunst verzogen hatte. »Du bist über den Toten gestiegen und hast dir eine Flasche Bier aus dem geschlossenen Kühlschrank genommen. Wieso hast du dir nur eine Flasche genommen? Ich meine, niemand hat dich daran gehindert, noch eine zu nehmen, also zwei. Warum hast du nur eine genommen, erklär mir das bitte!«
    Â»Na ja, es könnte doch auffallen, wenn ich zwei …« Er hielt inne. Er hatte seinen Fehler bemerkt. »Nicht, dass Sie denken, ich war drin. Nein, ich meine, nur für den Fall, dass ich drin war. Dann hätte ich doch nur eine genommen, weil …«
    Â»Gib dir keine Mühe, Ollie. Wir haben deine Fingerabdrücke nicht nur auf der Eingangstür gefunden, sondern auch auf der Kühlschranktür. Frisch, wie in Fett gestanzt, ganz obenauf. Und auch auf einer der anderen Flaschen im Kühlschrank. So als ob es dir schwergefallen wäre, die zweite Flasche zurückzustellen, die du schon in der Hand hattest.«
    Â»Fingerabdrücke …«, sagte Ollie nachdenklich.
    Â»Ja, und da du bei uns ja Kunde bist, haben wir dich auch gleich in unserer Kundenkartei gefunden. Ist doch schön, oder? So kennen wir deine Bedürfnisse und Abneigungen und können uns einfach besser mit dir unterhalten.«
    Ollie wischte sich mit dem Arm die Stirn trocken. Malbek holte aus seiner Umhängetasche hinter dem Schreibtisch eine

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