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Totenmond

Totenmond

Titel: Totenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Creedence.
    Ärger unterwegs. Erdbeben. Blitze. Schlechte Zeiten. Nicht rausgehen. Lebensgefahr. Hurrikan. Über die Ufer tretende Flüsse. Zorn. Zerstörung. Schlechtes Wetter.
    Nun, das alles schien nicht viel mit dem Opfer zu tun zu haben. Antje an Huef hatte – soweit bekannt war – ein beschauliches Leben geführt. Waren die Beschreibungen ein Hinweis auf den Tatort? Die Schliemannschen Möbelwerke? Alex dachte nach. Im Original war die Rede von Rage and Ruin. Ruin konnte Untergang und auch Ruin bedeuten. Die Schliemann-Fabrik war irgendwann bestimmt pleitegegangen, und der Mörder wählte Industriebrachen als Schauplatz. Aber es gab in der Lemfelder Region Hunderte Firmen, die irgendwann geschlossen worden waren. Wie passte das in den Kontext?
    Alex wusste nicht mehr weiter. Sollte sie vielleicht doch mal Martin Ruppel, den Stadtarchivar, anrufen? Allerdings würde das nicht angenehm werden. Sie hatte eine kurze, aber heftige Affäre mit dem Historiker gehabt, und immer, wenn Alex an ihn dachte, meldete sich ihr schlechtes Gewissen.
    Sie nahm einen weiteren Zettel und schrieb »Nele Bender, alte Ziegelei« darauf. Zu diesem Mord gehörte Moonlight Shadow von Mike Oldfield. Daraus wurde sie noch weniger klug.
    Fortgerissen vom Schatten des Mondlichts … Verloren im Fluss, Rätsel der Samstagnacht … Inmitten eines verzweifelten Kampfes verloren … Sechsmal von einem Mann auf der Flucht angeschossen … Sie wusste nicht, wie sie es durchstehen sollte …
    Nichts davon hatte nach dem Stand der Ermittlungen mit der Biographie des Mädchens zu tun. Und mit dem Ort? Alex knabberte an der Kappe ihres Kulis. Eine Weile saß sie so da und stierte gedankenverloren in den weißen Computermonitor. Dann raufte sie sich die Haare. Nein, ihr fiel partout nichts ein. Außer, dass sie auch hierzu Martin fragen könnte.
    Die Schliemannschen Werke, die alte Ziegelei – Kowarsch, Schneider oder Reineking wüssten vielleicht auch etwas darüber. Alex griff zum Handy. Das Display zeigte 22.14 Uhr. Konnte sie Kowarsch an einem Feiertag um diese Zeit noch anrufen? Besser nicht. Sein Nachwuchs war erst vor wenigen Monaten zur Welt gekommen, und wer weiß, wann er zum Schlafen kam. Reineking hatte über die Feiertage Besuch von seiner Tochter, die er seit seiner Scheidung nur selten sah. Auch ihn würde sie besser nicht stören.
    Blieb Schneider, der Alex hatte wissen lassen, er werde über Weihnachten zu Hause sitzen und die letzte Crossing-Jordan- Staffel auf DVD ansehen. Alex schmunzelte. Bei der Gelegenheit könnte sie auch erfahren, ob Rolf ihr kleines Weihnachtsgeschenk auf seinem Schreibtisch gefunden hatte. Allerdings pochte er für gewöhnlich auf seinen Feierabend. Also ließ sie es besser bleiben – und dachte erneut an Martin Ruppel. Es ließ sich wohl nicht umgehen.
    Alex ging zum Fenster. Im Moment war kein Polizeiwagen vor ihrer Tür zu sehen. Vielleicht lösten sich die Besatzungen gerade ab – vielleicht holten sie nur schnell beim Drive-in Abendessen: Es lag etwa drei Minuten entfernt. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und genoss die warme Heizungsluft, die vor dem Fenster aufstieg. Der Blick aus ihrer Dachgeschosswohnung über die nächtliche Stadt war herrlich. Die Nacht war klar, die Straßen leer. Und unter der Laterne vor ihrem Haus stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Mann. Alex bemerkte ihn erst jetzt. Sah er zu ihr hoch?
    Das blasse Lampenlicht. Die Augen der Bestie.
    Es durchfuhr Alex wie ein Stromschlag.

29.
    D er Mann hatte abgewartet, bis der Polizeiwagen verschwunden war, der seit einigen Tagen vor ihrem Haus stand – ein untrügliches Zeichen dafür, dass seine Botschaften endlich angekommen waren. Erst als die Streife weggefahren war, hatte er sich herausgetraut. Und sich außerdem darüber gewundert, dass die Wachhunde ihren Platz verließen. Vielleicht war in der Nähe ein Unfall geschehen, überlegte der Mann. Vielleicht ging es um eine Wachablösung, oder die Polizisten besorgten sich etwas zu essen. Profane Dinge, die ihm nun eine Lücke eröffneten.
    Er ging zur Laterne, lehnte sich an den Mast aus Metall und blickte hinauf zum Dachfenster. Stellte sich vor, was sie dort tat. Über Weihnachten war sie fortgewesen. Aber er hatte dennoch das Gefühl gehabt, in gewisser Weise bei ihr gewesen zu sein. Wie ihr Schatten. In ihren Gedanken, die sich bestimmt um nichts anderes drehten als um ihn und das, was er tat.
    Er fragte sich, ob sie bereits begriffen

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