Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz
Psychologen.
»Trotzdem ist es denkbar, dass der Täter den ersten Kontakt über das Internet gesucht hat. Als schüchterner Mensch braucht er eine Aufwärmphase und den persönlichen Abstand, den allein ein virtueller oder telefonischer Austausch ermöglicht.«
»Ich weiß nicht, Weber, ich finde Mettmanns Ansatz ziemlich oberflächlich und unausgegoren«, raunte Anna ihrem Kollegen zu.
»Wie auch immer, wir sollten uns jetzt nicht länger damit aufhalten«, kam Günther Sibelius einer weiteren Entgegnung Annas zuvor. »Denn selbst wenn Sie mit Ihrer Internettheorie Recht haben, Herr Mettmann, müssen wir trotzdem weiterhin in alle Richtungen ermitteln. Die Tanzveranstaltungen im Curiohaus sind ein konkreter Ansatz, auch wenn es nicht in Ihr Täterprofil passt, dass der Mann auf direkte Art und Weise in Kontakt mit seinen Opfern getreten ist. Übernehmen Sie die Sache, Herr Haberland, und suchen Sie sich hierfür bitte selbst eine passende Kollegin als Begleiterin aus. Apropos in alle Richtungen ermitteln, können wir inzwischen Herrn Jacobsen als potenziellen Täter ausschließen? Wie verhält es sich mit seiner Geliebten? Und wie sieht der Stand der Ermittlungen in Bezug auf Monika Jacobsens frühere Mandanten aus?«, richtete Sibelius seine nächsten Fragen an die Runde.
»Malte Jacobsen hat nach wie vor kein Alibi und ist damit weiterhin im Rennen«, antwortete Weber.
»Vera Kaminski hat zur Tatzeit dagegen nachweislich
an einem Geschäftsessen in Palma de Mallorca teilgenommen, und die Durchsicht der Steuerakten hat nach wie vor keinen einzigen Hinweis auf ein mögliches Tatmotiv ergeben«, sagte Ferdinand Huber. »Ich bleibe dennoch weiter dran, Chef.«
»Einen Satz noch«, meldete sich Mettmann erneut zu Wort. »Der Täter steigert sich, er ist bei der zweiten Tat im Vergleich zur ersten wesentlich brutaler vorgegangen. Und ich denke, er ist noch nicht an seinem Ziel angelangt.«
»Ja, das sehe ich ähnlich«, sagte Sibelius. »Deshalb müssen wir auch alles in unserer Macht Stehende tun und dem Albtraum so schnell wie möglich ein Ende bereiten.«
Was meinen Sie, wollen wir heute einmal auswärts essen?«, schlug Weber seinen Kollegen im Anschluss an die Dienstbesprechung vor. »Gleich um die Ecke gibt es einen Imbiss mit mediterraner Küche. Bin am Morgen zufällig dort vorbeigekommen, und die Angebote zum Mittagstisch haben mich echt begeistert. Also, wie sieht es aus, wer kommt mit?«
»Gute Idee, Weber«, erwiderte Ferdinand Huber. »Ich bin dabei.«
Kurz darauf saßen mit Ausnahme von Verena Mendelson sämtliche Mitglieder der Sondereinheit »Totenprinz«, wie Anna ihre Soko insgeheim nannte, zusammen an einem Tisch. Die Kommissarin hatte zwischen Weber und Marc Hellweg Platz genommen und beobachtete staunend, mit welchem Vergnügen Weber seinen Krabbencocktail in sich hineinlöffelte, den er und
Lars Haberland noch zusätzlich zum Hauptgericht geordert hatten.
»Übrigens findet heute wieder ein Salsaabend im Curiohaus statt«, warf Lars Haberland kauend in die Runde.
»Dann wissen Sie ja bereits, wo Sie Ihren Abend verbringen werden, Kollege«, entgegnete Günther Sibelius. »Haben Sie schon entschieden, mit wem Sie dorthin gehen wollen? Frau Mendelson schien mir nicht gerade abgeneigt zu sein.«
Zwei Stunden später krümmten sich sowohl Weber als auch Lars Haberland vor lauter Schmerzen über der Toilette.
»Mit dem Krabbenzeug ist etwas nicht in Ordnung gewesen. Wenn ich wieder fit bin, schicke ich denen die Gewerbeaufsicht auf den Hals«, beschwerte sich Weber bei Anna, bevor er sich kreidebleich für den Rest des Tages krankmeldete.
Kurz darauf wurde die Kommissarin ins Büro ihres Chefs bestellt, wo Sibelius zusammen mit Marc Hellweg schon auf sie wartete.
»Wir dürfen den Abend nicht ungenutzt verstreichen lassen«, begann Sibelius. »Deshalb werden nun Sie beide ins Curiohaus gehen, um dort vor Ort zu ermitteln.«
Inzwischen hatte Amanda alle Einträge gelesen, die es im Internet über Cornelius Landmann gab, und festgestellt, dass sie in der Tat einem Betrüger aufgesessen war. Ja, sie hatte sich in ein Phantom verliebt, in das Bild eines Mannes, den es in Wirklichkeit gar nicht gab.
Dennoch träumte sie, sobald sie sich schlafen legte, noch immer davon, wie Cornelius sie in den Arm nahm, sie streichelte und mit ihr in ein neues, wunderbares Leben aufbrach. Ja, sie hatte sich nun einmal mit Haut und Haaren in Cornelius verliebt, weshalb es sie in den
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