Totenruhe
lassen?«
Er grinste. »Und da habe ich mir eingebildet, ich könnte Sie überraschen.«
»Ich könnte mir keinen anderen Grund dafür vorstellen, dass Sie sich mit mir vor einem Juwelierladen treffen wollen.«
»Na, um einen Nasenring für O’Connor zu besorgen, natürlich«, sagte er und hielt mir die Tür auf.
»Nächstes Mal drücke ich den ›Warteschleife‹-Knopf«, erwiderte ich und ging in den Laden.
»Apropos Warteschleife«, sagte er, während er mir folgte. »Ich muss Sie bitten, die Informationen zurückzuhalten, die Sie heute zu hören bekommen werden. Dass Sie sie nicht in einem Artikel verarbeiten, bis ich Ihnen sage, dass man sie veröffentlichen darf. Können Sie mir das versprechen?«
Ich stellte seine Entschlossenheit in diesem Punkt ein wenig
auf die Probe, musste aber feststellen, dass er nicht zu erweichen war, und so willigte ich ein, allerdings nicht ohne meinerseits Bedingungen zu stellen. »Wenn Sie mir im Gegenzug versprechen, dass Sie es nicht einfach nur zum Spaß hinauszögern«, sagte ich. »Ach - und falls ich diese Informationen auf anderem Wege bekommen kann …«
»Können Sie nicht«, versicherte er. »Aber gut, ich akzeptiere Ihre Bedingungen.«
Mr. Belen war ein älterer Herr mit einem charmanten Akzent, den ich allerdings nicht ganz einordnen konnte. Er hielt ein paar Fotografien in der Hand.
»Mr. Belen ist Mrs. Linworths Juwelier«, erklärte Lefebvre. »Bevor sie ihrer Tochter die Halskette geschenkt hat, hat sie Mr. Belen gebeten, sie zu reinigen und etwaige lockere Fassungen zu reparieren. Heute hat er mir erzählt, dass er seine fertige Arbeit fotografiert hat.«
»Ja, genau«, bestätigte Belen und seufzte. »Es tut mir ja so Leid, dass die Kette das nächste Mal unter so schrecklichen Umständen gesehen worden ist. Ich kannte Miss Kathleen. Ein reizendes Mädchen.«
Er zeigte uns die Bilder - zwei schöne Doppelreihen mit runden Diamanten. Er breitete ein Stück schwarzen Samt aus, und Lefebvre legte sachte zwei kleine Teile der Halskette darauf, die noch zusammenhingen, und daneben sechsundzwanzig lose Diamanten. Auf meinen fragenden Blick hin sagte Lefebvre: »Die meisten davon haben wir unter den Leichen und in Spalten im Kofferraum gefunden.«
Sie waren verschieden groß, und Mr. Belen sprach rasch, während er sie sortierte. »Es müssten hundertzwanzig Stück sein«, sagte er.
»Wir haben einundvierzig gefunden.«
Mr. Belen zog eine Augenbraue hoch.
»Ich will nicht behaupten, dass wir bei der Sicherung von
Beweismitteln immer perfekt sind, aber bei etwas so Wertvollem und in einem solchen Fall sind wir extrem vorsichtig. Diese Diamanten wurden unter den strengstmöglichen Sicherheitsvorkehrungen eingesammelt.«
»Könnten noch weitere Diamanten im Wagen liegen?«
»Jeder Zentimeter dieses Wagens und alles, was darin war, ist gründlich durchsucht worden. Wir haben noch viel kleinere Beweisstücke gefunden als Diamanten.« Er wandte sich zu mir um. »Das ist nicht zur Veröffentlichung bestimmt.«
»Klar, warum sollte ich auch irgendjemandem erzählen, dass Sie Ihre Arbeit tun?«
Mr. Belen sortierte weiter die Diamanten. Schon bald war klar, dass die meisten der fehlenden Steine aus einem Mittelteil stammten, dem Teil, der beim Tragen am tiefsten hing - und in dem sich die größten Diamanten befanden.
»Vielleicht hat ihr Mörder einfach nach der Halskette gegriffen und daran gezogen«, mutmaßte ich, »und das behalten, was er dann in der Hand gehabt hat. Dann hat er sich noch ein paar mehr in die Taschen gesteckt.«
»In aller Eile«, stimmte Lefebvre zu.
»Und er hat sich die Steine genommen, nachdem er Katy umgebracht hatte«, sagte ich.
»Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Belen.
»Wenn sie noch gelebt hätte, hätte er sie wohl einfach gezwungen, die Kette abzunehmen und ihm zu geben. Dann lägen keine losen Steine im Kofferraum.«
»Sie sind nicht schwer zu identifizieren, falls der Mörder sie unverändert behalten hat«, sagte Belen, »aber ich würde schätzen, dass er sie neu hat schleifen lassen. Dieser Stil, Diamanten zu schleifen, ist aus der Mode gekommen. Die neueren Schleifmethoden brechen das Licht der Steine auf eine Weise, die sie heller leuchten lässt.«
Lefebvre und ich machten Bilder, nachdem Belen die Diamanten in der richtigen Reihenfolge arrangiert hatte. Belen
gab Lefebvre Abzüge von den Fotos, die er im Dezember 1957 gemacht hatte, und sah mich entschuldigend an.
»Detective Lefebvre lässt mir
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