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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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auf, streckte beide Hinterläufe und schlenderte in die Küche. Sekunden später hörte ich das Krachen von Science-Diet-Bröckchen.
    »Annie?«
    Ihre Schlafzimmertür war zu. Ich klopfte und trat ein.
    Annes Sachen waren verschwunden. Auf dem Tisch lag ein Zettel.
    Ich starrte ihn einen Augenblick an, nahm ihn dann zur Hand und faltete ihn auf.
     
    Liebste Tempe,
    ich kann Dir gar nicht sagen, wie dankbar ich für Deine Freundlichkeit und Geduld bin. Nicht nur in dieser letzten Woche, sondern während unserer ganzen wunderbaren, fröhlichen, kostbaren Freundschaft. Du warst meine Stütze, der Wind unter meinen Flügeln. (Erinnerst Du Dich noch an » unseren « Film?)
    Wir sind uns in so vieler Hinsicht ähnlich, Tempe. Ich kann einfach nicht gut über meine Gefühle reden. Ich kann ja nicht einmal gut über meine Gefühle nachdenken. Du warst perfekt für mich.
    Jetzt ist es Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen. Ich kann es Dir zwar nie sagen, aber Du musst wissen, dass ich Dich sehr, sehr liebe. Bitte sei nicht sauer auf mich, weil ich es auf diese Art mache.
    Anne
     
    Ein ganzer Katalog von Gefühlen stürzte auf mich ein.
    Liebe. Ich kannte meine Freundin und wusste, wie schwer ihr dieses Wort gefallen war.
    Ein schlechtes Gewissen. Ich war so sehr mit meinen eigenen Problemen beschäftigt gewesen, dass ich mich auf Annes gar nicht richtig konzentriert hatte. Wie hatte ich nur so egoistisch sein können?
    Wut. Sie hatte einfach gepackt und war nach Hause gefahren, ohne mir einen Ton zu sagen. Wie hatte sie nur so unsensibel sein können?
    Dann stürmte die Angst heran wie eine Lokomotive.
    War sie wirklich nach Hause gefahren? Worunter einen Schlussstrich ziehen? Was auf diese Art machen?
    Mir fiel Annes Buch wieder ein und unsere Unterhaltung beim Essen am Abend zuvor. Von einer Abreise hatte sie nichts gesagt.
    Was hatte sie gesagt? Etwas über Zyklen und eine Veränderung hin zum Wesentlichen. Ich war nicht darauf eingegangen.
    O Gott. Sprach sie vom Tod? Sicher nicht. Ob nun deprimiert oder nicht, selbstmordgefährdet war Anne auf keinen Fall. Aber können wir das immer so ganz genau sagen?
    Erinnerungsfetzen. Eine andere Freundin, die in diesem Zimmer übernachtet hatte. Sich aus dem Staub gemacht hatte. Und dann tot in einem flachen Grab wieder aufgetaucht war. War Anne vielleicht zu einer riskanten Odyssee aufgebrochen?
    Ich wählte die Nummer ihres Handys. Keine Antwort.
    Ich rief Tom an.
    »Hallo?«
    »Ist Anne da?«
    »Tempe?«
    »Ist Anne nach Hause gekommen?«
    »Ich dachte, sie ist bei dir.«
    »Sie ist weg.« Ich las Tom den Zettel vor.
    »Wovon redet sie denn?«
    »Ich weiß nicht so recht.«
    »Sie war ziemlich wütend auf mich.«
    »Ja.«
    »Du glaubst doch nicht, dass sie was Verrücktes anstellt, oder?«
    Dieselbe Frage war mir auch schon durch den Kopf gegangen.
    »Sie hat nicht angerufen?«
    »Nein.«
    »Ruf die Fluggesellschaften an. Finde raus, ob sie einen Flug nach Charlotte gebucht hat.«
    »Ich glaube nicht, dass die mir das sagen werden.«
    »Spiel ihnen was vor, Tom!« Ich weinte beinahe. »Lüge! Denk dir was aus!«
    »Okay.«
    »Ruf mich an, sobald du was weißt.«
    Als ich so mit dem Telefon in der Hand dastand, erhaschte ich einen kurzen Blick auf mich selbst im frisch reparierten Esszimmerspiegel.
    Der Körper angespannt, das Gesicht ein verängstigtes weißes Oval.
    Wie Anne in meinem Korridor am Abend des Einbruchs.
    Lieber Gott. Lass alles in Ordnung mit ihr sein.
    Was tun? Die Fluglinien anrufen? Das tat Tom bereits. Autovermietungen? Taxifirmen? Die Polizei?
    Überreagierte ich? War Anne einfach gegangen, weil sie allein sein wollte? Sollte ich nichts tun und einfach abwarten?
    Aber Anne hatte mir eine Nachricht hinterlassen. Sie hatte irgendetwas im Sinn. Aber was?
    Ich schrak hoch, als das Telefon in meiner Hand schrillte.
    »Anne?«
    »Ich bin’s.« Offensichtlich hatte Ryan die Anspannung in meiner Stimme gehört. »Was ist denn los?«
    Ich erzählte ihm von Annes Abreise.
    »Steht auf dem Zettel, dass sie nach Hause will?«
    »Nicht wörtlich.«
    »Hat sie irgendjemand angerufen?«
    »Mein Telefon speichert keine ausgehenden Anrufe.«
    »Auch keine hereinkommenden. Und eine Anruferkennung hat es auch nicht. Du solltest dir wirklich ein neueres Modell besorgen.«
    »Danke für den technischen Rat.«
    »Ich stelle mal ein paar Nachforschungen an.«
    »Danke. Ryan?«
    »Ja.«
    »Sie war sehr deprimiert.«
    »Sie hat ihre Sachen mitgenommen. Das ist ein gutes

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