Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz
Details. Ich lasse Sie jetzt ins Präsidium bringen, damit nach Ihren Angaben eine Zeichnung angefertigt werden kann«, verabschiedete sich Anna und rief einen ihrer uniformierten Kollegen herbei, der den Zeugen ins Präsidium nach Alsterdorf fahren würde.
»Haben Sie gehört, wie sich der Mann genannt hat, Weber? Max Meinhardt kommt aufgrund seines Äußeren als Täter so oder so nicht in Frage. Aber die Verwendung seines Namens bedeutet, dass der Täter die wahre Identität von Amanda Meinhardt gekannt hat.«
»Ja, sieht ganz so aus«, stimmte Weber seiner Kollegin zu. »Und das bedeutet weiterhin, dass er, falls er Frau Meinhardt tatsächlich über das Internet kennengelernt hat, ihr Pseudonym geknackt haben muss, wenn sie ihm ihren wirklichen Namen nicht selbst verraten hat.«
Als Verena Mendelson und Marc Hellweg am Veritaskai eintrafen, waren die Kollegen von der KTU bereits an der Arbeit.
»Und, wie sieht es aus?«, wandte sich Verena Mendelson an Anna, die am Anlegesteg vor dem Hausboot auf die beiden gewartet hatte.
»Das da drinnen ist wirklich kein schöner Anblick. Der Doktor ist kurz vor euch eingetroffen, er wird uns sicher schon bald eine erste Einschätzung zum Tathergang und
der Art der Verletzungen geben können. Fährst du jetzt ins Präsidium zurück, Marc?«
Hellweg stand unschlüssig und ein wenig blass um die Nase vor seinen Kollegen.
»Sind Sie schon einmal bei einer Tatortbegehung dabei gewesen, Marc? Falls nicht, sollten Sie sich diese Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen«, setzte Verena Mendelson hinterher. »Ihre Kollegen in der Computerabteilung kommen ganz bestimmt auch noch eine weitere Stunde ohne Sie klar.«
»Andererseits ist der Platz in der Kajüte begrenzt, und wir wollen uns doch nicht gegenseitig auf die Füße treten. Und da Marcs Anwesenheit weder für den Doktor noch für die KTU notwendig ist, frage ich mich wirklich nach dem Sinn Ihres Vorschlags, Verena«, entgegnete Anna.
»Der Kollege Hellweg hat jetzt die einmalige Chance, einen hautnahen Einblick in unsere Arbeit zu gewinnen, und die wollen Sie ihm tatsächlich verwehren?«
»Meine Güte, Sie drei stehen hier draußen herum und diskutieren über Nebensächlichkeiten, während auf dem Boot jede Menge Arbeit auf uns wartet«, schimpfte Weber. »Entscheiden Sie sich endlich, Hellweg.«
»Gut, wenn Sie meinen, Verena, dann komme ich halt mit.«
Zum zweiten Mal an diesem Tag stieg Anna, gefolgt von ihren Kollegen, die vier Stufen in das Innere des Bootes hinab, wo sie sogleich von Dr. Severin empfangen wurden.
»Amanda Meinhardt ist nicht, wie Monika Jacobsen, erwürgt worden, sondern wir müssen vielmehr davon
ausgehen, dass sie an ihren inneren Verletzungen gestorben ist.«
»Das heißt, sie ist verblutet?«, fragte Weber nach.
»So sieht es zumindest auf den ersten Blick aus. Wenn Sie noch Fragen haben, dann stellen Sie sie bitte gleich, ansonsten machen wir uns jetzt auf den Weg in die Rechtsmedizin.«
»Einen Moment noch, Doktor«, sagte Anna und hockte sich neben die Tote. Sie sah Amanda Meinhardt lange ins Gesicht, bevor sie sich anschließend ihrem geschundenen Körper zuwandte.
Die blauen, blutunterlaufenen Striemen, die die Fesseln an ihren Knöcheln und Handgelenken hinterlassen hatten, der malträtierte Unterleib und das viele Blut überall auf ihrer Haut und auf der Schlafcouch, auf der sie gestorben war.
An Amanda Meinhardts halb geöffnetem Mund klebte ein langes schwarzes Haar, das Anna vorsichtig entfernte, um es in eine Plastiktüte zu stecken, die sie an Verena Mendelson weiterreichte.
Wie schon die anderen Opfer war Amanda Meinhardt eine überaus schöne Frau gewesen, aber das, was der Täter von ihr übrig gelassen hatte, war nicht viel mehr als ein blutiger Haufen zerfetzten, toten Fleischs. Wieder starrte sie der Toten ins Gesicht, als sie plötzlich laute Würgegeräusche hinter sich hörte.
Marc Hellweg krümmte sich nur wenige Schritte hinter ihr zusammen und übergab sich dann auf den Teppich.
»’tschuldigung«, stieß er anschließend hervor und machte, dass er aus der Kajüte kam.
»Ich habe echt kein Verständnis dafür, warum Sie den armen Hellweg derart aus der Reserve locken mussten, dass er sich den Anblick von Amanda Meinhardt angetan hat, Frau Mendelson. Schließlich ist er so etwas nicht gewöhnt«, sagte Weber. »Ich sehe kurz nach ihm, bin gleich zurück.«
»Weichei«, fuhr Verena Mendelson ungerührt mit der Spurensicherung fort. »Hat eine
Weitere Kostenlose Bücher