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Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Titel: Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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an dem du nicht mehr aufstehst. Was ich vielleicht sagen will - Maeve ist eigentlich nicht weg. Sie ist nur vorausgegangen und wartet auf dich, Mike. Deswegen kannst du nicht einfach dichtmachen. Wir Iren haben nicht immer Erfolg, aber wir können ziemlich gut schuften.«
    »Schuften, bis wir tot sind«, stellte ich nach einem Moment
klar. »Freundliche, inspirierende Worte von Seamus Bennett. Du bist der neue Deepak Chopra.«
    »Ach, dein netter, unverhüllter Sarkasmus.« Seamus schlug sanft mit der Faust auf mein Knie, als er sich erhob. »Das ist der Junge, auf den Maeve stolz wäre. Das wäre Musik in ihren irischen Ohren.«
    Nachdem ich geduscht hatte, trafen wir die Vorkehrungen. Oder vielmehr Seamus und Mary Catherine trafen sie. Sie riefen in der Kirche und beim Bestattungsunternehmen an, und ich nickte nur oder schüttelte meinen matten Kopf.
    Schuften, bis wir tot sind.

103
    Die Holy Name Church war zwei Tage später zu Maeves Beerdigung gerammelt voll mit Freunden und Verwandten. Bei der Totenwache in der Nacht zuvor und jetzt hier in der Kirche hatte es meine Frau geschafft, eine Anzahl von Menschen anzulocken, die der Beerdigungsfeier in der St. Patrick’s Cathedral für die First Lady beinahe den Rang ablief, außer dass hier keine Fahrzeuge der Nachrichtensender oder Prominenten zu sehen waren.
    Im Meer der Gesichter erkannte ich frühere Kollegen, ehemalige Patienten und die meisten der versnobten Nachbarn. Nicht nur der größte Teil meiner Abteilung war da, sondern der größte Teil der gesamten Polizei schien einem ihrer Brüder beizustehen.
    Bei der Totenwache waren Dinge über Maeve erzählt worden, die ich zum Teil nicht gewusst hatte. Geschichten über Geschichten darüber, wie sie ein Kind, eine Ehefrau oder die Eltern getröstet hatte, wenn ein Patient in die Notaufnahme gekommen war, eine Frau ein Kind geboren hatte oder ein Mensch gestorben war. Über ihr Mitgefühl, das sie auch in den schlimmsten Momenten hatte aufbringen können. Über die Schulter, die sie den Menschen angeboten hatte, die allein waren.
    Es gibt Zeiten, da kann New York der einsamste Ort der Welt sein, doch als Seamus in seinem Ornat vom Altar herunterkam und Maeves Sarg mit Weihrauch umhüllte und ich das ehrliche Weinen der Menschen hinter mir hörte, überkam mich ein Gefühl von Gemeinschaft, das ich nicht
gegen die kleinste Kleinstadt hätte tauschen wollen. Nach dem Evangelium hielt Seamus die Lobrede.
    »Eine meiner Lieblingserinnerungen an Maeve stammt ausgerechnet vom Ground Zero«, erzählte er von seiner Kanzel herunter.
    »Wir hatten beide ehrenamtlich auf der Spirit of New York gearbeitet, die vor der Battery Park City vor Anker lag, und geholfen, warme Mahlzeiten an die Rettungsmannschaften zu verteilen. Es wurde gerade das vierte Spiel der Baseball-World-Series ausgetragen, und ich stand oben an Deck, wo ich einen verwirrten Bataillonschef tröstete, der einen seiner Männer verloren hatte, als von unten ein ohrenbetäubendes Johlen heraufdröhnte. Wir dachten, jemand wurde erschossen oder war von Bord gefallen, doch als wir unten in den Speisesaal kamen, sahen wir Maeve, die Kopfhörer trug und so kräftig auf und ab sprang, dass das Boot vibrierte.
    ›Tino Martinez hat es geschafft‹, schrie sie. ›Er hat es geschafft! ‹ Jemand besorgte einen Fernseher und stellte ihn auf den Büfetttisch. Also, manche Leute behaupten, nirgendwo wurde lauter geschrien als im Yankee-Stadion, als Derek Jeter im zehnten Inning ein weiterer Home Run zum Sieg gelang, aber sie waren nicht lauter als wir, die wir uns um den alten Fernseher drängten. Wenn ich an Maeve denke, werde ich sie immer inmitten dieser müden Männer sehen, wie sie die Faust in die Luft stößt. Ihre Energie, ihre Hoffnung und ihr Leben, die diesen dunklen Ort und diese schwarze Zeit in etwas Einzigartiges verwandelten, in etwas, das für mich schon beinahe etwas Heiliges hat.«
    Seamus’ Wangen spannten sich an, und genauso wie alle anderen in der Kirche konnte er sich nicht zurückhalten.
    »Ich möchte euch nicht anlügen - ich kann einfach nicht
sagen, warum Gott sie jetzt zu sich geholt hat. Doch wenn die Tatsache, dass sie hier zu uns gesandt worden ist, nicht auf einen liebenden Gott weist, weiß ich auch nicht weiter. Wenn wir heute etwas mitnehmen wollen, dann die Erkenntnis, dass Maeve jeden Tag voll und ganz unter uns war. Dass sie nichts zurückgehalten, nichts aufgespart hat.«
    Alle in der Kirche einschließlich mir weinten, ohne

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