Totenmesse
»Ich würde vorschlagen, wenn Sie gestatten, die Fragen zwei und drei zu kombinieren.«
Wie lauteten sie noch, verdammt?, dachte Hultin und sagte groÃzügig: »Wir gestatten.«
»Gestatten Sie mir auch, die Reihenfolge umzustoÃen«, lieà Ritter Larsson sich weiter vernehmen. »Frage drei: Können wir diesem Bild mehr entnehmen? Eventuell ja. Das muss untersucht werden. Können wir versuchen, den Hintergrund heranzuzoomen, und zwar die Decke links?«
So geschah es. Der berühmte Techniker bearbeitete eifrig seinen Laptop und produzierte ein Bild, das zwar vergröÃert, aber auch unschärfer war. Er sagte entschuldigend: »Die Auflösung bei den mit Handy gemachten Fotos ist nicht so gut.«
»Noch nicht«, sagte Kerstin Holm und erntete einen anerkennenden Technikerblick.
Der edle Ritter Larsson, dessen Rüstung leider für einen bedeutend besser trainierten sir knight geschmiedet zu sein schien, sprach aufs Neue die Sonne seines Universums an:»Ein gewöhnliches Ventil, eine Lüftungsöffnung. Es könnte sich um ein älteres Modell handeln, doch ich brauchte eine Bestätigung als Antwort auf Frage zwei: Was für Bilder interessieren uns? Die Antwort lautet: wenn möglich, eine GroÃaufnahme des Ventils.«
»Fabelhaft!«, platzte der NE-Chef heraus. »Setzen wir also für einen zukünftigen Rohrwechsel das Leben von neun Geiseln aufs Spiel!«
Larsson war offenbar ein alter Seminarfuchs, der sich von Einwänden nicht stören lieÃ, sondern ihnen beherzt entgegentrat. »Falls es sich um ein älteres Modell handelt und damit um Rohre aus einer Zeit um das Baujahr, ist der Luftschacht, der auf dem Grundriss mit Nummer achtzehn bezeichnet ist, nicht isoliert und somit eindeutig weiter, als wenn wir es mit einem neueren Ventilmodell zu tun hätten. Es ist ein Zeichen für die Weite des Luftschachts.«
»Aha«, sagten einige der helleren Köpfe im Raum.
»Von welcher Weite reden wir?«, fragte Hultin.
»Neu: etwa ein Dezimeter. Alt: bis zu einem halben Meter. Gerade weit genug, dass ein kleiner Polizist hindurchpasst.«
»Ein kleiner Polizist?«, sagte Lena Lindberg bissig. »Eine Polizist in ?«
»Oder er da«, sagte Olle Larsson und zeigte mit einem Akademikerfinger auf Jorge Chavez.
Der übernächtigte Babyvater Chavez riss seine müden Augen auf und starrte auf die eigentümliche Figur, die aus ihrem Anzug zu quellen schien wie ein Michelinmännchen. »Ich?«, sagte er nur.
Arto Söderstedt hingegen sagte: »Entsteht nicht ein deutlich hörbares Geräusch, wenn jemand sich durch einen Ventilationsschacht zwängt?«
»Warum nicht?«, sagte Sara Svenhagen. »Du bist doch ein kleiner Polizist.«
»Das warst du auch«, sagte Chavez. »Bevor du ein Kind bekommen hast.«
»Was?«, sagte Sara verblüfft.
»Ich finde trotzdem, dass wir diskutieren sollten, ob dies nicht ein Auftrag für eine Polizistin ist«, sagte Lena Lindberg.
»Es ist bisher überhaupt kein Auftrag«, sagte Hultin. »Dagegen solltest du, Paul, Cilla die Frage simsen.«
»Hallo«, sagte Söderstedt. »Existiere ich nicht mehr?«
»Nun reicht es aber wirklich!«, stieà die Polizeipräsidentin aus. »Ein bisschen Ordnung sollte doch wohl möglich sein.«
Diesmal musste Hultin ihr zustimmen. »Jetzt machen wir hier Schluss«, sagte er. »Wir versuchen, eine Bestätigung zu erhalten, dass der Ventilationsschacht überhaupt eine Möglichkeit ist. Falls ja, müssen wir diskutieren, ob es sinnvoll ist, auf dem Weg eine kleine Videokamera hineinzubekommen.«
Der NE-Chef sagte: »Die SMS an den Kontakt im Bankgebäude sollte auch eine generelle Bitte um weitere Bilder aus möglichst vielen Perspektiven enthalten.«
»Paul?«, sagte Hultin.
Hjelm nickte. In ihm hallte das Quantus tremor est futurus der Totenmesse.
»Dann hören wir uns jetzt das Gespräch an«, sagte Hultin und nickte dem Techniker zu. »Ich bitte um gröÃtmögliche Ruhe.«
Und der Techniker lieà das Gespräch ablaufen:
»I wish to speak to the man in charge.«
»This is chief inspector Jan-Olov Hultin.«
»Are you the man in charge?«
»Yes. Was wollen Sie?«
»Wir wollen mit dem Geld von hier weg. Wir haben neun Geiseln und in der ganzen Bank Sprengladungen angebracht.«
»Das
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