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Totenreigen

Totenreigen

Titel: Totenreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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Wir
überlegen gerade, wie wir das nutzerfreundlich präsentieren können. Vielleicht
kriegen wir noch einen Raum in diesem Gebäude. Dabei ist es noch lange nicht so
weit.«
    »Was meinen Sie mit ›wir‹?«, fragte Lüthje.
    »Äh, Herr Sundermeier und ich. Er hat einen Blick für diese Dinge.
Obwohl er es nicht gelernt hat wie ich. Aber er versteht mich.« In ihrem
Gesicht arbeitete es für einen Augenblick, dann hatte sie sich wieder gefangen.
    »Von wem wurden die Bücher gestiftet?« Lüthje hatte so eine Ahnung.
    »Von Herrn Dr. Sundermeier, Lamberts Vater. Er hat auch Mittel
bereitgestellt, um die mit der Katalogisierung verbundenen Kosten zu decken.«
Sie sah Lüthje plötzlich an, als ob sie ihn das erste Mal sehen würde. »Sagen
Sie, wer sind Sie überhaupt? Sind Sie aus Laboe?«
    »Ja. Lüthje. Eric Lüthje. Kriminalhauptkommissar Lüthje.«
    »Oh«, machte Frau Sternberg und hielt eine Hand vor den Mund. »Äh,
das tut mir leid, ich …«
    »Macht nix, ich liebe meinen Beruf. Ich hoffe, die Chronik hat keine
Kratzer bekommen. Darf ich ein paar Seiten kopieren und das Buch trotzdem
ausleihen?«

10.
    Draußen rief Lüthje im Büro an. Er gab die Namen der
ehemaligen Lehrerkollegen von Ursula Drübbisch durch, die unter dem Foto
genannt waren. Vehrs und Hoyer sollten alle bisherigen und gegenwärtigen
Wohnsitze ermitteln.
    Vehrs informierte ihn darüber, dass Horst Drübbisch im Kieler
Jachthafen tatsächlich einen Liegeplatz hatte. Lüthje ließ sich die Adresse des
Maklers des Drübbisch-Hauses geben und beendete das Gespräch.
    Er verstaute die Chronik im Rucksack und brauchte die Dorfstraße nur
zweihundert Meter weiter hinunterzufahren. Das Büro des Maklers Norbert
Striedel befand sich in einem Wohnblock auf dem ehemaligen Grundstück der Beeke
Sellmer. Lüthje erschien das irgendwie folgerichtig. Ein Schild am
Grundstückseingang erinnerte an ihren Namen.
    Das Büro war in einer der Eigentumswohnungen im Erdgeschoss.
»Norbert Striedel Immobilienberatung«, stand in goldfarbener Schreibschrift auf
einem durchsichtigen Plastikschild.
    Auf sein Klingeln öffnete eine ältere Dame, die Lüthjes Dienstmarke
und Rucksack mit einem pikierten Blick quittierte. Sie führte ihn in ein
Zimmer, in dem sich bei Lüthjes Eintreten ein älterer Mann schwerfällig hinter
seinem mächtigen Eichenschreibtisch erhob. Er gab Lüthje mit sanftem Druck die
Hand und sagte zu der Frau: »Danke, Ute.«
    Sie verließ das Zimmer.
    Das Arbeitszimmer machte einen sehr privaten Eindruck. Dicke
Perserteppiche, dunkle, schwere Vorhänge und noch dunklere Eichenmöbel ließen
in Lüthje ein beklemmendes Gefühl aufsteigen.
    Der weiche Besuchersessel hielt ihn umschlossen wie eine Riesenhand.
Das Zimmer war offensichtlich klimatisiert. Es war kühl. Zu kühl. Aber
vielleicht schwitzte der übergewichtige Herr Striedel leicht. Er klemmte sich
ächzend hinter seinen Schreibtisch. An der Wand hinter ihm hing ein Kreuz.
    »Sie haben mich erwartet?«, fragte Lüthje.
    »Ich habe damit gerechnet. Ich bin ja ein Zeuge oder so was
Ähnliches.«
    »War das ein Schock für Sie?«
    »Was denken Sie denn? Sie haben es doch sicher auch gesehen. Überall
Blut. Ich darf überhaupt nicht mehr daran denken.«
    »Aber Sie tun es trotzdem?«
    »Wie machen Sie das bloß? So was gehört ja zu Ihrem Beruf!«
    »Ich weiß, dass der Anblick die erste Spur ist, die zum Täter führt.
Das hilft.« Und meine Knäckebrotkrümel, dachte Lüthje. »Wie lange waren Sie im
Haus?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin rein und wieder raus.«
    »Und Sie haben die Tür hinter sich nicht abgeschlossen.«
    »Ich war wohl zu sehr mit mir selbst beschäftigt«, sagte er giftig.
    »Sie haben sich übergeben?«
    »Ja.« Er tupfte sich mit dem Taschentuch die trockene Stirn und
danach die Mundwinkel. »Als ich draußen war.«
    »Besser als drinnen. Wegen der Spurensicherung. Haben Sie etwas
bemerkt, woraus man schließen könnte, dass außer Ihnen gleichzeitig noch jemand
im Haus war?«
    »Sie meinen den Täter?«
    »Vielleicht aber auch jemand anders.«
    »Ich habe Gott schon tausendmal gedankt, dass ich dem Täter nicht
begegnet bin.«
    »Was wollten Sie im Haus?«
    »Das habe ich doch schon Ihren Beamten gesagt«, antwortete er
gequält.
    »Dann sagen Sie es mir noch mal.«
    »Ein Interessent wollte das Haus besichtigen, und ich wollte
nachsehen, ob alles in Ordnung ist.«
    »Es stand doch schon seit sechs Monaten leer. Was sollte da nicht in
Ordnung gewesen sein?«,

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