Totenmesse
Bäume den Eingang gleichsam einrahmten. Es war leer rundherum, vollständig leer. Und durch die Fenster der Bank war nichts zu erkennen.
Es war 12 Uhr 14. Die Bankräuber und ihre Geiseln befanden sich seit einer Stunde und vierunddreiÃig Minuten in der Bank. Die Polizeiführung hatte in dieser Zeit eine ganze Menge geschafft.
Jan-Olov Hultin wurde an der Absperrung von einem kräftigen Polizisten um die fünfundzwanzig aufgehalten. Ein uralter Instinkt lieà ihn in seiner Brusttasche nach dem Polizeiausweis suchen. Der kräftige Polizist betrachtete ihn misstrauisch, die Hand am Pistolenkolben, als fummelte der verdächtige Unbekannte nach einer Waffe in seiner Brusttasche. Der junge Mann hatte offensichtlich noch nie von dem legendären Hultin gehört.
»Ich bin auf dem Weg zur Einsatzleitung«, sagte dieser, wohl wissend, dass ihm eine endlose Rangelei bevorstand. »Kriminalkommissar Jan-Olov Hultin.«
»Was Sie nicht sagen«, meinte der Polizeibeamte. »Da wäre ja ein Ausweis ganz angebracht.«
Hultin seufzte. »Können Sie die Einsatzleitung anrufen?«
»Ja«, sagte der Beamte. »Und den Weihnachtsmann auch. Verschwinden Sie jetzt.«
»Können wir das hier nicht ein bisschen eleganter lösen?«
»Doch. Ausweis oder Abmarsch. Ist das nicht elegant genug?«
Jan-Olov Hultin blieb handlungsunfähig stehen. Er hatte ein Jahr Zeit gehabt, seinen Problemlösungsinstinkt zu verlieren, und das Jahr hatte er offenbar gut genutzt.
»Und jetzt gehen Sie mal aus dem Weg hier, Opa«, sagte der kräftige Polizist.
Hultin war drauf und dran, das zu tun, als er hinter dem mächtigen uniformierten Rücken eine liebliche Stimme vernahm: »Das ist in Ordnung. Lass ihn durch.«
Und Sara Svenhagens blonder Strubbelkopf zeigte sich wie eine Fata Morgana hinter dem Scheunentor. Sie hielt dem Scheunentor ihren Polizeiausweis hin, und er nickte widerwillig, kam aber nicht auf die Idee, das Plastikband anzuheben. Hultin musste sich bücken, um darunter hindurchzukriechen. Es tat weh im Rücken.
»Selten hat mich der Anblick eines Menschen so erfreut«, sagte er und legte die Hand auf Saras Schulter.
»Kerstin hat die A-Gruppe ausschwärmen lassen, um dich aufzusammeln«, sagte sie und zeigte ein blendendes Lächeln. »Tut mir leid, dass ich ein bisschen zu spät gekommen bin.«
»Gehen wir«, sagte er nur. »Wie sieht es aus?«
»Nichts Neues, soweit ich weiÃ. Kein eigentlicher Kontakt. Nur eine Mitteilung, dass sie groÃe Mengen Sprengstoff haben. Schön übrigens, dich zu sehen, Jan-Olov.«
»Danke, meine Schöne«, sagte Hultin galant. »Isabel geht es gut?«
»Sie geht jetzt in die Kita. Klar gehtâs ihr gut.«
Meine Schöne?, dachte Sara Svenhagen, das hatte Hultin ganz deutlich gesagt. Was war in den alten Kerl gefahren?
Sie erreichten die Koordinationszentrale in einem ausgeräumten Büro am Karlavägen, dem Bankgebäude genau gegenüber. Es gehörte einem Unternehmender Immobilienbranche, das es sich bestimmt leisten konnte, einen Tag freizumachen.Obwohl sie schon dafür sorgen würden, eine ordentliche Entschädigung vom Staat einzustreichen. Wenn die Polizeileitung sich nicht auf höhere Gewalt berufen konnte.
Sie gingen in den ersten Stock, und Sara tippte einen Türcode ein, um ins Firmeninnere zu gelangen. Drinnen waren die Türen zu zwei gröÃeren Räumen mit Fenstern zum Karlavägen und ein paar Türen, die nach innen gingen.
Sara sagte: »Der erste und gröÃte Raum hier zur StraÃe ist der der Nationalen Einsatztruppe. Sie sind schon versammelt. Die Scharfschützen sind postiert. Die Tür ist mit Sicherheit verschlossen. Im nächsten Raum zur StraÃe hin sitzt die Einsatzleitung. Dahin gehörst du. Hier drinnen«, fuhr sie fort und klopfte an eine bedeutend unansehnlichere Tür, »sitzt die A-Gruppe und brütet â wenn sie von ihrer Jagd nach Hultin zurückgekommen ist. Ich rufe sie jetzt. Dann ist weiter im Inneren noch ein Konferenzraum, hinter dem Frühstücksraum. GröÃere Besprechungen werden wohl dort abgehalten.«
»Falls wir dazu kommen«, sagte Hultin und betrat Raum Nummer zwei mit Fenstern zum Karlavägen hinaus. Bevor wir in die Luft fliegen, beendete er seinen Gedankengang.
In einem anscheinend als Chefzimmer dienenden Büroraum saÃen der Chef
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