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Totenruhe

Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jörg Hennecke
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total illegal. Aber Männer machten zuweilen merkwürdige Dinge, wenn Simone sie darum bat. So bekam sie nicht nur eine Liste mit Telefonnummern, sondern die Klarnamen dazu. Da waren interessante Leute dabei, mit denen sie sich noch beschäftigen würde. Ein Gespräch strich sie gleich an, das sollte Vorrang haben. Sie wusste genau, dass sie mit Humdorf auch über den Bestattungsunternehmer Justus Krause alias Himmelfahrt gesprochen hatte. Humdorf hatte mit Unschuldsmine versichert, den Mann und seine Firma nicht zu kennen. Aber hier war ein Anruf von ihm bei Krause verzeichnet. Sie schrieb sich das Datum heraus und griff nach den Berichten des Lindenkurier . Dazu hatte sie Aufzeichnungen von Recherchen bei der Polizei und dem Sozialamt. Kein Zweifel, Humdorf hatte Krause genau an dem Tag angerufen, als der angeblich vom Sozialamt den Namen Preul für seine unbekannte Leiche mitgeteilt bekam. Zufall? Simone Witte glaubte an Zufälle beim Lotto, aber nicht in ihrem knallharten Geschäft.
     

22.
     
    Haupt-Kommissar Stoll blätterte in seiner Akte und schaute verdrießlich auf Sauerbier. »Die Medizinmänner haben die Leiche von Preul genau untersucht. Fremdeinwirkungen waren nicht erkennbar. Und 1,7 Promille Alkohol sind bei Obdachlosen Betriebstemperatur und kein Grund für einen plötzlichen Tod.«
    Eigentlich sollte er sich intensiver mit einer neuen Erscheinung beschäftigen, die von erheblich größerem Kaliber war. Er hatte eine Meldung vom Bundeskriminalamt, dass Hannover eine beginnende Rolle als Drehscheibe im internationalen Rauschgiftschmuggel spielen könnte. Es gebe da ernste Hinweise, die Polizei solle dem mit aller Diskretion nachgehen, denn der Verdacht beträfe mehrere Firmen im Umkreis.
    Irgendwie kreuzt das meine Linien, dachte Stoll. Oftmals hängt eben alles mit allem zusammen. Preul und Rauschgift? Er verwarf den Gedanken. Nein, das natürlich nicht.
    Stoll war mit seiner Akte beschäftigt und murmelte: »Die Flasche. Die Schnapsflasche steckte in seinem Schlafsack.« Er griff zum Telefon, wählte eine kurze hausinterne Nummer. »Sind die letzten Habseligkeiten der Leiche Karl Preul noch an Bord? Ach, ja? So … die müssen Sie einige Zeit aufheben für mögliche Erben? Sehr gut. Nein, diesmal wohl kaum für die Erben. Ich will, dass die dabei befindliche angebrochene Schnapsflasche sehr sorgfältig auf Fingerabdrücke untersucht wird. Vermutlich sind die von Preul drauf, er wird nicht freihändig getrunken haben, vielleicht gibt es da aber noch ein wenig mehr …«
    Der Pastor war beeindruckt. »Sehr klug, Herr Kommissar. Wer trinkt seinen Schnaps schon gern allein?« Stoll warf dem Pastor einen vernichtenden Blick zu. Der erkundigte sich schnell. »Was meinen Sie, Herr Haupt-Kommissar, zum Totenschein vom Tierarzt?« Stoll lachte. »Da will uns einer mit den letzten Taschenspielertricks hinters Licht führen. Der Tierarzt hat den Schein nicht ausgestellt, das steht nun mal fest. Also eine Fälschung. Bleibt die Frage, warum dafür ein Tierarzt herhalten musste. Und natürlich, warum jemand Preul drei Jahre vor seinem tatsächlichen Ableben für tot erklärt hat.«
    »Verwirrungstaktik«, merkte Sauerbier an. Stoll nickte und fühlte sich zum ersten Mal mit seinem Helfer vom Kriminalpsychologischen Dienst einig.
    ›Willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit‹, dachte Sauerbier für sich selbst, ›so tue Gutes, so wirst du Lob von ihr haben.‹ Aus Gewohnheit kam es dann aber über seine Lippen: »Römer 13.« Stoll war ganz in seinen Akten. »Sie mich auch.«
     

23.
     
    »Lindemann, heute um Mitternacht läuft die Show an der Friedhofskapelle. Eine schwarze Messe. Die sind so frech, dass sie ihr frevelhaftes Tun sogar im Internet ankündigen. Da müssen wir hin. Wir verschanzen uns hinter der Grabstätte der Barone von Alten, von dort können wir gut beobachten. Halb zwölf vor dem Friedhof.« Als er den Telefonhörer auflegte, wusste Lindemann, dass Widerspruch sinnlos war. Schließlich hatte das Detektivspiel seine Reize für einen korrekten Beamten, der tiefsitzende Neigungen im Amt nicht ausleben konnte.
    Lindemann ging wie üblich zu Fuß. Auf dem Parkplatz am Stadion stand einsam ein knallroter Peugeot 208 und Lindemann überlegte, woran ihn der erinnerte. Vor der Villa Osmers lenkte eine Person seine Aufmerksamkeit ab, die ebenfalls in Richtung Friedhof ging. Nach den Bewegungen musste es sich um eine Frau handeln. Sie ging ungeniert, als sei es das Normalste von der

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