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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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noch andere Fingerabdrücke gefunden?«
    Claudel legte den Kopf zurück und schaute seine Nase entlang.
    Charbonneau stand auf. »Ich kümmere mich um Menard.«
    Als sie gegangen waren, drückte ich wieder auf PLAY und biss mir auf die Fingerknöchel, um nicht die Kontrolle zu verlieren.
    Wir hatten zwanzig Minuten der zweiten Kassette hinter uns, als das Telefon klingelte. Die Empfangsdame kündigte Dr. Feldman an. Ich formte für Ryan den Namen stumm mit dem Mund, während ich auf die Verbindung wartete.
    »Dr. Brennan.«
    »Penny Feldman vom Montreal General.«
    »Wie geht es den beiden?«
    »Die Kleine ist wach und hysterisch. Lässt niemanden an sich ran. Sagt, dass jemand sie umbringen wird.«
    »Anglophon oder frankophon?«
    »Englisch. Sie fragt immer wieder nach der Frau aus dem Haus.«
    »Anique Pomerleau?«
    »Nein. Pomerleau liegt im Bett neben ihr. Ich glaube, sie meint Sie. Manchmal fragt sie nach der Frau mit dem Polizisten. Oder der Frau mit der Jacke. Ich gebe ihr nur ungern Beruhigungsmittel, bevor ein Psychia …«
    »Ich bin schon unterwegs.«
    »Ich warte mit der Sedierung.«
    »Übrigens, ihr Name ist Tawny McGee. Die Eltern sind informiert.«
    Ryan fuhr mit Blaulicht und Sirene. Zwölf Minuten später waren wir im Krankenhaus.
    Feldman war in der Notaufnahme. Gemeinsam fuhren wir in den vierten Stock. Bevor wir das Zimmer betraten, beobachtete ich die beiden durch die offene Tür.
    Es war, als hätten Menards Opfer die Rollen vertauscht.
    Anique Pomerleau lag still in ihrem Bett.
    Tawny McGee saß aufrecht, das Gesicht war gerötet und nass. Der Blick flatterte hin und her wie eine Motte. Ihre Finger öffneten und schlossen sich um die Decke, die sie bis zum Kinn hochgezogen hatte.
    Ryan und Feldman warteten im Gang, während ich das Zimmer betrat.
    » Bonjour, Anique. «
    Pomerleau drehte den Kopf. Ihr Blick war teilnahmslos, ihr Ausdruck so tot wie versteinertes Holz.
    McGee ließ den Kopf sinken. Ihr Nachthemd verrutschte und zeigte eine fleischlose Schulter.
    »Alles okay, Tawny. Jetzt wird alles besser.«
    Ich ging zu ihrem Bett.
    McGee warf den Kopf zurück. Knorpel stachen wie Dornen aus ihrer unmöglich weißen Haut.
    »Du kommst wieder ganz in Ordnung.«
    McGee öffnete den Mund, und Schluchzen drang heraus. Die Dornen hüpften unregelmäßig.
    »Ich bin hier.« Ich streckte die Hand aus, um ihr das verrutschte Hemd wieder hochzuziehen.
    McGee riss den Kopf wieder nach unten, und ihre Finger verkrampften sich um die Decke. Die Nägel waren schmutzverkrustete Splitter.
    »Jetzt kann dir niemand mehr was tun.«
    Das verwüstete Puppengesicht schnellte zu Pomerleau.
    Pomerleau betrachtete uns mit glasigem Desinteresse.
    McGee drehte den Kopf wieder zu mir, warf die Decke ab und riss an der Infusionsnadel, die mit Klebeband an ihrem Unterarm befestigt war.
    »Ich muss weg!«
    »Hier bist du sicher.« Ich legte meine Hand auf ihre.
    McGee versteifte sich.
    »Die Arzte werden dir helfen«, tröstete ich sie.
    »Nein! Nein!«
    »Du und Anique, ihr kommt wieder ganz in Ordnung.«
    »Nehmen Sie mich mit!«
    »Das kann ich nicht tun, Tawny.«
    McGee riss ihre Hand los, und ihre Finger zerrten hektisch an dem Klebeband. Ihre Atmung war abgehackt. Tränen liefen ihr die Wangen hinunter.
    Ich fasste ihre Handgelenke. Sie wehrte sich heftig, und die Verzweiflung gab ihr eine Kraft, die ich nicht für möglich gehalten hätte.
    Feldman kam hereingelaufen, gefolgt von einer Schwester.
    McGee packte mich am Arm.
    »Nehmen Sie mich mit!« Verzweiflung im Blick. »Bitte! Nehmen Sie mich mit!«
    Feldman nickte. Die Schwester gab ihr eine Spritze.
    »Bitte! Bitte! Nehmen Sie mich mit!«
    Feldman löste sanft Tawnys Finger von meinem Arm und bedeutete mir, vom Bett zurückzutreten. Zitternd tat ich es.
    Was konnte ich denn tun?
    Mit einem Gefühl der Nutzlosigkeit und Unfähigkeit zog ich eine Visitenkarte aus der Tasche, schrieb meine Handy-Nummer darauf und legte sie aufs Nachtkästchen.
    Augenblicke später stand ich, die Lippen fest zusammengepresst, die Fäuste geballt, im Gang und hörte zu, wie McGees Flehen in der Wirkung des Beruhigungsmittels unterging.
    Wenn ich an diesen Augenblick zurückdenke, wünsche ich mir nur, ich hätte getan, worum Tawny mich gebeten hatte. Dann wünsche ich mir, ich hätte zugehört und verstanden.

33
    Es war wieder eine unruhige Nacht. Ständig wachte ich auf, jedes Mal noch in den Fängen eines kaum erinnerten Traums.
    Als mein Radiowecker ansprang, stöhnte ich

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