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Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Titel: Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Westendorf
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Empfindlichkeit?«
    »Na ja, mir vermittelt deine Sicht der Dinge eher das Gefühl von Beliebigkeit, und ich komme langsam zu der Erkenntnis, dass ich bei dir nicht mehr an erster Stelle stehe.«
    »Du meine Güte, hast du ausgerechnet heute, wo wir beide endlich einmal Zeit füreinander haben, tatsächlich kein anderes Thema, über das du mit mir sprechen willst? Außerdem frage ich mich doch auch nicht, ob ich bei dir noch vor oder erst nach deiner Druckerei komme«, reichte Anna ihm das Rotweinglas herüber. »Also schließen wir Frieden, oder willst du hier weiter in der Ecke herumsitzen und schmollen?«
    »Frieden, in Ordnung«, prostete Tom ihr zu und machte es sich neben Anna auf dem Bett gemütlich. »Komm her«, nahm er sie in den Arm. »Und nun erzähl mal, wie ist denn dein Tag gewesen?«

8
    Amanda stand am Esszimmerfenster und schaute in den Garten, in dem eine Krähe auf einem kleinen Rasenstück hin und her hüpfte. Sie konnte Rabenvögel nicht ausstehen, obwohl sie mit ihrem glänzend schwarzen Federkleid sehr schön anzusehen waren. Ihr durchdringendes Krächzen verursachte Amanda jedoch jedes Mal, wenn sie es hörte, eine Gänsehaut.
    Plötzlich hob die Krähe den Kopf, und es kam ihr so vor, als würde der große Vogel sie durch das Fenster hindurch beobachten. Klara, die noch immer am Frühstückstisch saß, riss Amanda aus ihren Gedanken.
    »Gibt es denn gar keine Salami mehr?«, maulte das Mädchen. »Was soll ich jetzt bloß auf mein Pausenbrot tun?«
    »Was meinst du, Klara«, ging Amanda über die Frage ihrer Tochter hinweg, »wollen wir beide demnächst einmal zusammen in die Staatsoper gehen? Ich finde, du musst die dortige Atmosphäre unbedingt einmal erleben.«
    »Wozu soll das gut sein, Mum? Ich habe so oder so keine Lust mehr auf den ganzen klassischen Mist. Die Gesangsausbildung ist ja ganz o.k., schließlich will ich später in einer Band als Sängerin unterkommen. Aber lass mich bitte bloß endlich mit deinem Geklimper und Gewimmer zufrieden.«

    Inzwischen hatten sich zwei weitere Krähen draußen im Garten eingefunden. Zusammen mit der ersten standen sie nun auf dem mit Laub bedeckten Rosenbeet und hackten mit ihren scharfen Schnäbeln in der Erde herum.
    »Sieh nur«, zeigte Amanda in den Garten.
    »Die fressen doch irgendwas«, sprang Klara auf. »Ich sehe mal nach, was sie machen.«
    Als ihre Tochter über den Rasen lief, flogen die Krähen laut krächzend davon, um sich nur wenige Meter entfernt auf dem Nachbargrundstück wieder niederzulassen.
    Klara bückte sich und starrte, die Hände in die Hüften gestemmt, auf eine bestimmte Stelle im Blumenbeet.
    »Komm, Klara, es wird Zeit für die Schule«, rief Amanda in den Garten hinaus.
    »Was war denn los?«
    »Da liegt eine verweste Ratte«, grinste Klara begeistert. »Ein Riesending, sag ich dir!«
     
    Kaum war Klara fort, schaltete Amanda ihren Laptop ein und schrieb:
    Nein, Cornelius, bevor ich mich überhaupt noch einmal mit Dir einlasse, muss auf der Stelle Schluss sein mit Deinen Geheimnissen!
    Ich lasse mich von Dir nirgendwohin entführen, hast Du verstanden? Und ich will endlich sehen, mit wem ich es zu tun habe.
    Solltest Du also tatsächlich ein Foto und einen begeisterungsfähigen Vorschlag parat haben, raus
damit! Ansonsten ist für mich hier und heute Schluss, schließlich gibt es auch noch andere Adler.
    Also, entweder oder,
    Helena.
    Liebe Helena,
    Du hast ja so Recht. Jetzt ist Schluss mit dem Versteckspiel, das ich im Übrigen sehr anregend fand.
    Im Anhang findest du ein paar Fotos von mir. Leider habe ich es nicht mehr geschafft, eines von meinen wunderbaren Füßen beizulegen, denn die sind beinahe das Beste an mir.
    Jetzt aber zu meinen konkreten Vorschlägen, die Dich hoffentlich begeistern!?!?
    Ich habe Karten für Puccinis »Madame Butterfly« reserviert.
    Möglich, dass ich mit meiner Auswahl ein Risiko eingehe, denn die meisten Leute, die ich kenne, finden die Oper im Allgemeinen und »Madame Butterfly« im Besonderen ziemlich kitschig. Aber ich mag sie und wollte einer Cello spielenden Dame nicht mit etwas kommen, das jedermanns Gefallen findet. Und selbst wenn ich mich in Deinen Augen damit als sentimentales Weichei oute, sage ich aus tiefster Überzeugung »Ja« zu Puccini und zu »Madame Butterfly«.
    Zur »Entführung«: Ich habe ein Hausboot für uns gemietet, denn eine leise Stimme in meinem Inneren sagt mir, dass Du das Wasser liebst. Außerdem wollte ich Dir ganz adlermäßig etwas Besonderes

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