Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz
bieten.
Also, wie ist es? Willst Du meine Vorschotfrau sein?
Auf unserem Boot könnten wir ein paar ungestörte Stunden inmitten der Stadt genießen. Ganz für uns in unserer eigenen Welt sein.
Helena, ich möchte wirklich nicht Gefahr laufen, Dich zu verlieren, noch bevor ich Dich überhaupt richtig kennengelernt habe. Wenn Du also darauf bestehst, dass ich Dir hier und jetzt jedes Detail meiner Überraschung verraten soll, mache ich das natürlich gern. Auch wenn das Vergnügen dadurch etwas geschmälert wäre.
Wichtig ist nur, dass Du mitkommst.
Also, wie sollen wir es machen?
Ich hab die Regenhose bereits an und die Angel gezückt.
Dein Cornelius
Inzwischen war das Spiel vorhersehbar, teilweise sogar schon langweilig geworden, dachte er. Ein kleiner Stoß genügte, und schon fingen die Puppen an zu tanzen.
Ja, manchmal beunruhigte ihn die Macht, die er über Frauen besaß, geradezu. Aber konnte man Frauen wie Helena überhaupt zur Spezies Mensch zählen?
Weiber waren so leicht zu durchschauen. Dennoch fiel es ihm schwer, ihnen zu widerstehen. Dabei hatte er noch keine Einzige kennengelernt, die ihm auch nur ansatzweise ebenbürtig gewesen wäre. Doch was machte das schon, schließlich wollte er ja auch keine Partie Schach mit ihnen spielen.
Weiber hatten Titten. Und Weiber hatten eine Möse, die
ihn ungeheuer anzog und gleichzeitig wehrlos machte. Weiber waren der Schlüssel zum Leben und der Nagel zum Sarg ihrer Männer. Und Weiber wollten leiden, ja, sie waren geradezu ganz versessen darauf.
Wie verteufelt schnell und effektiv sie sich untereinander vernetzen konnten. Es war nahezu unmöglich, eine einzelne Frau kennenzulernen, ohne nicht auch gleich den Kreis ihrer Freundinnen mit am Hals zu haben. Eine Tatsache, die sie unberechenbar und auch gefährlich machte.
Melli war die einzige Ausnahme von der Regel gewesen. Ganz allein und ohne den Beistand ihrer Freundinnen hatte sie sich weit aus dem Fenster gelehnt. Hatte ihn eingefangen und so lange umworben, bis er vollkommen wehrlos wie eine Stubenfliege im Spinnennetz gewesen war. Doch dann hatte sie ihr wahres Gesicht gezeigt. Bei jeder Kleinigkeit hatte sie gezetert und an ihm herumkritisiert. Ganz gleich, was er tat und um was es ging, sie hatte ihm immer die Hölle heißgemacht. Für eine Weile war sie die Siegerin in einem armseligen Spiel gewesen und hatte ihren Triumph zusätzlich noch ausgekostet, indem sie ihn zu einer Witzfigur gemacht hatte. Denn viel lieber als mit ihm hatte Melli mit anderen Kerlen herumgevögelt.
Zum Glück hatte er sich irgendwann aus ihrem Spinnennetz befreit und war zum Schluss als wahrer Sieger aus dieser Geschichte hervorgegangen. Doch das war alles lange her, und seitdem hatte er große Fortschritte gemacht. Ja, inzwischen war er auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben, in dem es keine Niederlagen mehr gab. Die Zukunft, das war Helena, in deren sehnsuchtsvolle
Augen er zu gegebener Zeit hineinstechen würde. Seine Seele war so rein wie die eines neugeborenen Jungen. Von nun an würde er kein Opfer mehr sein, sondern nur noch Täter.
»Das Ergebnis des DNS-Abgleichs zwischen dem in der Gartenlaube sichergestellten Kaugummi und der auf der Plastikplane gesicherten Haarprobe ist da, Chef«, ergriff Verena Mendelson auf der morgendlichen Dienstbesprechung das Wort. »Es gibt eine hundertprozentige Übereinstimmung.«
»Danke, dann können wir also ab heute mit Sicherheit davon ausgehen, dass wir es in beiden Fällen mit ein und demselben Täter zu tun haben«, sagte Günther Sibelius. »Und es gibt auch etwas Neues zum Autopsieergebnis von Hannelore Bloch«, gab er das Wort an Dr. Severin weiter.
»Wie zu vermuten war, haben sich in der Vagina des zweiten Opfers wie schon beim ersten winzige Rückstände der gleichen Metalllegierung befunden«, begann der Rechtsmediziner. »Doch im Unterschied zu Monika Jacobsen haben wir im Anus von Hannelore Bloch keinerlei Spuren davon entdeckt. Was möglicherweise mit der Tatsache zusammenhängt, dass Frau Bloch noch gelebt hat, als ihr die vaginalen Verletzungen zugefügt worden sind. Insgesamt lässt sich sagen, dass ihre Wunden auch weit weniger tief gewesen sind.«
»Hört sich tatsächlich so an, als ob das Schwein noch üben würde«, meinte Ferdinand Huber. »Der Kerl muss sich wohl erst an das Gefühl gewöhnen, dass seine Opfer noch leben, während er sie quält.«
»Ja, es ist offensichtlich, dass sich die Wut des Mannes beim letzten Opfer noch
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