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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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aus einem schwarzen Kasten und einer verstärkten, blauen Fiberoptik-Lichtquelle besteht. Damit würden wir Spuren sehen können, die für das bloße Auge unsichtbar waren.
    »Fertig?«, fragte Lisa.
    LaManche nickte.
    Lisa setzte ihre Schutzbrille auf und schaltete das Hauptlicht aus.
    Im Dunkeln suchte der Pathologe nun Parents Nachthemd ab. Hier und dort leuchteten Haare auf wie winzige weiße Drähte. Lisa schnappte sie mit der Pinzette und steckte sie in ein Plastikröhrchen.
    Nachdem er mit dem Nachthemd fertig war, wandte LaManche sich der Leiche zu. Langsam wanderte das Licht über Parents Füße und Beine. Es erkundete die Hügel und Täler ihres Schambereichs, des Bauchs, des Brustkorbs und der Brüste. Wanderte über die Kuhle am Ansatz ihrer Kehle.
    Nichts leuchtete auf außer einigen weiteren Haaren.
    »Die sehen exakt so aus wie ihre Kopfhaare«, sagte ich.
    »Ja«, pflichtete LaManche mir bei.
    Parents Hände und Fingernägel ergaben nichts. Augen, Nasenlöcher und Ohren waren sauber.
    Dann drang der Strahl in die dunkle Höhlung des Mundes ein.
    » Bonjour « , sagte Lisa in die Dunkelheit.
    Ein Backenzahn funkelte am Zahnfleischrand wie Phosphor.
    »Das ist kein Haar«, sagte ich.
    Lisa zog das Objekt mit der Pinzette heraus.
    Obwohl wir noch dreißig Minuten in der Dunkelheit arbeiteten, fanden wir nur noch zwei weitere Haare, beide dünn und wellig wie die des Opfers.
    Als Lisa das Deckenlicht wieder einschaltete, kehrten LaManche und ich in den Hauptautopsiesaal zurück. Dort öffnete er das Backenzahnröhrchen und untersuchte den Inhalt unter Vergrößerung. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er etwas sagte.
    »Das ist noch ein Federfragment.«
    LaManche und ich wechselten einen Blick, in uns beiden keimte derselbe Verdacht.
    In diesem Augenblick kehrte Lisa mit Parent zurück. LaManche ging zur Bahre. Ich folgte ihm.
    LaManche packte die Oberlippe mit festem Griff und zog sie weit zurück. Die Innenseite wirkte normal.
    Als LaManche die Unterlippe nach unten zog, erkannte ich winzige horizontale Schnitte in dem glatten, dunkelroten Fleisch. Jeder entsprach der Position eines unteren Schneidezahns.
    Mit Daumen und Zeigefinger zog der Pathologe zuerst die linken Augenlider, dann die rechten auf. Beide Augen zeigten Petechien, feine rote Punkte und Flecken auf der Leder- und Bindehaut.
    »Erstickungstod«, sagte ich, und schreckliche Bilder stiegen in mir auf.
    Ich stellte mir die Frau allein in ihrem Bett vor. Ihr sicherer Ort. Ihr Refugium. Eine Silhouette, die drohend aus der Dunkelheit ragt. Finger, die sich um ihren Hals legen. Hunger nach Sauerstoff. Das Herz hämmert vor Todesangst.
    »Petechien können viele Ursachen haben, Temperance. Ihr Vorhandensein bedeutet kaum mehr, als dass Kapillargefäße geplatzt sind.«
    »Also Folge einer plötzlichen Gefäßstauung im Kopf«, sagte ich.
    »Ja«, sagte LaManche.
    »Wie bei einer Strangulation«, sagte ich.
    »Petechien können verursacht werden durch Husten und Niesen, durch Erbrechen, starkes Pressen beim Stuhlgang, während einer Geburt …«
    »Ich bezweifle, dass diese Frau in den Wehen lag.«
    LaManche redete weiter, während er Parents Rachenraum mit latexverhülltem Finger abtastete.
    »… Fremdkörperobstruktion, Knebelung, Anschwellen der Atemwege.«
    »Finden Sie irgendwelche Hinweise auf diese Möglichkeiten?«
    LaManche warf mir einen kurzen Blick zu.
    »Ich habe mit der äußerlichen Untersuchung doch gerade erst angefangen.«
    »Sie könnte erstickt worden sein.«
    »Ich sehe keine Kratzer, keine abgebrochenen Nägel, kein Anzeichen von Gewalt oder eines Abwehrkampfes.« Mehr zu sich selbst als zu mir.
    »Sie könnte im Schlaf erstickt worden sein. Mit einem Kissen.« Ich sagte einfach, was mir in den Sinn kam. »Ein Kissen würde keine Spuren hinterlassen. Ein Kissen würde die Federn in ihrem Mund und die Schnitte an der Unterlippe erklären.«
    »Grobe Petechien sind nicht ungewöhnlich bei Leichen, die in Bauchlage und mit dem Kopf tiefer als der restliche Körper aufgefunden wurden.«
    »Die Leichenflecken auf Rücken und Schultern deuten darauf hin, dass sie mit dem Gesicht nach oben starb.«
    LaManche richtete sich auf. »Detective Ryan hat mir für heute Nachmittag Tatortfotos versprochen.«
    Kurz kreuzten sich unsere Blicke. Dann nahm ich meine Maske ab und erzählte LaManche die Geschichte von Mrs. Parent.
    Die traurigen alten Augen sahen mich unverwandt an. Dann: »Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie mich auf Ihre

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