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Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Titel: Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Westendorf
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Hinweise.«
    »Und wie sieht es mit Hinweisen aus dem Internetforum aus? Sind Sie da weitergekommen?«, fragte Sibelius Marc Hellweg. »Haben die Mitarbeiter von ›Gute Männer für Sie‹ Hannelore Blochs Mailkontakte gespeichert?«
    »Leider nein, Chef. Ein solches Vorgehen wäre auch aus datenschutzrechtlichen Gesichtspunkten ziemlich heikel. Ich habe heute Nachmittag aber einen Termin mit dem Firmeninhaber der Plattform, mal sehen, ob ich im persönlichen Gespräch weiterkomme.« Marc Hellweg lehnte sich zurück, wobei er einen kurzen Blick zu Anna hinüberwarf.
    »Überhaupt ärgert es mich ungemein, dass ich den Mann aus dem Curiohaus selbst nicht gesehen habe«, fügte er hinzu. »Wenn ich schneller gewesen wäre, hätten wir den Kerl vielleicht noch erwischt und an Ort und Stelle befragen können.«
     
    Amanda zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug, bevor sie auf den Anhang von Cornelius’ letzter Mail klickte und die erste von drei Dateien öffnete.
    Das erste Foto zeigte einen in einem Straßencafé sitzenden Mann auf einem mediterranen Marktplatz. Das nächste zeigte denselben Mann, diesmal aber in einem blauen Arbeitsoverall über eine auf dem Boden ausgebreitete Zeichnung gebeugt. Auf dem letzten der Fotos war sein Gesicht in Großaufnahme zu sehen. Er schaute direkt in die Kamera, und seine grüngrauen, intensiv blitzenden Augen zogen Amanda auf der Stelle in ihren
Bann. Seine Gesichtszüge waren gut geschnitten, er besaß ausgeprägte Wangenknochen und volles dunkelbraunes Haar, in dem sich die ersten grauen Strähnen bemerkbar machten.
    Ohne Zweifel war er ein attraktiver Mann, doch das Anziehendste an ihm war sein Lächeln. Ein Lächeln, mit dem er die ganze Welt für sich einnehmen konnte, fand Amanda. Ein Lächeln, das demjenigen, dem es geschenkt wurde, selbst an Schlechtwettertagen den Himmel auf der Stelle blau färben konnte.
    Schön und gut, dachte Amanda, aber welcher Mann besaß schon in Realität ein solches Lächeln? Sie kannte jedenfalls keinen einzigen. Wie auch immer, was würde sie sich schon groß vergeben, wenn sie sich mit ihm traf?
    Gar nichts, sie würde nur gewinnen und feststellen können, ob sich hinter Cornelius’ anziehender Fassade tatsächlich ein Mann verbarg, der hielt, was sein Lächeln versprach.
     
    Amanda schrieb:
    Gut Cornelius,
    Du hast den Striptease angeboten, also möchte ich auch alle Details über den geplanten Ausflug wissen. In welchem Teil unserer schönen Stadt ankert Dein Boot überhaupt? Etwa bei Blohm und Voss auf dem Trockendock?
    Deine Idee mit der Oper ist klasse, und danke für die Fotos,
    die sind gar nicht mal übel.
    Helena
    Cornelius antwortete:
    Ich habe Dir doch schon gesagt, dass ich ein Hausboot gemietet habe, und Du weißt auch, dass es stadtnah liegt. Wie auch immer, Du bist vom Boot aus auf jeden Fall mit ein oder zwei Schritten schon wieder an Land, versprochen. Wie ist es, willst Du jetzt einen Adler oder doch lieber wieder einen Spatz kennenlernen?
    Wollen wir uns nicht erst einmal treffen, zusammen in die Oper gehen und anschließend entscheiden, wie es weitergeht?
    Die Karten sind für die Vorstellung am Donnerstag um zwanzig Uhr reserviert. Ich werde um halb acht vor dem Haupteingang auf Dich warten.
    Hoffnungsvoll,
    Cornelius
    Unglaublich, schimpfte Amanda. Immer wollte er bestimmen, wo es langging. Doch sollte sie nur aus diesem Grund hier und heute den Kontakt zu ihm abbrechen und weiterleben wie bisher? Und was bedeutete das überhaupt, überlegte Amanda.
    Ja, wie fühlte es sich an, wenn man sich total festgefahren hatte? Wenn man ein Leben führte, in dem es kein Vorankommen mehr gab?
    Was war dieser Schrecken schon verglichen mit ein wenig Kompromissbereitschaft und der Hoffnung, durch Cornelius schon bald eine neue Heimat und eine neue Basis für ihr Leben zu finden.
    Schließlich war das, was sie quälte, vor allem die
Angst vor der Einsamkeit und die Befürchtung, alles, was sie besaß, zu verlieren. Mochten Max und Klara auch eines Tages von hier fortgehen, war sie selbst sich doch immer sicher gewesen, dass sie nie irgendwo anders leben würde als hier, an diesem Ort. Schließlich hatte sie hier gefunden, wonach sie immer gesucht hatte. Eine Heimat, in deren Boden sie tiefe Wurzeln geschlagen hatte.
    Wäre sie doch nur in der Lage, Max auszuzahlen und zusammen mit Klara weiter in ihrem Haus wohnen zu können!
    Für Amanda ging es nun schlicht und einfach ums Überleben. Nein, sie hatte wirklich

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