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Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Titel: Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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des NYPD sowie die Spurensicherung erneut alles auf der Suche nach Fingerabdrücken und Fasern. Tupften alles ein zweites Mal nach DNS-Spuren ab. Weiterhin wurde untersucht, ob eins der religiösen Reliquien besudelt worden war, was auf ein psychologisches oder bestimmtes Verhaltensmuster hätte deuten können.
    Alles, was untersucht werden konnte, wurde ein zweites Mal untersucht.
    Blutflecke.
    Haare, Fasern und Fäden.
    Glasscherben von Fenstern, Flaschen und Brillen.
    Waffen.
    Werkzeugspuren, Anzeichen brennbarer Flüssigkeiten.
    Kontrollierte Substanzen wurden überall gefunden, besonders aber in der Krypta der Erzbischöfe, wo sich die Geiselnehmer vor dem Angriff versteckt hatten.

    Zwei Streifenpolizisten dienten in der Kathedrale nur als Boten, um mögliche Beweismittel so schnell wie möglich in die Labore bringen zu lassen.
    Und nach drei weiteren anstrengenden Tagen lag das Endergebnis vor: keine Spur von Jack und seinen Leuten.

106
    Ich fühlte mich im Großraumbüro eingesperrt, so dass ich eines Morgens beschloss, eine Runde zu drehen. Lächelnd betrachtete ich das chaotische Gedränge lärmender Fahrzeuge und der noch mehr lärmenden Fußgänger, als ich auf der Fifth Avenue vor der Kathedrale stehen blieb. Unsere Stadt hatte Aufstände, Totalausfälle, den 11. September, Bürgermeister Dinkins und jetzt das hier überstanden, überlegte ich, während ich die Stufen hinaufging.
    Die Kirche war wegen Reparaturarbeiten für die Öffentlichkeit geschlossen, doch meine Blechmarke ließ die uniformierten Polizisten an der Tür zur Seite treten.
    Ich ging den Mittelgang entlang und machte eine Kniebeuge, bevor ich mich in die erste Reihe setzte.
    Schweigend betrachtete ich die feierliche, nüchterne, leere Kirche. Man hätte denken können, ich hätte genug von Kirchen gehabt, aber irgendwie hatte es etwas Tröstliches, einfach nur in der nach Kerzen riechenden Dunkelheit zu sitzen. Ruhe erfüllte mich.
    Hier hatte nach der Highschool meine Abschlussfeier stattgefunden. Ich verzog das Gesicht, als mir einfiel, wie mies ich in Griechisch und Latein gewesen war. Eine Sache allerdings - vielleicht die einzige - hatte ich von den Jesuitenpriestern übernommen, die uns unterrichtet hatten: Immer wieder hatten sie betont, wie wichtig die Vernunft war. Immer wieder hatten sie die Notwendigkeit gepredigt, unseren gottgegebenen Verstand zu benutzen, um das Wesen der Dinge zu ergründen. Ich vermute, dies war der Grund,
warum ich auf dem Manhattan College, einer kleinen, sehr guten Schule in der Bronx, Philosophie als Hauptfach gewählt hatte. Und der wichtigste Grund, warum ich zur Polizei gegangen war - das Bedürfnis nach Wahrheit.
    Den Blick zum Hauptaltar gerichtet, dachte ich über den Fall nach.
    Wir kannten das Wann, Wo, Was, Warum und Wie. Nur das Wer fehlte uns.
    Wer konnte das getan haben? Wer war zu dieser Brillanz und Brutalität fähig? Männer mit großer Willensstärke. Und Männer, die sich nicht scheuten, äußerste Gewalt als Mittel zum selbstsüchtigen Zweck anzuwenden.
    Sie hatten während der Belagerung fünf Menschen getötet: Ein Beamter der Spezialeinheit und ein FBI-Agent waren im Geheimgang erschossen worden; einem Priester hatten sie laut Jack »aus Versehen« seitlich in den Kopf geschossen; John Rooney war aus reiner Wut hingerichtet worden, was die anderen Geiseln, die den Mord mit ansehen mussten, bestätigt hatten.
    Schließlich dachte ich an den Bürgermeister. Warum hatten sie Andrew Thurman erstochen? Die Brandwunden von Zigaretten auf seinen Armen hießen, dass er auch gefoltert worden war. Diese Männer waren effizient. Warum hatten sie beim Bürgermeister ihre Vorgehensweise beim Töten geändert? Einen Mann zu erschießen, sei es auch noch so unangenehm, war immerhin besser, als ihn zu erstechen. Warum also war es beim Bürgermeister zu einer persönlichen Angelegenheit geworden?
    Ich legte meine Hände auf die polierte Holzlehne vor mir und drückte fest zu.
    Es gab einen Grund. Nur kannte ich ihn nicht. Noch nicht.

    Ich blieb vor der Reihe mit den Votivkerzen stehen, bevor ich ging. Eine Kerze zündete ich für die Seelen derjenigen an, die hier umgekommen waren, eine allein für meine Frau. Die Dollarscheine raschelten in der Stille, als ich sie ins Spendenkästchen warf. Engelsflügel, dachte ich und unterdrückte eine Träne. Ich kniete auf dem mit Samt bezogenen Bänkchen und hielt meine Fäuste vor meine geschlossenen Augen.
    Liebe Maeve, betete ich. Ich liebe dich. Ich

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