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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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den Motor ab.
    »Was ist?«
    »Ich kann mich gar nicht erinnern, das Licht angelassen zu haben.«
    »Ist das Haus noch immer versiegelt?«
    »Bringt nichts mehr. Die Spurensicherung ist seit Tagen fertig. Die haben das Band abgenommen.« Ryan öffnete die Fahrertür. »Bleib hier.«
    Ich ließ Ryan ein paar Sekunden Vorsprung und folgte ihm dann den Gartenweg hoch. Der Kranz an der Tür wünschte noch immer jedem » Joyeuses Fêtes! «
    Ryan drückte auf die Klingel.
    Von drinnen waren schwach Glockentöne zu hören.
    Eine Bö riss an meinem Schal.
    Ryan klingelte noch einmal.
    Sekunden vergingen. Noch ein Windstoß. Mir traten Tränen in die Augen. Ich zog mir die Mütze tiefer ins Gesicht.
    Ryan hantierte eben mit einem Schlüsselbund, als im Wohnzimmer ein Licht anging. Schlösser knackten, dann drehte sich der Knauf. Die Tür ging einen Spalt auf, und ein Gesicht lugte heraus.
    Es war das Gesicht, das ich am allerwenigsten erwartet hätte.

23
    »Wer schind schie?« Die Wörter klangen feucht und verwaschen, als würde jemand mit dem Mund voller Erbsen reden.
    Ryan hielt der Frau seine Marke hin.
    »Polischei?« Ängstlich.
    »Dürfen wir reinkommen, Mrs. Fisher?«
    »Wo ischt Louische? Wo ischt meine Schweschter?«
    O Gott. Sie hatte noch keine Ahnung.
    »Darüber würden wir gerne mit Ihnen reden.« Ryans Stimme war ruhig und besänftigend.
    Der Spalt wurde etwas größer. Ich sah ein feistes, um den Mund herum jedoch merkwürdig eingefallenes Gesicht.
    »Moment.«
    Die Tür ging zu.
    Der eisige Wind riss an meinem Kragen und meinem Schal. Ich senkte den Kopf, stampfte auf.
    Ich fühlte mich bleiern. Ryan und ich würden die Überbringer schlechter Nachrichten sein. Was wir zu sagen hatten, würde Rose Fishers Leben für immer verändern. Ich hasste, was ich jetzt gleich miterleben würde. Das gehörte für gewöhnlich nicht zu meiner Arbeit, und dafür war ich dankbar, aber wenn ich daran beteiligt war, hasste ich es.
    Minuten später ging die Tür wieder auf, und Ryan und ich betraten das Haus. In der plötzlichen Wärme fühlte meine Gesichtshaut sich weich und locker an.
    Rose Fisher war nicht dick. Sie war gigantisch. Schlecht gefärbte und dauergewellte Haare gaben ihrem aufgedunsenen Gesicht etwas Clowneskes. Und ein zu dick aufgetragenes Make-up war dem Gesamteindruck auch nicht gerade förderlich.
    »Wo ist meine Schwester?« Die Angst war noch da, aber die verwaschene Sprache war verschwunden. Fishers Mund wirkte jetzt, trotz Runzeln und verschmiertem Lippenstift, normal.
    Mein bleiernes Gefühl verstärkte sich. Mein Gott. Die Frau hatte sich ihr Gebiss eingesetzt und Make-up aufgelegt. Für Fremde.
    Ryan legte Fisher eine Hand auf die Schulter. »Dürfen wir uns setzen?«
    Eine fleischige Hand flog zum feuerwehrroten Mund. »O mein Gott. Louise ist etwas passiert.« Schwarz umrahmte Augen sprangen von Ryan zu mir. »Sie sind hier, um mir zu sagen, dass Louise etwas passiert ist. Wo ist sie?«
    Ryan führte Fisher zum Sofa im Wohnzimmer und setzte sich neben sie. In einer Ecke trällerte ein grau-gelber Sittich mit leuchtend orangenen Wangen und pfiff dann sechs Töne von »Edelweiß«.
    Ich setzte mich links von Fisher und nahm ihre fleischige Hand in meine.
    Ryan schob kurz das Kinn vor, um mir anzudeuten, dass ich den Anfang machen sollte.
    Der Papagei sagte: » Bonjour. « Wiederholte sich. Trällerte.
    »Mrs. Fisher, wir haben wirklich schlechte Nachrichten.«
    Fisher schloss die Augen. Ihre Finger verkrampften sich um meine.
    »Es tut mir furchtbar Leid, aber ihre Schwester ist gestorben.«
    Der Vogel trällerte.
    Fisher kniff die Augen so fest zusammen, dass sie im Fett, das die Höhlen umgab, verschwanden, und warf den Kopf vor und zurück. Bei jeder Bewegung stieg ein hoher, dünner Ton aus ihrer Kehle und erstarb dann hinter dem sorgfältig platzierten Gebiss.
    Ich legte der Frau einen Arm um die Schultern.
    »Es tut mir so Leid«, wiederholte ich.
    Fisher jammerte weiter, und Maskara und Lidschatten vermischten sich mit der orange-roten Wangentönung.
    Der Sittich verstummte.
    Ryan klopfte Fisher auf die rechte Schulter. Sein Blick traf den meinen. In seinen Augen spiegelte sich die Trauer, die ich empfand.
    Denn Schopf aufgestellt, den Kopf bei vierzig Grad, betrachtete der Sittich sein Frauchen.
    Eine Uhr auf der Anrichte vertickte die Sekunden. Der Papagei stimmte ein paar Töne von » Alouette « an und gab es dann auf.
    Fisher schluchzte und bebte.
    Eine Minute. Zwei.
    Ryan

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