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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Waldemar Mörner im selben Moment, in dem Kerstin Holm sagte: »Nein.«
    Â»Die anderen?«, sagte Hultin.
    Â»Nein«, sagte der Reichskrimchef.
    Â»Ja«, sagte der NE-Chef.
    Â»Nja«, sagte die Länspolizeipräsidentin.
    Ungefähr wie erwartet, dachte Hultin.
    Â»Argumente?«, sagte er.
    Â»Als Überfall ist es doch aussichtslos«, sagte der Chef der Nationalen Einsatztruppe. »Von Anfang an in den Sand gesetzt. Wie wollen sie denn jetzt noch Geld mitkriegen?«
    Â»Durch Verhandeln«, sagte der Reichskrimchef. »Es ist keiner der üblichen Überfälle, darin stimme ich zu. Aber es geht bestimmt um Geld. Um in einer Bank mit den Sicherheitsvorkehrungen von heute an Geld zu kommen, bedarf es einer neuen Strategie.«
    Â»Und die kennen wir schon«, sagte der NE-Chef. »Man überfällt Geldtransporte. Da ist das Geld zugänglich, nicht in der Bank. Die heutigen Tresore schließen sich bei der kleinsten Andeutung eines Überfalls.«
    Â»Anderseits sind es mit hoher Wahrscheinlichkeit Russen«, sagte der Reichskrimchef, »keine Tschetschenen oder Araber. Russen sind selten Terroristen, aber häufig gehören sie einer Mafia an. Außerdem haben sie keine politischen Forderungen gestellt.«
    Â»Noch nicht«, sagte Waldemar Mörner. »Aber das liegt daran, dass wir noch nicht mit ihnen gesprochen haben. Ich glaube, es sind Terroristen.«
    Â»Terroristen suchen sich in der Regel symbolträchtigere Ziele«, sagte Kerstin Holm. »Keine norwegische Internetbank in Schweden, sondern Zwillingstürme, Botschaften und Touristenstrände.«
    Â»Wie viel Geld ist in der Bank?«, fragte Hultin.
    Â»Vielleicht fünfzigtausend in den Handkassen«, sagte Haavard Naess. »Dazu sechzehn Millionen im Tresor und unbekannte Mengen in den Schließfächern. Und in den Tresor kommen sie bestimmt. Der Filialleiter hat Zugang.«
    Â»Sie könnten sich also mit mindestens sechzehn Millionen und einer Anzahl von Geiseln davonmachen?«
    Â»Das nehme ich an.«
    Jan-Olov Hultin setzte sich zum ersten Mal und sah aus dem Fenster. Man blickte direkt auf die Bank. Sie lag vollkommen still im milden Licht der tief stehenden Vorfrühlingssonne. Um die Bank herum herrschte hektische Aktivität, doch sie selbst lag da wie das Auge des Orkans. »Erzählen Sie etwas über die umliegenden Straßenzüge«, sagte er, während der Computertechniker mit dem Zoom ein Luftbild von Östermalm heranholte.
    Keiner erzählte etwas über die umliegenden Straßenzüge.
    Schließlich sagte Kerstin Holm: »Larsson?«
    Es gab Bewegung am Nebentisch, wo die Expertengruppesaß und um ihr Leben fürchtete und an das Allgemeinwohl beziehungsweise an gesalzene Rechnungen zu denken versuchte. Ein grau und rot gefleckter Mann in einem viel zu engen Anzug sagte: »Olle Larsson, Stadtbauamt Stockholm, Entschuldigung.«
    Â»Wenn Sie hier sein wollen, bitte ich Sie, wirklich hier zu sein und nicht anderswo«, sagte Hultin.
    Â»Wie gesagt«, murmelte der Graurotgefleckte und stand auf. Er schlurfte zu dem Bildschirm auf dem größeren Schreibtisch und fuhr fort: »Das Viertel trägt den Namen Gnistan , die Bebauung stammt vom Ende der 1880er Jahre, der Architekt war Johan Laurentz. Der Karlavägen wurde als Teil eines Esplanadensystems geschaffen. Strindberg, Sie wissen schon: ›Der Abriss hier schafft Licht und Luft, / ist das vielleicht nicht Grund genug?‹ Das Esplanadensystem kommt ursprünglich aus Russland und Finnland. Esplanaden sind von Bäumen gesäumte Spazierwege, auf deren linker und rechter Seite der Verkehr entlangführte. Das direkte Vorbild von Karlavägen ist Forstatskaja in St. Petersburg, und Albert Lindhagens Musterpläne aus den 1870er Jahren wurden direkt nach den neu angelegten finnischen Städten kopiert. Doch die Idee der Musterstädte geht auf russische Entwürfe aus dem 18. und dem Beginn des 19. Jahrhunderts zurück.«
    Â»Das ist vielleicht nicht ganz das, wonach ich gefragt habe«, sagte Hultin und betrachtete verwundert den Mann, der aussah, als wäre er in seinen viel zu engen Anzug hineingegossen worden.
    Â»Das meiste wissen Sie selbst«, sagte Olle Larsson ungerührt. »Es ist reichlich eng im Viertel, die Skeppargatan und die Grevgatan sind relativ kleine Straßen, doch weil es Östermalm ist, findet sich immer noch Platz zwischen

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