Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan
Beziehung zu dem Opfer hingewiesen haben. Ich werde die innere Untersuchung mit besonderer Sorgfalt durchführen.«
Diese Aussage war überflüssig. Ich wusste, dass LaManche bei Mrs. Parent so penibel vorgehen würde wie bei jeder Leiche, die er untersuchte. Ob Premierminister oder Taschendieb, Pierre LaManche würde sich nie mit dem Verdikt »Todesursache ungeklärt« zufrieden geben.
Um halb elf hatte ich das eingewickelte Skelett aus der zweiten Senke im Keller der Pizzabude aus seinem Leichensack befreit.
Um halb zwölf hatte ich die Knochen aus ihrer Lederumhüllung gewickelt, die Anhaftungen aus Erde und Adipocire entfernt und die Knochen anatomisch korrekt auf dem Autopsietisch angeordnet.
Um zwanzig vor drei hatte ich Knocheninventar und Untersuchung abgeschlossen.
Das Skelett mit der Bezeichnung LSJML-38 428 war das einer weißen Frau, einhundertfünfundsechzig bis einhundertdreiundsiebzig Zentimeter groß, die im Alter zwischen achtzehn und zweiundzwanzig Jahren gestorben war. Sie hatte schlechte Zähne, keine Füllungen und eine gut verheilte Colles-Fraktur der rechten Speiche. Das Skelett wies nur minimale postmortale Schäden auf und zeigte keine Hinweise auf Verletzungen, die zum Todeszeitpunkt oder in dessen Nähe aufgetreten waren.
Meine vorläufigen Schlussfolgerungen waren also richtig gewesen. Dieses Mädchen war zwar etwas älter, aber sonst den beiden anderen auf bestürzende Weise ähnlich.
Ich machte mir eben letzte Notizen, als ich hörte, wie die Tür zum Vorzimmer auf- und zuging. Sekunden später erschien LaManche. Seine Miene verriet mir, dass er nicht hier war, um mir von einem Aneurysma zu berichten.
»Ich habe ein Übermaß an sauerstoffreduziertem Hämoglobin im venösen Blut gefunden, was auf eine Zyanose hindeutet.«
»Erstickungstod.«
»Ja.«
»Sonst noch etwas?«
»Nichts, was für eine Frau in ihrem siebten Lebensjahrzehnt ungewöhnlich wäre.«
»Es könnte also sein, dass sie erstickt wurde.«
»Ich fürchte, diese Möglichkeit besteht.«
»Irgendwelche Verletzungen?«
LaManche schüttelte den Kopf. »Keine Brüche. Keine Blutungen. Keine Kratzer oder Nagelspuren. Kein Gewebe unter ihren Nägeln. Nichts, was auf einen Kampf hindeutet.«
»Vielleicht wurde sie im Schlaf angegriffen. Oder man hat sie betäubt.«
»Ich fordere eine komplette toxikologische Untersuchung an.«
Wieder öffnete und schloss sich die Außentür. Stiefelschritte durchquerten das Vorzimmer.
Ryan präsentierte sich im saloppen Ermittler-Outfit. Jeans, Jeanshemd, gelbbrauner Blazer mit Lederflicken an den Ellbogen.
Ryan und LaManche tauschten » Bonjours « aus.
Ryan und ich tauschten Nicken aus.
LaManche berichtete Ryan von seinen Ergebnissen.
»Todeszeitpunkt?«, fragte Ryan.
»Haben Sie irgendwelche Hinweise auf eine letzte Mahlzeit gefunden?«
»Topf, Löffel und Suppentasse auf dem Abtropfständer. Leere Suppendose im Abfall. Gartengemüse.«
»Der Magen war völlig entleert. Dies musste binnen drei Stunden nach Verzehr der Suppe geschehen sein.«
»Die Nichte sagt, dass die Damen normalerweise gegen sieben zu Abend aßen und gegen neun oder zehn ins Bett gingen.«
»Wenn die Suppe ihr Abendessen war und nicht ihr Mittagessen.« LaManche hob den Finger. »Und Sie dürfen nicht vergessen, dass die gastrische Physiologie extrem variabel ist. Nervliche Belastung und gewisse Krankheiten verzögern die Magenentleerung.«
Mir fiel die zittrige Stimme am anderen Ende der Leitung ein. Parents Aufregung war sogar über die Entfernung hinweg offensichtlich gewesen. Ich sagte es den beiden.
»Ich beantrage Einsicht in ihre Telefondaten.«
»Aber der Verwesungszustand deutet darauf hin, dass der Tod wahrscheinlich am Freitag eintrat. Und jetzt.« LaManche verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Was haben Sie uns mitgebracht, Detective?«
Ryan zog einen braunen Umschlag aus einer Jackentasche und breitete Farbfotos auf der Arbeitsfläche aus.
Es waren Momentaufnahmen von Louise Parents letztem Tag.
Außenaufnahmen eines hellen Ziegelbungalows. Eisfreie Gehwege. Zur Straße eine Veranda, die Fenster mit bunten Lämpchen geschmückt. Blaue Holztür. Ein Kranz mit » Joyeuses Fêtes! « auf einem roten Samtband. Auf dem Rasen vor dem Haus ein Rentier aus Plastik.
Umzäunter Hinterhof, ein Kinderschlitten lehnte außen am Maschendrahtzaun. Eisfreies Betonhintertreppchen. Schneeschaufel.
Wortlos arbeiteten LaManche und ich uns durch die Fotos.
Großaufnahmen der
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