Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Titel: Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Westendorf
Vom Netzwerk:
beide Hände stützte.
    Vermutlich war Jan um diese Zeit sowieso nicht zu erreichen, überlegte sie, aber falls doch, was sollte sie ihm sagen? Wahrscheinlich war er gar nicht mehr an ihr interessiert, was sollte er auch mit einer Frau, die um so viele Jahre älter war als er selbst. Außerdem lebte er mittlerweile mit der attraktiven Paola zusammen. Wusste die vielleicht sogar von seiner kurzen Affäre mit ihr? Nein, Anna wollte sich nicht lächerlich machen, indem sie Jan aus heiterem Himmel und ohne jede Vorwarnung um ein Treffen bat. In Gedanken hörte sie ihn bereits höflich, wenn auch ein wenig verwundert, auf ihren Vorschlag antworten.
    »Anna, du hast Recht, wir haben uns wirklich lange nicht mehr gesehen. Paola und ich freuen uns deshalb auch schon sehr, euch alle demnächst in Hamburg zu sehen.«
    Nein, das muss ich anders machen, dachte Anna, während sie den Motor des Wagens startete. Zu Hause angekommen
zog sie sich ins Schlafzimmer zurück, kuschelte sich mit dem Laptop auf den Knien unter die Decke und tippte:
    Hallo Jan,
    wie geht es Dir in London?
    Wir beide haben schon lange nichts mehr voneinander gehört, und Tom hat mir erzählt, dass Du demnächst nach Hamburg kommst.
    Hast Du Lust, mich zu sehen?
    Liebe Grüße,
    Anna
    Meine Güte, wie förmlich. Was für ein ausgemachter Schwachsinn, dachte Anna, als sie die Zeilen noch einmal überflog, schickte sie dann aber dennoch ab, nachdem ihr trotz längerem Überlegen nichts Besseres eingefallen war.
    Im unteren Stockwerk des Hauses war es plötzlich laut geworden, denn Ben und Paul waren kurz hintereinander nach Haus gekommen.
    »Mama, bist du hier?«, brüllte Paul die Treppe hinauf.
    »Einen Moment, ich komme gleich«, rief Anna zurück, schaute aber, bevor sie den Laptop ausschaltete, noch ein letztes Mal in ihren Posteingang. Und obwohl noch keine zwei Minuten vergangen waren, hatte Jan bereits geantwortet.
    Liebe Anna,
    schön, dass Du Dich meldest, ich habe Dich sehr vermisst.

    Treffen jederzeit. Wie wäre es mit übermorgen Abend? Oder früher? Wenn du willst, buche ich sofort einen Platz für den nächsten Flieger.
    Nee, jetzt mal ernsthaft. Ich habe mit Tom besprochen, dass ich euch in der Winterpause in ungefähr drei Wochen besuchen komme. Andererseits habe ich übernächstes Wochenende spielfrei und noch nichts Besonderes vor. Also, wie sieht es aus, Anna, wollen wir uns dann wieder unten am Hafen im »Lusitano« treffen?
    Am Samstag vielleicht?
    Jan
    Anna antwortete schnell, bevor sie zu ihren Söhnen hinunterging:
    Ja, Samstag gegen siebzehn Uhr im »Lusitano« ist gut. Werde zur Sicherheit einen Tisch für uns reservieren. Ich freu mich auf dich!
    Anna
    Diesmal schickte Anna ihre Mail an Jan ab, ohne ihre Wortwahl noch einmal zu überdenken. So, dachte sie, damit ist der erste Schritt getan, Paula wird stolz auf mich sein.
    »Mama, was machst du denn so lange da oben?«, beschwerte sich Paul lautstark. »Du musst unbedingt meinen Aufsatz lesen!«
    »Bin gleich da«, gab Anna zur Antwort. Danach löschte sie ihre E-Mails an Jan und beeilte sich mit dem Umziehen, um mit ihren beiden Söhnen bis zur Schlafenszeit
noch einen gemütlichen Abend zu verbringen. Tom fehlte, wie so oft in den letzten Wochen. Allerdings hatte er ausnahmsweise einmal nicht in der Druckerei zu tun, sondern versuchte, auf einer Geschäftsreise quer durch Norddeutschland neue Kunden zu akquirieren.
     
    Eine Reisetasche, in der sich ihr kleines Schwarzes, hohe Schuhe und ein Bolerojäckchen befanden, in der Hand machte sich Amanda auf den Weg zu ihrer Freundin Doris, bei der sie sich für die Oper umziehen wollte. Den Nachmittag hatte sie zusammen mit Klara verbracht und zuletzt noch den Abendbrotstisch für die Familie gedeckt.
    »So, dann bin ich für heute weg«, rief Amanda zum Abschied ins Wohnzimmer, in dem ihre Tochter vor dem Fernseher saß.
    »Mhmm«, brummte Klara.
    »Musst du denn für die paar Meter zu Doris wirklich das Auto nehmen, Amanda?«, beschwerte sich Max aus der Küche. »Die ewigen Kurzstrecken werden den Motor eines Tages noch vollständig ruinieren.«
    »Ja, muss ich, und dann tschüss bis morgen«, antwortete Amanda nur und warf die Haustür hinter sich zu.
     
    Nachdem sie sich umgezogen und dabei Doris’ Ermahnungen, nur ja vorsichtig zu sein, über sich hatte ergehen lassen, steuerte Amanda den Harburger Bahnhof an. Sie stellte den Wagen im danebenliegenden Parkhaus ab und stieg kurz darauf in die S-Bahn, wo sie sich mit ihrer

Weitere Kostenlose Bücher