Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Titel: Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Westendorf
Vom Netzwerk:
sich August Holthusen erneut zu Wort meldete.
    »Tut mir leid, aber dort können wir nicht hinein. Der Kahn gehört Heinz und Ursel Fuchs, allerdings verbringen die beiden die Wintermonate dieses Jahr auf Lanzarote.«
    »Besitzt denn niemand einen Ersatzschlüssel für das Hausboot?«, erkundigte sich Weber. »Gibt es hier keinen Hafenmeister?«
    »Das schon, aber der hat auch keinen Schlüssel. Allerdings habe ich vorhin, als sie ankamen, Torsten verständigt, das ist der Sohn der Fuchsens. Er müsste jede Minute hier sein«, entgegnete Holthusen. »Aha, da kommt er ja schon«, deutete er auf einen sich dem Veritaskai nähernden dunkelgrünen Geländewagen.
    Als Weber kurz darauf die Kajütentür des siebten Bootes zu öffnen versuchte, schien diese zu klemmen.
    »Und Sie sind ganz sicher, dass das auch wirklich der richtige Schlüssel ist?«
    »Natürlich, aber das Schloss ist manchmal etwas schwergängig«, erwiderte Torsten Fuchs. »Darf ich es mal probieren?«
    Fuchs zog die Tür ganz fest zu sich heran und versuchte, den Schlüssel im Schloss zu drehen, doch er hatte
mit seiner Methode ebenso wenig Erfolg wie Weber vor ihm.
    »Merkwürdig«, sagte er. »Ich habe noch nie erlebt, dass die Tür dermaßen geklemmt hat.«
    »Wir brauchen einen Schlüsseldienst am Veritaskai, und die KTU soll sich bereithalten«, reagierte Anna sofort und gab die Meldung auch schon an das Präsidium durch.
     
    »Dieser Schlüssel passt tatsächlich nicht, hier muss vor kurzem ein neues Schloss eingebaut worden sein. Sehen Sie die Kratzer im Türblatt?«, zeigte der Angestellte vom Schlüsseldienst auf die Kajütentür. »Die Farbe rings um den Schließzylinder ist abgesplittert, und darunter kommt das nackte Holz zum Vorschein. Es weist noch keine Verfärbung auf, die Beschädigung kann also noch nicht lange zurückliegen.«
    »Danke für den Hinweis«, nickte Weber, schob den Mann vom Schlüsseldienst beiseite und öffnete vorsichtig die Kajütentür.
    Noch immer war der Weg vor dem Anlegeplatz von den Bootseignern bevölkert, die jetzt näher kamen, um einen Blick in das Innere des Hausbootes erhaschen zu können.
    »Sperren Sie die Umgebung weiträumig ab, und halten Sie die Leute im Zaum«, wies Weber, der mit einem Blick in die Kajüte erkannt hatte, dass die Suche nach Amanda Meinhardt beendet war, Hauptwachtmeister Manfred Schulz an. »Kommen Sie, Anna. Und verständigen Sie vorher noch die KTU, sie soll sich sofort in Bewegung setzen.«

    Anna nickte und streifte sich, nachdem sie das Startsignal für die Spurensicherung gegeben hatte, im Gehen ein Paar Handschuhe über. Dann folgte sie Weber in die Kajüte des Hausbootes.
    Die Kommissarin stieg die vier Stufen in das Innere des Bootes hinunter und war überrascht, wie geräumig die holzverkleidete und ganz in Hellgrau gestrichene Kajüte war. Vor der Fensterfront des Raumes stand ein ovaler Esstisch, über den eine weiße Tischdecke gebreitet war, der ansonsten aber, bis auf ein paar Kerzenleuchter mit heruntergebrannten Wachsresten, vollkommen leer war. Unter dem Tisch lagen die Reste einer Wassermelone auf dem Teppich. Im Vorbeigehen registrierte die Kommissarin anhand der Flecken und Brotkrumen auf dem Tischtuch, dass hier vor kurzem wohl noch gegessen worden war.
    Als Anna den Kopf drehte, sah sie Amanda Meinhardt mit blutüberströmtem Unterleib auf einer Schlafcouch liegen. Ihre Beine waren wie bei Hannelore Bloch weit auseinandergespreizt, in die Höhe gezogen und mit Seilen fixiert worden. Ihre Hände waren über dem Kopf gefesselt. Damit war Amanda Meinhardt dem Täter vollkommen wehrlos ausgeliefert gewesen. Die Tote war völlig nackt, und schon auf den ersten Blick ahnte Anna angesichts der Menge Blut auf der Couch, dass sich die Brutalität des Täters noch einmal gesteigert hatte. Wie bei Hannelore Bloch sprach alles dafür, dass Amanda Meinhardt ihr Martyrium bei lebendigem Leib hatte ertragen müssen. Es war kaum vorstellbar, welche Schmerzen und Ängste sie ausgestanden hatte, bevor sie gestorben war. Genaueres würde Dr. Severin erst nach der
Obduktion sagen können, doch Anna graute schon jetzt davor, seinen detaillierten Bericht lesen zu müssen.
    »An ihrem Hals sind keinerlei Würgemale zu sehen, Weber.«
    »Ja, ich sehe es, aber warten wir besser draußen auf die KTU, bevor wir am Ende noch wertvolle Spuren zerstören«, legte Weber seiner Kollegin einen Arm um die Schultern. Gemeinsam verließen sie die Kajüte und schlossen sie sorgfältig hinter

Weitere Kostenlose Bücher