Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz
tun, denn selbstverständlich werde ich meine Tochter sehen können, wann immer ich möchte.«
»Und was ist mit mir? Willst du mich denn überhaupt nicht mehr treffen? Max, ich wünschte, wir könnten Freunde bleiben«, fügte Amanda leise hinzu. »Immerhin sollten wir doch schon Klaras wegen miteinander verbunden bleiben, und es wird auch immer mal wieder etwas geben, das wir miteinander besprechen müssen.«
»Dafür gibt es schließlich ein Telefon. Nein, Amanda, wenn wir erst aus diesem Haus ausgezogen sind, wird es keine Gemeinsamkeiten mehr zwischen uns geben. Es mag ja durchaus traurig sein, dass wir auf diese Weise auseinandergehen, und doch fällt mir der Abschied leicht.«
Amanda war nicht in der Lage, ihm eine passende Entgegnung darauf zu geben, denn diesmal traf sie sein gezielter Verbalschlag bis ins Mark, und Amanda fühlte sich wie nach dem Gong zur zehnten Runde in einem schier aussichtslosen Boxkampf gegen einen der Klitschko-Brüder.
»Es gibt Neuigkeiten«, kam Weber zur Bürotür herein und unterbrach Anna bei der Durchsicht der Steuerakten von Monika Jacobsen. »Die Kollegen von der Spurensicherung haben die Gegend um den Fundort der Leiche noch einmal gründlich nach weiteren Spuren abgesucht
und dabei in einem dornigen Gebüsch unweit des Fundortes in Richtung Promenadenweg ein Stück Plastikplane gefunden, auf dem sich Blutspuren befinden. Die Kollegen untersuchen noch, ob es sich dabei um Monika Jacobsens Blut handelt. Ich gehe gleich einmal in die KTU hinüber und frage nach, wie weit sie mit der Analyse sind. Währenddessen könnten Sie ein Foto von Heiner Hofrath organisieren, damit der Kellner aus der ›Fischerhütte‹ einen Blick darauf werfen kann.«
»Ich kümmere mich darum, Weber. Haben Sie inzwischen Kontakt zu Vera Kaminski aufgenommen?«
»Hab’s versucht, aber bisher leider vergeblich. In ihrem Büro sagte man mir, dass sie den heutigen Tag frei hätte. Ach ja, Anna, und es gibt eine weitere Neuigkeit, die Sie vielleicht freuen wird, denn ich habe inzwischen endlich alles für mein Gewächshaus beisammen«, sagte Weber mit leuchtenden Augen. »Und obwohl ich sicher bin, dass es Rita überhaupt nicht in den Kram passen wird, werde ich es in den freien Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr zusammenbauen. Besonders mein Gomera-Greiskraut kümmert hier im Büro so vor sich hin«, fügte er mit besorgtem Blick auf eine wenig dekorative Pflanze mit dickfleischigen Blättern an. »Aber ich will es nicht wieder nach Hause holen, bevor ich nicht einen Platz gefunden habe, zu dem Rita keinen Zugang hat. Sonst wird auch noch der letzte Rest meiner Pflanzensammlung an zu viel Wasser eingehen.«
»Gute Idee, es wird auch langsam Zeit, dass Ihre Fleisch fressenden Ungetüme von unserer Fensterbank verschwinden. Dann wird auch das ewige Besprühen ein Ende haben und das Klima im Büro wieder erträglicher
werden«, gab Anna ernst zurück, während sich auf ihrem Gesicht ein kesses Grinsen ausbreitete.
»Wieso Fleisch fressend? Ich besitze kein einziges Exemplar dieser Gattung. Außerdem dachte ich bislang immer, dass meine Pflanzen Sie nicht stören.«
»Stimmt ja auch, ich hab’ doch nur Spaß gemacht. Von mir aus können Ihre Töpfe hier stehen bleiben, so lange Sie wollen. Machen Sie sich also bloß keine Sorgen.«
Nachdem Anna eine Fotografie von Heiner Hofrath von der Homepage seiner Anwaltskanzlei kopiert und ausgedruckt hatte, nahm sie erneut die Phantomzeichnung des Täters zur Hand. Sie verglich sie mit dem Foto von Heiner Hofrath und dem des nach wie vor flüchtigen Serienmörders Strunz und stellte fest, dass sie leider sowohl auf Heiner Hofrath als auch auf Helmut Strunz passte, die wie der Täter beide um die vierzig, mittelgroß und schlank waren sowie dunkles Haar hatten. Noch heute Abend würde die Zeichnung in den Spätnachrichten des regionalen Fernsehsenders gezeigt werden, doch Anna zweifelte stark daran, dass es Zeugen geben würde, die den Mann anhand der ungenauen Beschreibung wiedererkennen würden. In diesem Moment klopfte es dreimal an ihrer Bürotür.
»Haben Sie einen Moment Zeit für mich?«, steckte Marc Hellweg, der neue Computerspezialist des Hamburger LKA, seinen Kopf zur Tür herein.
»Natürlich, kommen Sie rein.«
»Ist das der Mann, nach dem Sie suchen?«, fragte er mit einem Blick auf die Phantomzeichnung in ihren Händen,
während er sich auf einen Stuhl vor ihrem Schreibtisch setzte.
»Ja, dieses Bild ist gestern Abend nach
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