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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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ihm.«
    Â»Worüber?«
    Â»Weiß ich nicht.«
    Â»Hast du die denn nicht hinterher gefragt: ›Du, hör mal, was wollte der Harder denn von dir?‹«
    Â»Nö, das hat mir Harder verboten. Interessiert mich ja auch nicht. Ich hab in Kiel in der Szene gehört, dass der Harder nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Auch wenn es um ganz etwas anderes geht, also auch nur wenn einer was aus einem Bruch vertickert hat, und wenn Harder den noch nicht kennt, dann fragt er nach dem Bau.« Ollie tippte sich an die Stirn.
    Das kommt der Wahrheit sicher ganz nahe, dachte Malbek. Vehrs schmunzelte vorsichtig.
    Ollie dachte einen Moment nach, beugte sich dann vor und räusperte sich. »Manche nennen Harder deshalb auch den Professor.« Ollie lachte glucksend und blubbernd mit Geräuschen wie ein verstopfter Abfluss.
    Da hat er uns jetzt richtig ins Vertrauen gezogen, dachte Malbek. Der richtige Abschluss. Er sah auf seine Armbanduhr, sprach die Uhrzeit in das Mikrofon und schaltete das Gerät aus.
    Â»Könnte ja auch sein, dass er eine wissenschaftliche Untersuchung durchführt«, sagte Vehrs und schaffte es, dabei nicht ironisch zu klingen. »Weil er sich fortbildet und eine Prüfung machen muss.«
    Â»Gut möglich«, sagte Malbek. »Er möchte ja gerne befördert werden. Er will sicher Chef werden. Was meinst du, Ollie?«
    Ollie zuckte mit den Schultern und sah unsicher zwischen Malbek und Vehrs hin und her. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, und der Schweißgeruch im Raum wurde unerträglich.
    Malbek verdonnerte Ollie, über das Gespräch den Mund zu halten und auf dem Campingplatz nur zu berichten, dass er wegen des Strohrums im Krankenhaus gewesen sei. Anderenfalls würde man ihn mit Haftbefehl wieder in Eckernförde abholen. Die im Flur auf einer Bank wartenden Beamten der Schutzpolizei wies Malbek an, den Mann am Eckernförder Bahnhof abzusetzen. Und zu Ollie gewandt fügte er hinzu: »Es muss ja keiner merken, dass du uns bei den Ermittlungen geholfen hast.«
    Ollie nickte entgeistert. Er konnte es nicht fassen, dass er die Prüfung bestanden hatte und eine Fahrt erster Klasse nach Hause spendiert bekam.
    Â»Der glaubt doch, wir haben nicht alle Tassen im Schrank«, sagte Vehrs, als er die Tür zum Flur schloss.
    Â»Lüthje würde sagen, das ist nur eine Frage der Perspektive«, sagte Malbek. Er versuchte, das Fenster vollständig zu öffnen. Da irgendein Riegel klemmte, konnte er es nur in Kippstellung bringen.
    Â»Machen Sie um Himmels willen die Tür wieder auf, wir brauchen Durchzug!«, rief Malbek.
    Vehrs gehorchte. In der nächsten Sekunde erschien Hoyer in der geöffneten Tür. Sie hatte eine Akte in den Händen und wollte gerade etwas sagen, als sie sich in einem Hustenanfall krümmte, die Akte ihr aus den Händen glitt und sie zurück in den Flur stolperte.
    Â»Achten Sie während meiner Abwesenheit darauf, dass Fenster und Tür geöffnet bleiben«, sagte Malbek. »Ich fürchte, der Gestank hat sich in den Wänden festgesetzt.«
    Â»Ich verstehe nicht, dass wir nicht schon kurz nach Beginn der Befragung erstickt sind«, sagte Vehrs.
    Â»Gewöhnung«, sagte Malbek und hustete. »Von Alkohol fallen Sie auch nicht gleich tot um.«
    Â»Höchstens ins Koma wie Ollie«, krächzte Vehrs.
    Â»Hier ist Medizin für euch«, sagte Hoyer und wedelte mit der Akte. »Ich hab den richterlichen Beschluss wegen der Auskünfte von Banken und Behörden.«

11
    Der Schalterraum der »Rendsburger Commercialkasse von 1864« (ReCo) glich in seiner Ausdehnung dem Mittelschiff des Schleswiger Doms. Das Dach war eine mutige und sicher entsprechend teure Konstruktion aus gebogenem Stahl und Glas, durch die sich das Tageslicht verschwenderisch über die Kundenterminals und Kassenboxen ergoss. Enorm, wenn man bedachte, dass diese regionale Bank vor ein paar Monaten in den Armen der großen »Hamburger Reeder- und Kaufmannskasse« (HaReKa) zerdrückt worden war. Immerhin sollte der Name des Rendsburger Traditionsunternehmens erhalten bleiben. »Ein Zugeständnis an den großen Anteil von Privatkunden«, hatte es damals in der gemeinsamen Presseerklärung der Fusionspartner geheißen.
    Ein Artikel eines Hamburger Nachrichtenmagazins berichtete von einem bevorstehenden Verkauf des erst fünf Jahre alten Bankgebäudes an eine Investmentgruppe,

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